Bad Berleburg. Das technische Hilfswerk feiert: Die Gründung in Bad Berleburg vor über 60 Jahren und zwei besondere Menschen, die das nicht ahnten.
„Sechs spannende Jahrzehnte. Tolle Menschen, viel Kompetenz und Engagement. Das ist das THW Bad Berleburg“. Mit seiner Begrüßung anlässlich des 60-jährigen Bestehens des THW-Ortsverbandes Bad Berleburg traf Landesbeauftragter Nicolas Hefner den Nagel auf den Kopf.
Diese Menschen, die teils seit vielen Jahren dem Ortsverband nicht nur die Treue halten, sondern auch ihren ehrenamtlichen Dienst und oft anspruchsvollen Einsatz den Menschen in Not zur Verfügung stellen, saßen am Samstagabend in ihrer neu errichteten Fahrzeughalle an der Sauerlandstraße und standen endlich einmal nicht im Mittelpunkt, weil sie in einer großen Katastrophe schnelle Hilfe bringen mussten. Diesmal standen die Männer und Frauen im Mittelpunkt, weil man ihnen und ihren Familien danken wollte. Für „60 Jahre herausragendes Engagement“, so formulierte es Nicolas Hefner. „Wir haben hier Kaufleute, Elektroniker, Verkäufer, oder Lehrer – sie helfen Menschen, die in Not sind. Sie investieren und packen an. Das THW hat Sie, liebe Ehrenamtliche“, wandte er sich an seine Kameraden.
Größter Einsatz des THW
Dabei beleuchtete der Landesbeauftragte die vielfältigen Aufgaben der Helfer: „Nur ein Beispiel: Das Ahrtal und die Eifel, der größte Einsatz in der Geschichte des THW“. Hier haben die Helfer aus Bad Berleburg nach der Flutkatastrophe Gewaltiges geleistet. Ein Satz, den THW-Helfer Jan Lucas Krause damals nach seinem Einsatz in einem Interview sagte, hallt dabei bis heute noch nach: „Wo wir standen, da waren mal Häuser“. Auch Hilfsgütertransporte in die Ukraine, oder Erdbebenhilfe in der Türkei nannte Nicolas Hefner als wichtige Aufgaben des THW.
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Der Landesbeauftragte vergaß nicht, auch die Familien der Helfer zu würdigen: „Man darf nicht vergessen, dass unsere Kräfte sich bei ihren Einsätzen auch in Lebensgefahr begeben. Deshalb sind auch die Familien mit ihren Leistungen, wenn sie ihre Lieben in den Einsatz gehen lassen, nicht zu unterschätzen“.
Wertschätzung für Arbeit in Bad Berleburg
Die Wertschätzung kam nicht nur vom Landesverband, sondern auch aus den Reihen der Politik und der Partner des THW-Ortsverbandes: So formulierte es die heimische Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach mit dem Kürzel LED. „Loben, Ehren, Danken. Loben für Eure tolle Halle, die Pflege Eurer Fahrzeuge und Geräte – Ihr habt einfach alles im Schuss. Ehren für das, was Ihr für uns alle tut, und Danke kann man nicht genug sagen an die Familien und für Eure vielen Stunden Einsatz, Ihr seid immer auf dem neuesten Stand“. „Ihr leistet unglaubliche Arbeit. Und das seit 61 Jahren“, würdigte Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann die Arbeit der Helferinnen und Helfer. Guido Hermann von der Bundeswehr Erndtebrück rief noch einmal die zivil-militärische Zusammenarbeit im Katastrophenfall in Erinnerung und freute sich sehr, dass diese zwischen der Hachenberg-Kaserne und dem THW Bad Berleburg hervorragend und partnerschaftlich funktioniert.
„Habt Ihr Euch eigentlich gefragt, warum wir heute 60+1 Jahr feiern?“, fragte Volker Diekmann in seiner anschließenden Rede in die große Runde. Das liege daran, dass es neben dem 60-jährigen Bestehen des Ortsverbandes noch ein Jahr gedauert habe, bis die neue Fahrzeughalle errichtet worden war. Volker Dieckmann gab Einblick, wie es alles angefangen hatte mit dem THW in Bad Berleburg. Dafür hatte er im Vorfeld viel recherchiert.
