Röspe/Aue-Wingeshausen. Noch ist die Strecke nur halbseitig gesperrt. Doch Pendler und heimische Unternehmen fürchten deutliche Umwege – weil eine Vollsperrung droht.

Vor allem Pendler und Lkw-Fahrer, die regelmäßig zwischen Aue-Wingeshausen und Erndtebrück unterwegs sind, begeistert die Situation auf der Landstraße L 553 zwischen Aue und Röspe derzeit nur wenig: Ganz in der Nähe der Siedlung Röspe ist seit Mitte Januar die Richtungsfahrbahn Aue gesperrt, regelt eine Baustellen-Ampel den Verkehr. Grund: Direkt neben der Fahrbahn ist die Böschung hinunter zur Eder samt einiger Bäume derart abgerutscht, dass mehrere Pfosten der Leitplanke in der Luft hängen, statt im Boden zu stecken. Und es könnte noch schlimmer kommen: Würden beispielsweise neue starke Regenfälle oder Eder-Hochwasser den Hang weiter aufweichen, könnte auch die Fahrbahn direkt betroffen sein.

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Nach Informationen unserer Redaktion hatte sich wegen lang anhaltender Regenfälle sowohl Mitte Januar als auch in der vergangenen Woche die Eder in der Talaue bis zur Straßenböschung ausgedehnt. Ferner hatte Oberflächenwasser die Böschung unmittelbar neben der Fahrbahn so weit aufgeweicht, dass sie einfach abrutschte.

Verkehr läuft derzeit einspurig

Die Gefahr ist jetzt, dass der Hang noch weiter nachgibt. Auf jeden Fall aber muss er dringend wiederhergestellt werden. Und: Beides kann dazu führen, dass die Straße zwischen Aue und Röspe komplett gesperrt werden muss, womöglich sogar recht kurzfristig.

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Der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW, Regionalniederlassung Südwestfalen in Netphen, möchte die Böschung auf Basis eines Bodengutachtens und einer Untersuchung des Straßenaufbaus wiederherstellen lassen. „Die bauliche Umsetzung ist für Sommer 2023 geplant“, so die Sprecherin des Landesbetriebs, Julia Ollertz, auf Nachfrage unserer Redaktion. Dauer der Bauarbeiten: „voraussichtlich drei Monate“. Geschätzte Baukosten: 400.000 Euro.

Noch keine Baustelle, aber eine Gefahrenstelle: Derzeit regelt auf der L 553 eine Baustellen-Ampel den Verkehr, damit er zumindest einspurig fließen kann.
Noch keine Baustelle, aber eine Gefahrenstelle: Derzeit regelt auf der L 553 eine Baustellen-Ampel den Verkehr, damit er zumindest einspurig fließen kann. © Eberhard Demtröder

20 Minuten Umweg

Ob allerdings tatsächlich „eine Vollsperrung notwendig wird, hängt davon ab, wie weit für die Instandsetzung der Böschung in den Straßenkörper eingegriffen werden muss“, erläutert Ollertz. Werde „eine Umleitung erforderlich, wird das Konzept in Absprache mit der Verkehrsbehörde aufgestellt“. Eine Umleitung könnte dann „über die L 720, B 62, B 480 und L 553“ führen – also über Birkelbach, Schameder, Weidenhausen und Berghausen.

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Für Autofahrer von Aue-Wingeshausen Richtung Erndtebrück würde das einen Umweg von etwa 20 Minuten über Berghausen und Birkelbach bedeuten, schätzt eine Wingeshäuserin. Und auch Unternehmen im Doppelort müssten kurzfristig umdenken.

Busch-Jaeger „voll betroffen“

„Wir sind da voll betroffen“, sagt zum Beispiel Jens Riedesel, bei Busch-Jaeger Elektro und Installationstechnik am Standort Aue Leiter der Kunststoff-Produktion. Die Lkw zum Busch-Jaeger-Werk in Lüdenscheid seien von der Hauptstraße in Aue aus entweder via Rhein-Weser-Turm oder auf der Bundesstraße B 62 über die Lützel und Kreuztal unterwegs.

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Sollte die L 553 komplett gesperrt werden, wäre sicherlich die K 42 über Wingeshausen und Jagdhaus eine Alternative, so Riedesel. Aber keine gute: Sie sei von der Qualität her schlecht, außerdem schmal und steil. Dort den Werksverkehr laufen zu lassen – „das möchte man weder den Anwohnern noch den Lkw-Fahrern zumuten“, sagt er. Ansonsten sei eine Sperrung von Aue aus nur noch über Bad Berleburg, Rinthe und Schameder zu umgehen.

Schlecht für die Bilanz

Insgesamt wären die Umwege „schlecht für unsere Bilanz“, fürchtet Riedesel. Es sei ja schon die Sperung der Rahmedetalbrücke im Verlauf der die A 45 eine Katastrophe.

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Vor diesem Hintergrund habe die Routenplanerin bei Busch-Jaeger in Lüdenscheid für die Logistik des Unternehmens bereits umgedacht, berichtet der Produktionsleiter. So machten sich die eigenen Lkw-Fahrer jetzt schon nachts auf den Weg, „weil sie dann besser durchkommen“. Außerdem laufe die Mittagstour, die bislang in der Rush Hour gelandet sei, jetzt nachmittags.

40 Beschäftigte müssen früher losfahren

Und das sei ja nur der interne Verkehr, betont Riedesel – denn auch „für Zulieferer bei uns“ würde die Sperrung der L 553 einen Umweg bedeuten. Und oft verspäteten sich viele der Fahrer schon jetzt derart, dass die Busch-Jaeger-Logistik in Aue bereits geschlossen sei. Dann müssten die Fahrer bis 6 Uhr am nächsten Morgen warten. „Die tun mir teilweise echt leid“, so Riedesel.

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Der Großteil der rund 250 Mitarbeiter bei Busch-Jaeger in Aue sei von einer Sperre zwischen Aue und Röspe im Übrigen nicht betroffen, so Riedesel. Nur etwa 40 Beschäftigte kämen aus der Röspe und aus Richtung Erndtebrück – und müssten bei einer Vollsperrung samt Umleitung dann wohl morgens 20 Minuten früher losfahren.