Berghausen. Automobilzulieferer aus Wittgenstein wechselt nach acht Jahren erneut den Besitzer. Am neuen Weg von SCS ändert dies aber wohl nichts, heißt es.

Die Nachricht kommt überraschend: Das traditionsreiche ehemalige Familienunternehmen Stahlschmidt hat einen neuen Eigentümer. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die das Unternehmen am Dienstag über die Pressestelle der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein verbreiten ließ.

„Der erfolgreiche Umbau der SCS Deutschland GmbH Co. KG hat sich gelohnt. Mit dem Einstieg von Lafayette Mittelstand Capital hat das Unternehmen mit seiner Zentrale in Bad Berleburg-Berghausen im Februar einen neuen Mehrheitsgesellschafter bekommen, der an einem langfristigen Engagement interessiert ist“, heißt es dort. „Wir freuen uns sehr, dass die Anstrengungen zum Umbau der SCS Deutschland, die den Mitarbeitern viel abverlangt haben, mit diesem wichtigen Schritt gewürdigt werden“, wird der Geschäftsführer Friedemann Faerber zitiert.

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Lafayette Mittelstand Capital

Lafayette Mittelstand Capital ist ein Investmentfonds mit Sitz in Luxemburg. Der Deutschland-Sitz befindet sich in Frankfurt am Main. In der Pressemitteilung bleiben die Angaben zum neuen Investor recht knapp: „Mit Lafayette Mittelstand Capital steigt ein Investor bei SCS Deutschland ein, der sich fast ausschließlich an mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum beteiligt.“

In Kettler und Sondermann investiert

In Südwestfalen hat der Fonds vor allem mit seinem Engagement beim Sport- und Freizeitgeräte-Hersteller Kettler in Ense Schlagzeilen gemacht. Vor der dritten Insolvenz war Kettler nicht zu retten gewesen und ist inzwischen Geschichte. Auch der Drolshagener Großbäcker Sondermann wurde nach seiner Insolvenz 2012 durch Lafayette Mittelstand Capital übernommen.

Nun folgt ein Engagement bei dem über 100 Jahre alten Wittgensteiner Traditionsunternehmen Stahlschmidt, das heute unter SCS Deutschland GmbH & Co. KG firmiert. Nach einer Krise 2009, von der sich das Unternehmen nur schwer erholte, hatten die Familie Stahlschmidt das Unternehmen 2015 an die Hamburger Peter Möhrle Holding verkauft. Mit dem Engagement der Möhrle Holding setzte aber nicht automatisch der wirtschaftliche Erfolg ein. Der von der Holding eingesetzte Manager Kai-Uwe Wollenhaupt musste das Unternehmen im Januar 2018 verlassen. Sein Restrukturierungsprozess hatte zu massiven Konflikten mit der Belegschaft und der IG Metall geführt.

Arbeitsplatzabbau seit 2015

Seit Januar 2018 ist Friedemann Faerber Geschäftsführer. Faerber gelang eine für die Mitarbeiter sehr harte Restrukturierung: Zum Start des Prozesses verlor ein Drittel der 180 Beschäftigten im Stammwerk Berghausen ihren Job. Im Januar 2022 kündigte Faerber einen weiteren Personalabbau von 110 auf 85 Mitarbeiter an. Der Produktionsstandort Deutschland war zu teuer. Hier sollten neben dem Logistik-Drehkreuz die Verwaltung und Produktentwicklung stationiert werden.

Zukunft von Berghausen und SCS

Gleichzeitig baute SCS unter Faerbers Führung den neuen Produktionsstandort im marokkanischen Tanger auf. In der Pressemitteilung wird deshalb nicht nur angekündigt, dass man mit Faerber in der Geschäftsführung weiter machen wolle, sondern auch die Zukunft von SCS wird skizziert: Das „Kompetenzzentrum in Berghausen“ wird zum „Logistik-Hub“ umgebaut. „Vom Standort Berghausen aus werden die Qualitätsprodukte künftig weltweit geliefert. Des Weiteren sind auch die Bereiche Technische Entwicklung, das Qualitätsmanagement, der Muster- und Vorrichtungsbau sowie sämtliche administrative Tätigkeiten und die IT weiter im Kompetenzzentrum in Berghausen angesiedelt.“

Auch die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein und die IG Metall werden erwähnt. Beide hatten den Umbauprozess in den vergangenen Jahren aktiv und „partnerschaftlich eng begleitet und gemeinsam mit der Unternehmensführung ein zukunftssicheres Konzept für die SCS Deutschland erarbeitet“.

SCS sucht Auszubildende

Friedemann Faerber: „Mit der Weiterentwicklung des Wittgensteiner Standortes zum Kompetenzzentrum unterstreichen wir die Bedeutung der Unternehmenszentrale für den Gesamterfolg. Wir setzen in wichtigen Bereichen ganz bewusst auch weiterhin auf die Fachkräfte hier vor Ort. Dass wir am deutschen Standort auch weiter ausbilden, ist ein deutliches Bekenntnis für die Zukunft.“ SCS verknüpft die Mitteilung mit einer Stellenausschreibung: So können auch noch kurzfristig für den Start im August 2023 Auszubildende als Industriemechaniker, Industriekaufleute und Logistiker eingestellt werden, erklärt der Geschäftsführer.