Der Startschuss fiel bereits 1961
„In 1961 wurde der Beschluss gefasst, den Ortsverband zu gründen. Bereits ein Jahr später gab es bereits rund zehn Helfer. Eine richtige Ausbildung gab es aber noch nicht und Räumlichkeiten fehlten“, erinnerte Volker Dieckmann mit einer ergänzenden Präsentation an die Anfänge. Ein Jahr später, in 1963 sei dann beim Brand der Firma BSW der damals erste größere Einsatz des THW Bad Berleburg mit Unterstützung der Siegener Kameraden erfolgt. Gleichzeitig sei dies auch der Startschuss gewesen, eine Unterkunft zu suchen, die man zunächst im heutigen Diakoniegebäude in der Schützenstraße fand. Auch die Zahl der Helfer habe seit dem Einsatz kontinuierlich und rasant zugenommen. In den folgenden Jahren wurden Fahrzeuge und Ausrüstung beschafft, neue Räumlichkeiten am Goetheplatz bezogen, und im Jahr 1978 schließlich Garagen und Grundstück an der Sauerlandstraße erworben, wo schließlich eine neue, richtige Unterkunft entstand, die in 2020 noch einmal erneuert wurde.
Eine große persönliche Würdigung für Volker Dieckmann
„Das ist ein Dank an Menschen mit Leidenschaft - Und so ein Mensch ist hier Ortsbeauftragter“. Ein sichtlich überraschter Volker Dieckmann und gerührte Kameraden und Weggefährten saßen am Samstag in der ersten Reihe vor der Bühne. Volker Dieckmann wusste nicht, was jetzt kam. Denn nach seiner offiziellen Begrüßungsrede wendete sich der THW-Landesbeauftragte Nicolas Hefner dem langjährigen Ortsbeauftragten Volker Dieckmann zu: „Ja, er ahnt immer noch nichts“, freute sich Hefner.
„Was wirklich immer herausgestochen ist, wenn ich mit jemandem über Volker Dieckmann gesprochen habe, das war das Mensch sein, das immer offene Ohr für seine Kameraden, dass er immer da ist, wenn man ihn braucht und wie sehr er sich für seinen Ortsverband einsetzt“, würdigte Nicolas Hefner Volker Diekmanns Qualitäten.
Karriere im THW
Volker Dieckmann war im Jahr 1981 ins THW eingetreten, wurde Truppführer, später Gruppenführer des Fachbereichs „Bergen“ und schließlich auch Sprengbeauftragter des Ortsverbandes. Volker Dieckmann führte auch die Fachgruppen „Bergung“ und später „Beleuchtung“.
Er engagierte sich aber auch in der Jugendarbeit, in der Fortbildung und natürlich bei unzähligen Einsätzen. „Ein Beispiel war der Einsatz beim Elbehochwasser“, bilanzierte Nicolas Hefner. „Ihr Engagement, Herr Dieckmann, war nicht selbstverständlich“.
Dafür wurde Volker Dieckmann am Samstagabend mit dem THW-Ehrenzeichen in Bronze ausgezeichnet und erhielt eine Urkunde. Aber nicht nur der THW-Landesverband würdigte Volker Dieckmanns Verdienste: Auch die Berleburger Kameraden hatten für Volker und auch seine Frau Andrea, die ebenfalls im THW-Ortsverband engagiert ist, Anerkennungen parat. Unter anderem ein großes Bild der neuen Fahrzeughalle mit allen Fahrzeugen, auf dem alle Besucher vom Samstagabend unterschrieben hatten.
Geehrter will auch Danke sagen
Volker Dieckmann war von der Auszeichnung und der Ehrung durch seine Kameraden völlig überrascht und auch ein wenig bescheiden: „Darf ich auch mal Danke sagen?“, freute er sich. Und erklärte dann: „So viel habe ich ja eigentlich gar nicht gemacht. Ich hab’s angeleiert, ok. Aber umgesetzt haben es immer meine Kameraden. Man hatte eine Idee kaum ausgesprochen und schon wurde sie umgesetzt“, erzählte Volker Dieckmann anerkennend.
Die Freude über die Ehre und Auszeichnung konnte er aber letztlich doch nicht verbergen.