Wittgenstein/Frankenberg. Zum 5. Mal in diesem Jahr macht das LKA Hessen Jagd auf Besitzer von Kinderpornografie. Immer wieder auch in der Nachbarschaft von Wittgenstein.

Das Hessische Landeskriminalamt geht zum vierten Mal innerhalb eines halben Jahres massiv gegen sexualisierte Gewalt an Kinder vor. In einer großangelegten Razzia waren in der vergangene Woche hessenweit 85 Wohnungen durchsucht worden. Darunter waren auch Einsatzorte in den an Bad Berleburg und Bad Laasphe grenzenden Landkreisen Waldeck-Frankenberg und Marburg-Biedenkopf.

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Zuvor waren im September 2022, im Januar 2023, März und Mai Wohnungen im an Bad Laasphe grenzenden hessischen Hinterland und ebenfalls im Landkreis Waldeck-Frankenberg durchsucht worden. Das die Aktionen offenbar erfolgreich sind, zeigte die Festnahme eines gesuchten Sexualstraftäters Ende Mai in Marburg. Nach dem Mann war auch über Landesgrenzen hinweg unter andere im Kreis Siegen-Wittgenstein gefahndet worden.

85 Wohnungen durchsucht

Beim jüngsten Schlag gegen Missbrauch und Kinderpornografie hat die hessische Polizei insgesamt 237 Kräfte eingesetzt. Die haben in der vergangenen Woche bei Schwerpunktmaßnahmen der BAO FOKUS hessenweit 85 Wohnungen, Häuser und andere Räumlichkeiten durchsucht. Das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) koordinierte den Einsatz im Auftrag der hessischen Staatsanwaltschaften, heißt es in einer Mitteilung des LKA.

Beschuldigte sind nicht nur Männer

Die 89 Beschuldigten - darunter 87 Männer und 2 Frauen - sind 15 bis 79 Jahre alt. Bei sechs der Beschuldigten steht der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Kindern oder Jugendlichen im Raum, den anderen 83 Beschuldigten wird Erwerb, Besitz oder Verbreitung von Kinder- oder Jugendpornografie zur Last gelegt.

Insgesamt wurden bei den Durchsuchungen 909 Datenträger sichergestellt - darunter 122 Smartphones, 94 Computer und Laptops sowie 170 USB-Sticks. Diese werden nun ausgewertet, um den jeweiligen im Raum stehenden Vorwurf zu erhärten oder zu entkräften. Die Ermittlerinnen und Ermittler stellten bei einem Beschuldigten zudem zwei teilweise unbrauchbar gemachte Maschinenpistolen sicher.

Einsatzorte

Die Einsätze fanden in den Städten Darmstadt, Frankfurt am Main, Kassel, Offenbach am Main sowie Wiesbaden statt, außerdem in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Fulda, Gießen, Groß-Gerau, Hersfeld-Rotenburg, Hochtaunus, Kassel, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg, Main-Kinzig, Main-Taunus, Marburg-Biedenkopf, Offenbach, Rotenburg, Rheingau-Taunus, Schwalm-Eder, Offenbach, Vogelsberg, Waldeck-Frankenberg und Wetterau. Nach jetzigem Stand der Ermittlungen standen die Beschuldigten untereinander nicht im Austausch.

Hintergrund BAO FOKUS

Die BAO FOKUS (Besondere Aufbauorganisation Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie Und Sexuellen Missbrauch von

Kindern) hat aufgrund steigender Fallzahlen im Bereich der sexualisierten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Oktober 2020 ihre Arbeit aufgenommen. Seither wurden 69 Haftbefehle vollstreckt, über 1.900 Beschuldigte erkennungsdienstlich behandelt und mehr als 69.000 Datenträger sichergestellt. In der BAO arbeiten hessenweit über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind über 180 Ermittlerinnen und Ermittler. Sie ist organisatorisch im Hessischen Landeskriminalamt angesiedelt. Über den dortigen Führungsstab wird eine landesweite Koordination der Einsatzmaßnahmen gewährleistet. In jedem der sieben hessischen Polizeipräsidien wurde ein Regionalabschnitt gebildet.