Aue-Wingeshausen. Grundschüler aus Aue-Wingeshausen schreiben an ihrem ersten eigenen Buch. Das sind die Tipps einer Wittgensteiner Autorin für den Nachwuchs.
„Es wird immer schwieriger, die Kinder ans Schreiben zu kriegen – der Medienkonsum hat Überhand genommen“, sagt Anna Karger, Lehrerin an der Grundschule Aue-Wingeshausen. Sie hat dennoch einen kreativen Weg gefunden, die Kinder zum Lesen und Schreiben zu animieren. Mit Hilfe eines kleinen, nützlichen Tieres: Der Fledermaus.
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Die zweite Klasse der Grundschule Aue-Wingeshausen, auch Fledermaus-Klasse genannt, hatte im Januar gemeinsam die Geschichte von „Filius Fledermaus“ gelesen. Mit einer eigenen Plüschfledermaus, die wie im Kinderbuch ebenfalls Filius heißt, erleben die Kinder jede Menge Abenteuer und schreiben darüber ihre eigenen Geschichten. „Jedes Kind darf Filius am Wochenende mal mit nach Hause nehmen und in das Buch schreiben, was sie alles erlebt haben“, erklärt Anna Karger. Montags wird über das Erlebte im Unterricht gesprochen. Und Filius hat auf seinen Reisen mit den Kindern schon einiges erlebt: Geburtstage, Fußballspiele, Kino und sogar einen Besuch im Zoo. Er trifft auch regelmäßig auf andere Tiere, die Haustiere der Kinder – Hunde, Katzen und Hasen – und auch auf Kuscheltiere, mit denen er ein Bett teilt. Seit vier Monaten schreibt die Fledermausklasse fleißig an ihrem eigenen ersten Buch. „Das Reisetagebuch ist ein Selbstläufer. Die Kinder reißen sich darum“, freut sich Anna Karger über die Motivation der Zweitklässler.
Grundschüler stellen ihre Fragen der Wittgensteiner Kinderbuchautorin
Die Nachwuchs-Schreiberlinge haben aber auch jede Menge Fragen zum Beruf des Autors. Und da alles mit der Geschichte von Filius Fledermaus angefangen hat, schrieb die Klasse der Wittgensteiner Autorin und Erfinderin von Filius Fledermaus, Melanie Thiel-Rieger, einen Brief und lud sie in die Klasse ein. Die 21 Kinder lauschen gespannt, als die Autorin aus Arfeld ihnen die Geschichte von Filius Fledermaus selbst vorliest. „Jetzt habt ihr das Buch aus dem Mund der Autorin gehört. Das ist etwas ganz besonderes“, sagt Anna Karger. Und dann ist endlich Zeit, alle Fragen zu stellen, die den Kindern durch den Kopf schwirren.
„Wie bist du auf die Idee gekommen?“, ist die erste Frage. „Das ist 23 Jahre her. Da war mein Sohn fünf Jahre alt und ich wollte ein Buch für ihn schreiben und malen. Jeder hat etwas, was er gut kann. Ich kann gut malen und Geschichten schreiben“, erklärt Melanie Thiel-Rieger. „Und wie bist du auf die Idee gekommen, Autorin zu werden?“, fragt eines der Kinder. „Das hat mit meinem Papa zu tun. Ich saß als Kind oft auf seinem Schoß und er hat mir Geschichten erzählt, die er erfunden hat. Das hat mich immer begeistert“, antwortet Melanie Thiel-Rieger. „Irgendwann habe ich bemerkt, dass ich gut darin bin, Geschichten zu erzählen. Erst waren sie kurz und noch nicht so gut. Ich habe geübt und bin immer besser geworden. Einfach immer weitermachen“, gibt die Arfelderin den Kindern als Ratschlag mit auf den Weg.
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Aber ist Autorin überhaupt ein richtiger Beruf? „Wenn man ein Buch schreibt wie Harry Potter, dann wäre das mein Beruf“, lacht Melanie Thiel-Rieger und sagt weiter: „Man muss sehr viele Bücher verkaufen, um davon leben zu können. Deswegen ist mein richtiger Beruf Erzieherin und das Schreiben mein Hobby.“ Eine Frage beschäftigt die Fledermausklasse dann doch noch: Warum handelt das Buch von einer Fledermaus? „Ich wollte ein Tier, das nicht jeder schön findet. Das nicht süß und putzig ist, sondern ein bisschen gruselig. Ich habe an Spinne, Schlange oder Fledermaus überlegt – davon mag ich die Fledermaus am liebsten“, sagt Melanie Thiel-Rieger.
Spaß am Schreiben und Geschichten erzählen
Ob sich die Nachwuchs-Schreiber vorstellen können, selbst Autor zu werden? Ein eindeutiges „Ja!“ schallt durch das Klassenzimmer. Das Interesse und die Motivation weiter eigene Geschichten zu schreiben ist groß. „Ich freue mich mit Filius etwas zu unternehmen“, sagte eins der Kinder. „Weil ich Abenteuer mag“, ruft ein anderes. „Ich mag schreiben“, fügt ein Mädchen hinzu.
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Außerdem hat Filius in den Geschichten manchmal besondere Kräfte, verraten die Kinder. „In einer Geschichte ist eben alles möglich – mit Fantasie“, so Melanie Thiel-Rieger. Fantasie haben die Zweitklässler eine ganze Menge: Selbst Abenteuer und Geschichten zu erleben, ist viel spannender als Fernsehen.
Filius Fledermaus und Melanie Thiel-Rieger suchen momentan noch Flatterhelden: Das sind sozial engagierte Kinder, die anderen helfen oder sich für etwas stark machen. Der Gewinner bekommt den Flatterheldenpokal und weitere Überraschungen. Einfach per E-mail an filius-fledermaus@web.debewerben.