Bad Berleburg. Für das Land sind es rund 400.000 Euro jährlich. Aber auch für den Kreis und die Stadt Bad Berleburg stehen hohe Summen in der Kalkulation.
Es war ein klares, wenn auch denkbar knappes Ergebnis am Freitagabend in Siegen. Mit 30 zu 20 Stimmen votierte der Kreistag Siegen-Wittgenstein für eine Fortführung des Wisentprojektes. Möglicherweise haben die Folgekosten, die auf das Land NRW, den Kreis und auch die Stadt Bad Berleburg zukommen könnten, diese Abstimmung stark beeinflusst.
Immerhin stehen für das Haushaltsjahr 2023 unterm Strich jeweils 78.500 Euro für den Kreis und die Stadt – und ab dem Haushaltsjahr 2024 wäre es dann 97.500 Euro jährlich. So lesen sich die Vorlagen aus dem Kreistag, die vorsehen, dass sich kreis und Stadt immer zu gleichen Teilen einbringen, während das Land in diesem Jahr 398.000 Euro und dann jährlich 400.000 Euro beisteuern müsste.
Auf jeden Fall werden im Kreishaus in Siegen die Karten nun neu gemischt. Der Kreis Siegen-Wittgenstein will mehr Einfluss auf das Projekt nehmen, wenn er schon mehr bezahlen muss. Das macht der zuständige Dezernent Arno Wied auf Nachfrage der Redaktion deutlich: „Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat das Projekt in der Vergangenheit – wie z.B. das Land auch – immer als ein privat initiiertes und gesteuertes Vorhaben eingestuft, das der Kreis wohlwollend begleitet und in einem sehr begrenzten Umfang finanziell unterstützt hat. Mit dem jetzt gefassten Beschluss hat der Kreistag das Projekt auch als neue freiwillige Aufgabe des Kreises eingestuft und damit die Tür dafür geöffnet, dass die Kreisverwaltung auch selbst Maßnahmen wahrnehmen, durchführen oder veranlassen kann, die im Zusammenhang mit diesem Projekt notwendig werden.“
Zusagen des Landes nicht sicher
Als klares Signal wertet Wied, dass das Land auch bereits eine 100-prozentige Finanzierung für Planung und Errichtung eines Gatters und der Fanganlage in Aussicht gestellt habe. Allerdings ist dies nach Recherchen dieser Zeitung noch nicht ganz gesichert. Diese Finanzierung ist aber ein Grundpfeiler des Managementkonzeptes, das der Runde Tisch erarbeitet hat. Nur so können Tiere besendert, die genetisch Vielfalt untersucht und auch Familiengruppen entnommen und in andere Projekte vermittelt werden, um die Zahl der freilebenden Wisente von 40 auf 20 bis 25 zu bringen.
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Davon unbeeindruckt setzt der Kreis seine Planungen auf Basis des Runden Tisches fort: Der Beschluss des Kreistages eröffne die Möglichkeit, dass der Kreis für alle sonstigen Maßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Projekt notwendig werden, aktiv werden könne. Dies gelte vor allem so lange noch kein anderer Projektträger gefunden worden sei. Es bleibe abzuwarten, ob und in welchem Umfang dies z.B. mit der Fütterung oder Betreuung der Tiere in nächster Zeit notwendig werde. Aber auch danach soll der Einfluss des Kreises bei einer Fortführung des Projektes wachsen, was in der bisherigen Struktur des Trägervereins nicht möglich gewesen sei: „Der Kreistag hat mit seinem Beschluss auch eine konkrete Mitwirkung und Beteiligung an einer zukünftigen Trägerstruktur ermöglicht. Auch dies entspricht den Empfehlungen des Runden Tisches“, so Wied.
Nicht neu war und ist die Beteiligung des Kreises am Schadensfonds, der beispielsweise die Schälschäden an den Buchen der klagenden Waldbauern übernommen hat. Arno Wied beschwichtigt aber insgesamt beim Thema Kosten: „Die in der Verwaltungsvorlage genannten Finanzierungsbeiträge des Kreises sind insoweit auch als nachrangig zur Verfügung stehende Mittel zu verstehen, die dann eingesetzt werden können, wenn es tatsächlich notwendig wird.“
Das sagt die Stadt Bad Berleburg
Einen weitaus größeren Beitrag als bisher muss künftig die Stadt Bad Berleburg leisten. Im Rathaus wurde der Beschluss des Kreistages aber sehr wohlwollend kommentiert: „Wir begrüßen zunächst einmal das Ergebnis des Runden Tischs als zukunftsweisende Entscheidung für den Fortbestand und die Weiterentwicklung des in Westeuropa einzigartigen Artenschutzprojektes – dies gilt insbesondere auch mit Blick auf den bereits gefassten Beschluss des Kreistages. Das zukünftige Mitwirken der Stadt Bad Berleburg in einer gemeinsamen Stiftung werden wir selbstverständlich in unseren zuständigen politischen Gremien gemeinsam abstimmen“, schreibt die Stadt auf Nachfrage dieser Zeitung.