Der Bedarf ist riesig: Viele pflegende Angehörige haben nur das pflegebedürftige Familienmitglied im Blick und vergessen eigene Bedürfnisse.

Südwestfalen/Bad Berleburg. Das Projekt „Auszeit in Südwestfalen“ wächst nachhaltig weiter – und damit auch seine Inhalte. In drei Präventions- und Rehabilitationskliniken in Bad Berleburg, Bad Sassendorf und Horn-Bad Meinberg wurden erstmalig Angebote für pflegende Angehörige entwickelt, die nun an den Start gehen.

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Angebote

Bad Berleburg: Die Unterstützung pflegender Angehöriger ist in der Vamed-Rehaklinik Bad Berleburg nicht neu. Neu ist aber das klinikeigene Angehörigenkonzept: eine Präventions- und Rehabilitationsmaßnahme für „Pflegende Angehörige“. Der lange und nicht selten kräftezehrende Weg einer häuslichen Pflegeaufgabe benötigt Atempausen, um Erschöpfung vorzubeugen und Ressourcen zu stärken. Die Angehörigen stehen hierbei nicht als Begleitpersonen, sondern als Hauptpersonen im Fokus und werden durch ein interdisziplinäres Team aus Ärzten, Pflegefachkräften, Physio- und Sporttherapeuten, Ernährungsberatern, Sozialarbeitern und Psychologen betreut. Die Angehörigen lernen in einem auf sie zugeschnittenen Therapieprogramm mit ihren Ressourcen nach der Rehabilitation schonend umzugehen und eine Balance zwischen der aufreibenden Pflegetätigkeit und Regenerationsphasen zu finden. Das vielfältige Leistungsspektrum umfasst nicht nur die ärztliche Untersuchung, sondern legt viel Wert auf Sport- und Bewegungstherapie. Das Angebot von physikalischen Therapien, Ernährungsberatung und Entspannungstraining runden die Maßnahme ab. Ab Ende April können pflegende Angehörige die neue Präventions- und Rehabilitationsmaßnahme in der Vamed-Rehaklinik Bad Berleburg durchführen.

Bad Sassendorf: Die Reha-Klinik Wiesengrund bietet ab Mai ein spezialisiertes Programm für pflegende Angehörige an. Die Klinik geht insbesondere in der Bewegungs- und Ergotherapie auf die Themen der pflegenden Angehörigen ein. In speziellen Gesprächsgruppen werden Entspannungsverfahren vorgestellt und die Kompetenzen der eigenen Handlungs- und Veränderungsmöglichkeiten erweitert.

Horn-Bad Meinberg: Die Mediclin Rose Klinik hat für pflegende Angehörige Bewegungstherapie, Sporttherapie, Entspannung und Stressbewältigung. Zusätzlich wird in Gruppen- und Einzelgesprächen auch die Pflegesituation in den Blick genommen, da viele pflegende Angehörige nur das pflegebedürftige Familienmitglied im Blick haben und sich selbst dabei verlieren.

Zielsetzung

Hintergrund

Menschen, die ihre Angehörigen als eingetragene Pflegepersonen über einen längeren Zeitraum zuhause betreuen, haben regelmäßig ein Anrecht auf eine Rehabilitationsmaßnahme.

Nähere Informationen zum Projekt „Auszeit in Südwestfalen“ gibt es für Südwestfalen unter www.auszeit-in-swf.de und bei Projektleiter Lars Vornheder unter 02921/94334-55.

Eine Kurberatungsstelle in ihrer Nähe finden Interessierte auf der Internetseite www.kuren-fuer-pflegende-angehoerige.de.

Ziel der neuen Angebote ist die Stärkung der Menschen, die Familienangehörige pflegen und dabei starken Belastungen ausgesetzt sind. Die Angebote richten sich als „Single-Lösungen“ zunächst an die Pflegenden (Pflegepersonen) selbst. Das bedeutet, dass für die Zeit der Reha eine Ersatzpflege für die pflegebedürftigen Angehörigen am Wohnort organisiert werden muss. Es bestehen in Westfalen aber auch bereits Angebote für sogenannte „Tandem-Lösungen“, bei denen die Pflegenden und die Pflegebedürftigen gemeinsam in einem Kurort und gegebenenfalls sogar in einem Haus untergebracht werden.

Zwei große Auszeit-Projekte

Seit Juli 2021 laufen die Projekte „Auszeit in Südwestfalen“ und „Auszeit in Ostwestfalen-Lippe“. Beide Projekte haben sich jeweils im Rahmen der dortigen REGIONALE qualifiziert, verfolgen – in enger Verzahnung miteinander – dieselben Ziele und werden mit Mitteln des Landesförderplans „Alter und Pflege“ des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Hauptziel ist es, neue Kur-Angebote für pflegende Angehörige zu entwickeln, um die familiäre Pflege zu stützen und zu sichern. Der Bedarf ist groß, eine dynamische Entwicklung der Nachfrage ist abzusehen. Die Zahl und Auswahl der Angebote in NRW ist bisher aber nicht ausreichend.

16 Kurorte machen mit

Insgesamt 16 Kurorte und Heilbäder engagieren sich in den Projekten: Bad Berleburg, Bad Laasphe, Bad Sassendorf, Brilon, Erwitte/Bad Westernkotten, Lippstadt/Bad Waldliesborn, Olsberg, Schmallenberg und Winterberg (alle in Südwestfalen) sowie Bad Driburg, Bad Lippspringe, Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen, Bad Wünnenberg, Horn-Bad Meinberg und Preußisch Oldendorf-Bad Holzhausen (alle in OstwestfalenLippe).