Ense/Werl. Der Investor Lafayette Mittelstand Capital hat heute den Vertrag zur Übernahme des Sport- und Freizeitartikelherstellers Kettler unterzeichnet.

. Neue, vielleicht letzte Hoffnung zur Rettung der Traditionsmarke Kettler. Der Frankfurter Finanzinvestor Lafayette Mittelstand Capital hat heute Morgen die Verträge zur Übernahme der Kettler GmbH mit allen drei Sparten – Gartenmöbel, Sport- und Fitnessgeräte sowie Spielgeräte mit dem Kultfahrzeug Kettcar – unterzeichnet.

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Die Belegschaft des Sport- und Freizeitartikelherstellers in Ense und Werl wurde darüber gerade von der Unternehmensleitung informiert. Für etwa 500 der ohnehin nur noch 700 Beschäftigten könnte damit eine jahrelange Achterbahnfahrt zwischen Hoffen und Bangen, Insolvenzen und Investoren enden.

Allerdings müssen die Juristen beider Seiten, also auch der Sachwalter des insolventen Unternehmens, Horst Piepenburg, noch auf das Kleingedruckte schauen. Laut einer Mitteilung des Unternehmens und des Investors müssten noch in diesem Jahr „weitere Bedingungen“ vom Investor erfüllt werden, damit der Kauf gültig wird. Dies könnte sich möglicherweise auf die Finanzierung einer Transfergesellschaft für die über 200 bereits gekündigten Mitarbeiter beziehen, von denen gut 170 in eine Qualifizierungsgesellschaft wechseln könnten – wenn sie dies wollen. Nach Informationen der WESTFALENPOST sollen die Beschäftigten in der Transfergesellschaft noch sechs Monate ihr volles Kettler-Gehalt erhalten.

Spezialist für Mittelständler

Lafayette Mittelstand Capital ist bekannt als Investor, der sich auf kleinere und mittelgroße Unternehmen in Schieflage mit einem Jahres-Umsatzvolumen zwischen 15 und 150 Millionen Euro im Raum Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH-Region) spezialisiert hat, darunter beispielsweise im Jahr 2012 das Unternehmen Sondermann Brot aus Drolshagen.

Nach eigenen Angaben sei man an Firmen interessiert, die ein negatives bis leicht positives Ergebnis erzielten, gerade an Wendepunkten in ihrer Entwicklung stehen und gegenüber Wettbewerbern unter anderem nachhaltige und positiv Alleinstellungsmerkmale von Produkten aufweisen sowie über nachhaltiges Wertsteigerungspotenzial verfügen.

„Gerade in Umbruchsituationen beteiligen wir uns seit zehn Jahren an mittelständischen Unternehmen mit besonderem Wachstumspotenzial“, erläutert ein Sprecher der Lafayette Mittelstand Capital. „Kettler, immer wieder Trendsetter und 2007 zur ‚Marke des Jahrhunderts‘ gekürt, passt gut zu unserer Beteiligungsphilosophie. Unserer Philosophie entsprechend wollen wir gemeinsam mit dem Management, angeführt von Olaf Bierhoff (Kettler-Geschäftsführer), mit einem Turnaround die Kurve von der Traditions- zur Trendmarke kriegen.“

Die Frankfurter sehen sich selbst als das Gegenteil einer Heuschrecke, nämlich als Unternehmen, das „geduldiges Kapital mit längerfristiger Investitionsperspektive“ zur Verfügung stellt.

Dies dürfte im Fall Kettler auch nötig sein. Um die Modernisierung aller Unternehmensbereiche erfolgreich durchführen zu können, braucht es Zeit. Nach Informationen der WESTFALENPOST bleiben alle Standorte in Ense, Sönnern und Werl bestehen und somit die Perspektive für immerhin rund 500 Arbeitsplätze erhalten.