Bad Berleburg. In Bad Berleburg organisieren Stefanie Dreisbach und Kathleen Klein die Jungjägerausbildung. Sie erklären den einfachsten Weg zum „grünen Abitur“.
Das Jagen boomt. Und das hat unterschiedliche Gründe. „Bei mir ist es die Freude an der Natur“, sagt Stefanie Dreisbach. „Jagd ist meine Passion“, erläutert die Bad Berleburgerin, die neben dem Naturerlebnis auch die Traditionen und natürlich das Wildbret - also gesundes Fleisch schätzt. Kathleen Klein hat „keine familiäre Vorbelastung“. „Ich bin über die Hundeausbildung und die Arbeit mit Greifvögeln zur Jagd gekommen“, berichtet Klein, die seit ein paar Wochen auch stellvertretende Vorsitzende des Hegeringes ist und damit in eine alte Männerdomäne eingebrochen ist.
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Die Leidenschaft für das „Waidwerk“, wie das Jagdhandwerk auch genannt wird, wollen die beiden Frauen auch teilen. Sie koordinieren jetzt für den Hegering die Jungjägerausbildung, die die Bad Berleburger mit Fachleuten für Biologie, Jagd, Veterinärmedizin, Brauchtum und Recht für ganz Wittgenstein übernehmen. „Wir wollen eine Alternative zu den Jagdschulen anbieten“, erläutert Hegeringleiter Dirk Landsmann im Pressegespräch. Seit 60 Jahren bildet die Bad Berleburger Jägerschaft ihren Nachwuchs selbst aus.
Eine Alternative zur Jagdschule ist dieses Angebot aus zwei Gründen: Dem Preis und dem weniger straffen Zeitplan. „Wir haben die Preise allerdings erhöhen müssen“, gibt Dirk Landsmann zu. Inflation, Energiekosten und auch die steigenden Preise für Jagdmunition machten das erforderlich. „Man muss mit ungefähr 2400 Euro rechnen“, schätzt Stefanie Dreisbach. In Jagdschulen sind es oft 1000 bis 1400 Euro mehr. Dafür bieten diese das „grüne Abitur“ aber in zeitlich auf wenige Wochen komprimierten Kursen an.
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In den Kosten sind Kursgebühr, Lernmaterialien, Schießtraining und Prüfungskosten enthalten. Die Kurse des Hegerings finden von August bis April/Mai statt. Zweimal wöchentlich, mittwochs und donnerstags treffen sich die Teilnehmenden zwischen 19 und 21 Uhr im Schulungsraum in der alten Dorfschule Hemschlar. Im Februar März kommen dann noch die Samstage mit dem Schießtraining auf dem Schießstand der Kreisjägerschaft in Röspe dazu.
Nichts für Waffennarren
„Das ist nicht einfach und erfordert erhebliche Disziplin“, sagt Stefanie Dreisbach zum Lernstoff, der Naturkunde, Wildtierbiologie, Waffenkunde, Jagdrecht, Wildtier-Anatomie, Wildbretverarbeitung und Jagdbrauchtum enthält. Besondere Einschränkungen für eine Teilnahme gibt es nicht: Im Grunde können Interessierte ab dem 16. Lebensjahr einen solchen Kurs machen. „Vorkenntnisse sind nicht erforderlich“, bestätigt Kathleen Klein. Und auch um die Ausrüstung muss man sich keine Gedanken machen: „Die Waffen werden gestellt“, sagt Dreisbach.
Kein Platz für Waffennarren
Nur wer einen gültigen Jagdschein besitzt, kann später auch legal eigene Waffen erwerben und besitzen. Angst davor, dass die Ausbildung nur dazu missbraucht wird, um an eine Waffenbesitzerlaubnis zu kommen, haben die Jägerinnen und auch der Hegeringleiter Dirk Landsmann nicht. Dafür ist die Ausbildung rund um das „grüne Abitur“ zu intensiv und zeitaufwendig. Außerdem wartet am Schluss eine strenge schriftliche und praktische Prüfung. Und was den Umgang mit den Waffen angehe, herrsche ganz besondere Sorgfalt: „Die Sicherheit spielt hier eine ganz große Rolle“, erläutert Landsmann und wer in der Prüfung Unsicherheiten beim Umgang mit Waffen zeige, oder schlecht schieße bestehe die Prüfung nicht - Mal abgesehen von den vielen anderen wichtigen Prüfungsthemen.
Trotzdem müssten sich die Kursteilnehmer keine Sorgen machen: „Wir wollen eine super Prüfungsvorbereitung bieten“, sagt Stefanie Dreisbach. Dem Hegering geht es dabei um „Jagen mit Verantwortung“, formuliert Dirk Landsmann den Grundsatz. „Als Jäger wollen wir natürlich Beute machen, aber mit Verantwortung gegenüber der Kreatur.“ Entwicklungen, die die Jagd im Zusammenhang mit der Wiederbewaldung und Forstwirtschaft auf „Schädlingsbekämpfung“ reduzieren wollten, erteilt Landsmann eine klare Absage.
Dass das Angebot der Jungjägerausbildung in Bad Berleburg gut funktioniert, zeigt eine geringe Durchfallquote und eine volle Anmeldeliste. Maximal 15 Teilnehmende haben im Schulungsraum Platz. „Der Kurs im August ist schon ausgebucht“, berichtet Dreisbach. Erst ab 2024 sind wieder Plätze frei.