Bad Laasphe. Endlich liegt der Entwurf für ein neues Bad Laaspher Einzelhandelskonzept vor. Und das nimmt ausdrücklich auch den Stadtteil Feudingen ins Visier.
Die Stadt Bad Laasphe soll endlich wieder ein aktuelles Konzept bekommen, um den Einzelhandel im Stadtgebiet weiterzuentwickeln. Das derzeit gültige Konzept stammt noch aus dem Jahr 2008, den Entwurf für ein komplett neues legt die Stadt jetzt der Politik vor. Zwei wichtige Ziele darin: die Stärkung des Bad Laaspher Hauptzentrums und die Ausweisung eines Nahversorgungszentrums in Feudingen.
Das raten die Experten
„Durch die inhaltliche Verzahnung und strategische Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Händlerschaft und den Immobilien-Eigentümern sollte die Umsetzung des vorliegenden Konzepts die zentrenorientierte Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Bad Laasphe fördern“, heißt es in dem Entwurf, erarbeitet im Auftrag der Stadt von der Kölner Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH. Autoren sind die Diplom-Volkswirtin Angelina Sobotta und Paul Tenbergen, B. Sc. Geographie.
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Um die „markt- und nachfragegerechte städtebauliche und immobilienwirtschaftliche Fortentwicklung der beiden Hauptlagen […] Bad Laasphe und Feudingen“ als Ortschaften mit dem höchsten Bevölkerungsanteil zu schützen, empfehlen die Kölner Experten dringend die „Vermeidung zentrenschädigender Einzelhandelsentwicklungen an sonstigen Standorten“ im Stadtgebiet, etwa durch eine entsprechende Bauleitplanung. Zum Vergleich: Die Bad Laaspher Kernstadt hat rund 5630 Einwohner, Feudingen rund 2120, gefolgt von Banfe mit rund 1300 Einwohnern und Niederlaasphe mit 1020.
Dickes Lob für Feudingen
Weitere Einzelhandelsvorhaben „am Sonderstandort Schulte-Koch“ in der Stockwiese sollten kritisch bewertet und zugleich ausgelotet werden, so die Fachleute, welche Geschäfte geeignet sind, um etwa bei den zahlreichen Leerständen in der Bad Laaspher Altstadt gegenzusteuern.
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Dem gegenüber präsentiere sich der Ortskern von Feudingen bereits „als attraktives Nahversorgungszentrum mit einem Besatz aus spezialisierten Betrieben des Lebensmittelhandwerks und aus weiteren nahversorgungsrelevanten Sortimenten“, loben die Fachleute. „Zwei Magnetbetriebe sichern die fußläufige Versorgung der Einwohnerinnen und Einwohner, übernehmen aber auch Versorgungsfunktion für weitere angrenzende Ortschaften.“ Kurzum: „Der Ortskern stellt sich somit in handelswirtschaftlicher als auch in städtebaulicher Hinsicht als funktionsfähig und attraktiv dar.“
Das sagt ein Bad Laaspher Händler
Viel Neues enthalte das neue Konzept nicht, findet Bernd Petzolt von Staehler Optik, Trauringe und Schmuck in der Königstraße und 2. Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Pro Bad Laasphe“ – allenfalls eine zusätzliche Potenzialfläche für den Einzelhandel rund um einen Fahrrad-Fachmarkt, geprägt von Immobilien, die „intensiver genutzt werden“ könnten. Ob Bad Laasphe das aber verkrafte, „dazu haben die Gutachter nichts gesagt“.
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Viel wichtiger erscheint Petzolt ohnehin ein Lebensmittel-Laden als „Frequenzbringer“ in der Nähe der Altstadt, der auch tatsächlich fußläufig zu erreichen sei, vielleicht noch ein Herren-Ausstatter. Königstraße, Rewe Bahnhofstraße, Koch’sches Gelände – bislang sei der Einzelhandel „weit verteilt“. „Und wir haben ja sehr viel innerstädtischen Verkehr“, stellt Petzolt fest – „da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Märkte nur mit dem Auto erreichbar sind“.
