Wittgenstein. . Zum Internationalen Tag des Kinderbuches haben wir bei zwei Wittgensteiner Autoren nachgefragt: Was macht ein gutes Buch aus?

„Pippi Langstrumpf“, „Räuber Hotzenplotz“, „Oh wie schön ist Panama“ oder die Kurzgeschichten über Conny und Co. aus dem Pixi-Büchern? Auf die Frage nach dem Lieblingsbuch in der Kindheit gehen die Geschmäcker weit auseinander. Neben „Evergreens“ wie „Die kleine Raupe Nimmersatt“, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, finden auch immer wieder neue Werke Einzug in die Kinderzimmer.

Eine Gemeinsamkeit gibt es aber bei allen Antworten: Das Leuchten in den Augen kehrt zurück, wenn man sich an die Zeit erinnert, wo Mama, Papa, Oma oder Opa aus den Büchern über Helden, Tiere und andere Vorbilder vorgelesen haben. Anlässlich des Internationalen Tag des Kinderbuches haben wir mit zwei Autoren aus der Region gesprochen und nach ihren Lieblingsbüchern gefragt.

Das Erfolgsrezept

Melanie Thiel-Rieger aus Arfeld und Horst Zepp aus Erndtebrück haben ihre ganz persönlichen Favoriten, wenn sie an ihre Kindheit zurückdenken. Thiel-Rieger mochte gerne Geschichten aus Märchenbüchern – „am liebsten die Grimm Märchen“, erzählt sie. Zepp bevorzugte hingegen „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner. Spannung sei schließlich nicht ganz unwichtig, sagt der ehemalige Hauptschullehrer. Worauf es sonst noch bei einem guten Kinderbuch ankommt?

Wichtig sei es, dass sich Kinder in den Hauptfiguren wiederfinden, sagt Zepp. Dabei sei es egal, ob es Tiere mit menschlichen Charakterzügen, Helden oder ganz normale Kinder seien. „Durch die Fantasie, die in Hülle und Fülle in den Kindern steckt, können sie sich schnell einfühlen und sich auf eine Geschichte voll und ganz einlassen“, erklärt Thiel-Rieger. Darüber hinaus sei ein guter Ausgang der Geschichte wichtig, „denn Kinder sind Optimisten!“, ergänzt sie. Als Leiterin einer Kindertagesstätte weiß sie, was heute begeistert. Klassiker wie „Michel aus Lönneberga“ würden heute noch genauso gut funktionieren wie zu ihrer Kindheit. Aber auch „Rabe Socke“, „Mama Muh“ und kurze, lustige Reime seien gefragt.

Zepp, der seinen Enkelkindern regelmäßig vorliest, berichtet, dass er neben den Lieblingsbüchern der Kleinen wie die „Franz“-Reihe von Christine Nöstlinger auch gerne zu Themenbüchern wie derzeit Ostergeschichten greift. „Der Zweijährige liebt Tierbücher und „Das Ampelbuch“ sowie Bücher mit Autos oder Trecker. Das hilft enorm beim Vokabellernen“, verrät er.

Doch nicht nur das Erlenen neuer Wörter, auch andere Werte würden durch Geschichten gut vermittelt werden, meint Thiel-Rieger. „Indem Kinder eine Geschichte hören über einen Helden, der Gutes tut, einen Außenseiter, der sich und seinen Weg findet oder einen Protagonisten, der in einer schwierigen Situation Hilfe braucht, lernen sie unglaublich viel über sich selbst und das Leben.“

Die Zukunft

Im Zuge der Digitalisierung haben beide Autoren bedenken und sehen vor allem Eltern und Großeltern in der Pflicht, sich weiterhin die Zeit zu nehmen, ihren Kindern vorzulesen. Zepp befürchtet, dass Bücher andernfalls hinter Zeichentrickserien zu verschwinden drohen, weil Schauen viel bequemer sei. „Hier spielen Eltern und auch Großeltern eine entscheidende Rolle, Kindern Bücher anzubieten und reizvoll rüber zu bringen.“

Thiel-Rieger spricht sogar von „Glücksmomenten“, die Grundlegendes für die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder bedeuten. „Wer erinnert sich nicht an das Gefühl, wenn Papa oder Mama sich Zeit genommen, wir uns an sie gekuschelt und sie uns eine Geschichte vorgelesen haben?“