Bad Berleburg. Wittgenstein Wind ist am Ziel - vorerst. Bei der Eröffnung des Windparks „Prenzenberger Kopf“ geht es um Widerstände, aber auch um die Zukunft.
Ludwig-Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg genießt diesen Tag – und er ist stolz auf das Erreichte. Das lässt der Forstwirt, der durch Kyrill zum Windkraft-Pionier wurde, an diesem besonderen Tag auf dem Prenzenberger Kopf auch durchblicken. Die Eröffnung des sechsten Windparks seiner Firma „Wittgenstein Wind“ ist für den 81-Jährigen auch ein Tag, um Mitstreiter Danke zu sagen aber auch diejenigen nicht zu vergessen, die seinen Plänen Steine in den Weg gelegt haben. Schon deshalb ist diese „Generalprobe“ mit zahlreichen geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Medien ein besonderer Moment.
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„Der von allen gefürchtete Termin“, so der gut aufgelegte Prinz sei der, „gegen den man sich nicht wehren kann, wenn die Minister kommen“, sagt er mit dem ihm eigenen ironischen Unterton über einen Termin, der auch für Wittgenstein ein besonderer Tag ist. Nächste Woche kommen der Klimaschutzminister und Vizekanzler Robert Habeck und die Stellvertretende Ministerpräsidentin und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur auch auf den Prenzenberger Kopf, um hier den Pionier für Windkraft im Wald und auf Kalamitätsflächen mit einem Besuch zu würdigen. Der Besuch beschäftigt Befürworter wie Kritiker der Energiewende durch Windkraft im Wald gleichermaßen.
Sechs Windparks bereits eröffnet
Welche Leistung dahinter steckt, darüber plaudert der Unternehmer am Rednerpult selbst. „Wir waren die ersten, die Windkraft gegen alle Widerstände im Wald gebaut haben.“ Vor elf, zwölf Jahren habe alles angefangen. Sechs Windparks hat er in Wittgenstein errichtet, mit 18 Windkraftanlagen. Ein siebter Park auf dem Benfer Rücken „wird in drei, vier Monaten in Operation gehen“.
„Wir haben hier einen dreistelligen Millionenbetrag investiert. Das ist eine Menge, wenn man von Null kommt. Inzwischen sind wir einer der größten Gewerbesteuerzahler in Bad Laasphe“, sagt Prinz Wittgenstein, nur um dann dem Bad Laaspher Kämmerer Manfred Zode zuzurufen: „Und wir werden die Spitze erreichen, das werden sie erleben.“
Aber der Prinz erinnerte sich auch an alle Widerstände. An die Bundeswehr, der man bei juristischen Verfahren beigebracht habe, dass eine Windkraftanlage den Radarstrahl nicht störe. An die Kämpfe mit dem Naturschutzbund, für den „Herden von Hausfrauen Schwarzstörche gezählt haben“ oder Kommunen, die durch langwierige Flächennutzungsplanverfahren die Bauvorhaben verzögert hätten.
Dann aber sichtete der Unternehmer den Blick wieder nach vorn: Man plane weitere Windparks mit noch größeren und leistungsstärkeren Anlagen. Zu den aktuell bereits 64 Megawatt Leitung sollen weitere neun folgen. Die dann 130 Megawatt sind aber noch nicht das Ende der Fahnenstange: „Wir wollen 300 Megawatt ans Netz gebracht haben.“ Und mit Blick auf die Konkurrenz betont er abschließend spitz, dass man den Bau von Windkraftanlagen im Wald und im Mittelgebirge nicht mit dem Bau auf der Paderborner Hochebene vergleichen könne.
Keine Projekte auf Vorrat
Auch Architekt Cliff Reppel, der den Prinzen seit 18 Jahren begleitet, nutzt die Gelegenheit zu kämpferischen Worten in Richtung der Konkurrenz. „Wir legen keine Projekte auf Vorrat an. Wir verkaufen unsere Anlagen nicht, sondern betreiben sie selbst und bleiben ein verlässlicher Ansprechpartner für Behörden und Partner.“ Außerdem hebt der Planer auch den Fakt hervor, dass man beim Bau auf lokale Wertschöpfung wert legt und regionale Unternehmen beschäftigt.
Reppel schlägt aber auch den Bogen zum Ursprung, dem Forstbetrieb: Am Anfang habe man vor 500 Hektar Schadflächen gestanden. Allein mit den Erlösen aus der Energie der Windkraftanlagen könne man 200 Hektar wieder aufforsten und die Anlagen können innerhalb von sieben Monaten die Energie produzieren, die für ihre Herstellung, das Aufstellen, den Abbau und das Recycling benötigt werde.
Lob für diese unternehmerische Leistung gab es auch aus dem NRW-Wirtschaftsministerium für das Prof. Dr. Philipp Fest betonte: „Machen Sie weiter so. Es ist für den Erfolg der Energiewende essenziell, dass die Grundeigentümer es tun“, so Fest mit Blick auf die Windkraft.
Prenzenberger Kopf als Best Practice Modell
Der Geschäftsführer des Landesverbands Erneuerbare Energien, Christian Mildenberger, freute sich, dass in der kommenden Woche hoher Besuch aus Berlin und Düsseldorf komme: „Die Einweihung schafft Aufmerksamkeit für das zentrale Thema dieser Zeit: Die Energiewende“ und den Windpark am Prenzenberger Kopf nannte er ein „Best Practice Modell“.
Der Windpark Prenzenberger Kopf in Bildern
Als Stimme der lokalen Wirtschaft sprach Eckehard Hof, Geschäftsführer von Berge Bau. Der lobte den Geschäftspartner: „Sie sind ein Macher und bringen die Region nach vorne. Ich habe höchste Wertschätzung dafür, dass sie für Wertschöpfung in der Region sorgen“, sagt Hof mit Blick auf die Auftragsvergabe an lokale Unternehmen und konnte sich ebenfalls eine Spitze nicht verkneifen, weil ein großer Glasfaseranbieter mit lokaler Wertschöpfung geworben habe, diese aber bei der Auftragsvergabe nicht beherzige.
Mit dieser Offenheit stand der Bauunternehmer dem Windkraftunternehmer in nichts nach.