Die Werbegemeinschaft „Pro Bad Laasphe“ werde das nun vorliegende Konzept noch eingehend beraten, so deren 2. Vorsitzender. Wichtig sei jedenfalls, dass das Konzept am Ende auch tatsächlich politisch beschlossen werde, betont Petzolt – wie auch immer es nach den erwartbaren Änderungen aussehe.
Das sagt ein Feudinger Händler
Dass der Einzelhandel in seinem Ort gut laufe, hatte bereits im Januar der Feudinger Orthopädie-Schumacher Rainer Otto gegenüber unserer Redaktion deutlich gemacht. „Es gibt kein Dorf in dieser Größe, das so eine Struktur hat“, meint Otto. „Wir haben hier alles – und das wissen die Leute.“
So seien etwa alle Nahversorger vor Ort – selbst Bäcker und Metzger. Aber eben auch Sparkasse und Volksbank oder ein Elektro-Fachbetrieb, drei Hotels, zwei Imbisse und ein Bahnhof. Und wenn es bei ihm um Ladenbau gegangen sei, so Otto, dann seien immer Handwerker aus dem Ort im Einsatz gewesen. Vielleicht fehle „noch ein bisschen Textil“, findet der Händler.
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Bei so einem breiten Angebot in Handel und Handwerk müssten die Feudinger dann „aber auch im Edeka einkaufen“ oder im Schuhgeschäft vor Ort, damit es so bleibe. Leider „verkaufen wir uns hier weit unter Wert“, bedauert Rainer Otto. Es werde viel zu wenig über dieses breite Angebot geredet.
Der Wettbewerb mit dem Umland
„Wettbewerbsbeziehungen“ der Stadt Bad Laasphe sehen die Kölner Gutachter mit der nahen hessischen Stadt Biedenkopf, aber auch mit Breidenbach, Erndtebrück und Netphen. Ins Umland fließe ein guter Teil der Kaufkraft ab, über die Bad Laasphes Bevölkerung verfüge – in einer Größenordnung von immerhin rund 47 Prozent oder 35 Millionen Euro. „Entwicklungsspielräume“ im Bad Laaspher Einzelhandel sehen die Experten zugleich nicht – begründet unter anderem durch Prognosen, nach denen die Bevölkerung im Stadtgebiet bis 2035 weiter schrumpft.
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Sofern er politisch beschlossen wird, soll der vorliegende Entwurf unter anderem der interessierten Öffentlichkeit, den Nachbarkommunen und den Trägern öffentlicher Belange zugänglich gemacht werden – für deren Anregungen und Stellungsnahmen. Der auf dieser Basis geänderte Entwurf soll der Politik erneut vorgelegt werden, „um dann endgültig als gesamtstädtisches Entwicklungskonzept beschlossen werden zu können“, so plante es die Stadtverwaltung.
Ganz konkrete Empfehlungen
Das Einzelhandelskonzept bildet als städtebauliches Konzept im Sinne des Baugesetzbuches (BauGB) die zentrale Grundlage für die planungsrechtliche Steuerung der örtlichen Einzelhandelsentwicklung im Rahmen der Bauleitplanung und der Baugenehmigungsverfahren.
Einzelhandelskonzepte enthalten insbesondere konkrete Entwicklungsempfehlungen für die zentralen Versorgungsbereiche, die Nahversorgung sowie die ortsspezifischen zentren- und nahversorgungsrelevanten Sortimente.
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Das alte Konzept für Bad Laasphe aus dem Jahr 2008 sollte bereits 2016 aktualisiert werden. Dies geschah nach Angaben der Stadtverwaltung damals jedoch nicht, denn: Die Politik wollte zunächst beobachten, wie sich der damals neu gebaute Rewe-Markt und weitere Fachmärkte entwickeln. Im Januar 2022 beschloss der Ausschuss dann schließlich, das Konzept fortzuschreiben, dessen Entwurf nach fast einjähriger Bearbeitungsdauer nun vorliegt.
Die Politiker im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitales und Kultur, beraten das Konzept am Dienstag, 6. Juni. Der öffentliche Teil der Sitzung im Ratssaal des Bad Laaspher Rathauses beginnt um 18 Uhr.