Wittgenstein. Schwere Gewitter auf der einen und Trockenheit und Wärme auf der anderen Seite machen den Juni in Wittgenstein extrem. Wir haben alle Werte.

Nach dem bereits der Mai mit einem sonnigen Ende glänzte, setzte der Juni die Hochdruckwetterlagen mit viel Sonnenschein fort. So war es am Ende der schönste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Zudem war es deutlich zu warm und es regnete meist nur an drei bis fünf Tagen. Dies ergaben die Messungen und Beobachtungen des Wetterportal Wittgenstein (www.wetter-wittgenstein.de), so teilt es WP-Wetterexperte Julian Pape mit.

Mit einer Mitteltemperatur von 15,6 Grad an der Vergleichstation Kahler Asten war der Juni im Vergleich zu den letzten 30 Jahren um 3,4 Grad zu warm. Noch höher waren die Temperaturen seit 1926 nur in 2003, 2019 und 2021. Nimmt man das Mittel der Periode 1961-1990 lag die Abweichung sogar bei 4,7 Grad. Interessant: Aufgrund der vielen sternenklaren und kühlen Nächte war es in unseren Tälern kaum wärmer.

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Ungewöhnliche Wärme

In Diedenshausen wurde dieselbe Mitteltemperatur wie am Kahlen Asten gemessen, in Erndtebrück war es mit 16,6 Grad ein Grad wärmer. Weite Strecken der ersten beiden Monatsdrittel waren von einem kräftigen Hochdruckgebiet über Skandinavien und Osteuropa geprägt. Tiefdruckgebiete über dem Atlantik hatten kaum eine Chance und so wehte um das Hoch herum trockene und vergleichsweise kühle Luft auch bis ins Wittgensteiner Land. Mit der kräftigen Sonne um diese Jahreszeit erwärmte sich die Luft allerdings auf angenehme Temperaturen, die an vielen Tagen bei knapp 20 Grad auf den Bergen und rund 25 Grad in den Tälern lagen. An einzelnen Tagen wurde es auch deutlich wärmer und die Werte kletterten örtlich bis nahe 30 Grad in die Höhe.

Spitzenwerte in Wittgenstein

In Feudingen lag der Spitzenwert bei 28,1 Grad, an der neuen Station an der Grundschule in Bad Laasphe bei 29,1 Grad. Einen offiziellen Hitzetag gab es also in unserem Gebiet nicht ganz, oben auf dem Kahlen Asten wurde mit einer Spitze von 24 Grad sogar ein Sommertag verfehlt. Trotzdem war es natürlich ein absoluter Sommermonat, denn es fehlten die kühlen und regnerischen Abschnitte. Lediglich die Nächte in der ersten Monatshälfte waren so richtig frisch und in Benfe wurden noch zwei Tage mit Frost in 2 m Höhe registriert, direkt über dem Erdboden gab es sogar noch sieben Tage mit Frost.

So ist der Niederschlag zu bewerten

Nachdem sich das Frühjahr von März bis Mitte Mai als wechselhaft und insgesamt nass zeigte, was für die Natur ein Segen war, erreichten uns seitdem kaum noch größere Niederschlagsgebiete. Tatsächlich hatte der Juni an den meisten Orten zwischen Eslohe und Hallenberg nicht mehr als vier Niederschlagstage und trotzdem wurde an manchen Orten die durchschnittliche Regenmenge erreicht oder sogar überschritten.

Der Grund hierfür waren zwei heftige Gewitterwetterlagen mit viel Regen, teilweise Hagel und Sturm in kurzer Zeit. Besonders der 22. Juni machte auf mich auf sich aufmerksam. Dieser brachte beispielsweise an der Steinert in Girkhausen über 60 Liter pro Quadratmeter, entlang der Eder von Schwarzenau bis Bad Berleburg wurde so manches Auto durch Hagel beschädigt. Hinzu kamen umgestürzte Bäume und ausgewaschene Wege. Insgesamt kam der Juni an der Steinert auf 98 Liter pro Quadratmeter, was etwas zu viel ist. In Bad Laasphe waren es dagegen nur 47 Liter, was angesichts der hohen Verdunstung um diese Jahreszeit zu wenig war um die Natur ausreichend zu versorgen. Wie schon im Vormonat Mai war der Wind an den allermeisten Tagen nur ein sehr schwacher Geselle.

Zwei Gewitterlagen

Das interessanteste war, dass er meist aus westlichen Richtungen zu uns strömte, was für unsere Gegend eher ungewöhnlich ist. Bei den beiden Gewitterlagen frischte er aber örtlich stürmisch auf und kam am Golfplatz Sassenhausen auf 66 km/h. Oben am Kahlen Asten wurden sogar bis zu 98 km/h gemessen, was schwerem Sturm oder Windstärke 10 entspricht. Der eigentliche Hauptakteur dieses Monats kommt ganz zum Schluss: Die Sonne. Sie zeigte sich über dem Vater der Sauerländer Berge im Schnitt 10 Stunden pro Tag. Da der Juni 30 Tage hat, kommen wir also insgesamt auf 300 Stunden, was einen neuen Junirekord darstellt. Seit 1955 waren lediglich der Mai 1989 mit 312 Stunden und der Juli 2006 mit 307 Stunden noch etwas sonnenscheinreich.