Wittgenstein. Umweltschäden durch den Bau neuer Windenergieanlagen treffen die Pflanzenwelt, aber auch Fledermaus und Wildkatze. Naturschützer steuern gegen.
Keine neuen Windräder ohne Ersatzlebensraum für Tiere und Pflanzen – das fordert der Naturschutzbeirat des Kreises Siegen-Wittgenstein. Er nimmt gerade mehrere aktuelle Bauprojekte in Bad Berleburg und Erndtebrück genau unter die Lupe. Ausdrücklich zu begrüßen seien dagegen die angedachten Konzentrationszonen für Windräder auf Bad Berleburger Stadtgebiet, so die Beiratsvorsitzende Prof. Dr. Klaudia Witte.
Die Konzentrationszonen
Konkret plant die Stadt Bad Berleburg derzeit insgesamt zwölf neue Konzentrationszonen neben der bestehenden Fläche „Osterholz“ zwischen Sassenhausen und Weidenhausen, und zwar im Rahmen des Teilflächennutzungsplans „Windenergie“. Und Witte hofft, dass diese Zonen auch tatsächlich helfen gegen den „Wildwuchs der Windenergieanlagen“ (WEA) im Stadtgebiet – wenn es nämlich so komme, dass die Anlagen tatsächlich nur auf diesen reservierten Flächen entstehen dürften. Sicher ist das derzeit durchaus nicht, weil die Bezirksregierung in Arnsberg bislang auf eigene Flächennutzungsplanung in der nächsten Zukunft setzt.
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Allerdings müsse man bei den ausgewiesenen Zonen „immer wieder draufschauen, ob nicht doch sehr sensible Naturschutzgebiete in Mitleidenschaft gezogen werden“, so Wittes Erfahrung. „Auch Wasserschutzgebiete können tangiert sein.“ Vorgestellt und intensiv diskutiert werden soll die Zonen-Planung der Stadt Bad Berleburg in der nächsten Sitzung des Naturschutzbeirates am Donnerstag, 25. Mai, im Siegener Kreishaus, Sitzungsraum 1317 – und zwar ab 17 Uhr im öffentlichen Teil.
Die Westfalenwind-Pläne
Unterdessen möchte die Westfalenwind Planungs GmbH aus Paderborn 17 neue, 250 Meter hohe Windräder in Bad Berleburg und Erndtebrück errichten, wobei vor allem die Zuwegungen durch Naturschutzgebiete verlaufen. Wie ließe sich das aus Wittes Sicht ökologisch kompensieren?
„Damit müssen wir uns als Beirat noch einmal auseinandersetzen“, betont Witte. Jedenfalls sollte die Kompensation der entstehenden Umweltschäden idealerweise in unmittelbarer Nähe des Entstehungsorts erfolgen – als „Ersatzlebensraum für Tiere und für Pflanzen“. Ein Ersatz irgendwo in der Ferne sei dagegen aus Naturschutzgründen keine gute Lösung. Immerhin werde durch den Windrad-Bau jedes Mal ein großer Bereich des Bodens verdichtet oder gar versiegelt.
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Die Untere Naturschutzbehörde macht jedoch deutlich, dass die Windenergieanlagen selbst überwiegend in ehemaligen Nadelholz-Bereichen entstünden, die durch Borkenkäfer-Befall betroffen seien. Solche Flächen könnten nach dem Bau der Windräder durch „Anpflanzungen mit Laubgehölzen langfristig einen höheren ökologischen Wert erhalten“. Die Behörde zum Stichwort Artenschutz: Beeinträchtigungen von Fledermäusen und Brutvögeln wie etwa Rotmilan und Waldschnepfe sowie von Vorkommen der Wildkatze und der Haselmaus seien abzusehen, so dass Maßnahmen nötig seien, „um ein Eintreten artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände zu verhindern“. Dies könne geschehen etwa durch eine Schutzabschaltung an allen WEA bei typischem Flugwetter der Fledermäuse. Oder durch zeitliche Befristungen für die Baufeld-Räumungen und die konkrete Bauzeit zugunsten des Schwarzspechts und der Wildkatze.
Die Winterscheid-Energy-Pläne
Und auch bei einem Bauvorhaben der Firma Winterscheid Energy GmbH Co. KG, Bad Laasphe, müsste man noch einmal ins Detail gehen, so Witte, ehe man da final entscheide. Winterscheid Energy möchte insgesamt vier Windräder mit Gesamthöhen zwischen 180 und 250 Metern Höhe auf Bad Berleburger Stadtgebiet nördlich von Berghausen bauen. Auch bei diesem Projekt geht es um Vorgaben für die Planer rund ums Thema Artenschutz. So könnten für die Wildkatze zehn Wurfboxen aufgestellt werden, um den Verlust potenzieller Fortpflanzungs- und Ruhestätten auszugleichen.
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