Berghausen. Der Automobilzulieferer „Stahlschmidt“ hat noch zwei Jahre Transformationsprozess vor sich. Was das bedeutet erläutert Geschäftsführer Faerber.
Die SCS Deutschland GmbH &Co KG, besser bekannt als „Stahlschmidt“, hat ein schwieriges Jahr hinter sich gebracht. Über Erfolge und bevorstehende Herausforderungen für den traditionsreichen Bad Berleburger Automobilzulieferer hat die Redaktion mit Geschäftsführer Friedemann Faerber gesprochen. Im Mittelpunkt standen die Verlagerung der Produktion nach Marokko, der Personalabbau und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise.
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„2021 war mit dem, was wir uns vorgenommen haben, ein intensives Jahr. Das Ziel, Gewinn zu machen, konnten wir nicht einhalten. Aber wir haben die Bestätigung aller Finanzierer und Gesellschafter. Wir sind so robust aufgestellt, dass uns das nicht aus der Bahn wirft“, sagt Faerber über die Gesamtsituation.
Folgen der Chipkrise in der Autoindustrie
SCS hat auch die Chipkrise bei seinen Kunden zu spüren bekommen. Besondere Herausforderung war die Optimierung der Lagerbestände. Für die europäischen Produktionsstandorte ist dies auch gelungen. In China und Kanada sei dies etwas schwieriger gewesen.
Dennoch hält Faerber am eingeschlagenen Kurs fest: „Alles steht nach wie vor unter der Prämisse Stärken stärken. Der Standort Wittgenstein ist mit der Holding, Entwicklung, Vertrieb, Einkauf und Logistik wichtig für das Unternehmen. Daran hat sich nichts geändert.“
Wichtig ist aber auch der neue Produktionsstandort in einer marokkanischen Freihandelszone. „Die Verlagerung der europäischen Produktion nach Marokko war eines unserer Schwerpunktthemen in den Jahren 2020 und 2021 und wir hatten einen erfolgreichen Start. Das 1. Projekt wird seit Dezember 2021 dort produziert und wir erhalten gerade die Freigabe des Kunden.“
Auch insgesamt sieht Faerber eine Erholung der Absatzmärkte für sein Unternehmen: Die Nachfrage nach SCS-Produkten steige wieder. In den Standorten in Ungarn und Polen werde sogar zeitlich begrenzt Personal aufgebaut. Dennoch gelte weiterhin, dass die europäische Produktion nach Marokko verlagert werde, um dort alle Produktionsschritte an einem Standort abzubilden.
In Wittgenstein soll es bei der Belegschaft zuletzt eine stärkere Mitarbeiter-Fluktuation gegeben haben. Das möchte Faerber so nicht stehen lassen: Die Fluktuation bei SCS liege deutlich unter dem Durchschnitt der Branche. Auch eine Verschlechterung des Betriebsklimas könne er nicht feststellen. Im Gegenteil. Aber er hat auch Verständnis für kritischen Stimmen: „Wir verändern uns stark, das kann zu Verunsicherungen führen.“ Und Faerber betont, dass ihn persönliche Schicksale stark träfen. In engen Gesprächen mit Betriebsrat und IG Metall versuche man die Folgen abzumildern. Konkret geht es nach wie vor darum, die Belegschaft am Standort Berghausen von 110 auf 85 zu senken.
Bei all diesen schwierigen Umständen ist Faerber „stolz auf das Team, dass die Aktivitäten koordiniert. Die Mitarbeiter sind sehr, sehr gefordert.“ Aber das Ziel sei in Sicht: „Noch circa zwei Jahre dauert der Transformationsprozess“, sagt Faerber. Anders als viele Manager einer Restrukturierung will er das Unternehmen anschließend auch nicht verlassen: „Absolut nein! Ich möchte die Firma auch in erfolgreichen Jahren weiter begleiten“, sagt der Geschäftsführer.