Bad Berleburg. Angehörige sollen die positiv Getesteten jetzt abholen. Der Ärztliche Direktor erklärt, was der Auslöser war – und wie es jetzt weitergeht.

Keine Aufnahme neuer Patienten, keine Patienten-Besuche – das gilt derzeit für die Bad Berleburger Vamed-Rehaklinik, Am Schloßpark 11. Grund: Bei 35 der aktuell rund 350 Patienten im Hause sind Corona-Tests am Donnerstag positiv ausgefallen. Außerdem sind 30 von 40 positiven Schnelltests bei den insgesamt rund 400 Mitarbeitern des Hauses durch PCR-Tests bestätigt worden. Das berichtet der Ärztliche Direktor der Rehaklinik, Dr. Dietmar Schäfer im Gespräch mit unserer Redaktion.

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Der Mediziner bestätigt, dass Angehörige positiv getesteter Reha-Patienten gebeten worden seien, ihre Verwandten abzuholen und zu Hause zu isolieren. Allerdings werde diese Bitte, basierend auf den Quarantäne-Vorgaben, „ganz unterschiedlich“ aufgenommen. Viele der Patienten seien „dankbar für diese Lösung“, so Schäfer, bei anderen gebe es „schwierige Verhältnisse zuhause“ – etwa, wenn dort ohnehin schon ein kleines Kind oder schwer pflegebedürftige Menschen versorgt werden müssten.

Quarantäne: Krankenkasse zahlt nicht

Dann müsse der Patient seine Quarantäne von derzeit mindestens sieben Tagen in seinem Zimmer verbringen. Genau das aber könne zu Problemen mit der Krankenkasse führen, erklärt der Ärztliche Direktor, denn: Eine Quarantäne sei eben keine Reha, heiße es dann, da müssen wir auch nicht zahlen. Und tatsächlich verliere der Patient mit seiner Infektion auch seine Reha-Fähigkeit, so Schäfer. Zugleich sei eine spätere Wiederaufnahme eines Patienten in die Reha inzwischen „problemlos möglich“, wenn er wieder negativ sei – dafür habe die Rentenversicherung gesorgt. Schwer pflegebedürftige Reha-Patienten dagegen könnten natürlich nicht so leicht entlassen werden.

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Der Ärztliche Direktor sieht bei der Corona-Lage in seinem Hause einen direkten „Zusammenhang mit einem sehr regen Besuchsgeschehen am vergangenen Sonntag“ – das dann zu den zahlreichen positiven Ergebnissen bei „Reihen-Testungen“ am Donnerstag geführt habe. Allerdings seien umgekehrt „die meisten unserer Patienten so gut wie gar nicht betroffen“, fügt Schäfer hinzu – für sie laufe ihr Reha-Programm in der Regel normal weiter.

Zusammenwachsen in Krisen-Situation

Sofern das mit den Mitarbeitern, die sich derzeit nicht in Quarantäne befänden, machbar sei. „Wir unterstützen vor allem die Pflege, versuchen dort zu entlasten“, berichtet Schäfer. Beispielsweise dank der Therapeuten, die sich nun etwa auch um die Ernährung der Patienten kümmerten. Hier beobachte er ein gutes Zusammenwachsen in einer Krisen-Situation.

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Vom Corona-Ausbruch betroffen seien im Übrigen „eigentlich nur die beiden Fachbereiche Orthopädie und Neurologie“. Gut zu wissen: „Fast 100 Prozent unserer Patienten geimpft“, betont Schäfer. Und im letzten Jahr habe es in der Rehaklinik nur einen schweren Corona-Verlauf gegeben. Solche Verläufe gebe es im Moment überhaupt nicht. Der Ärztliche Direktor hofft darauf, dass die Quarantäne schon bald verkürzt wird – dies würde das Problem erheblich reduzieren. Der Aufnahmestopp für Patienten soll noch bis nächsten Dienstag dauern.

Kommentar: Vorsicht weiterhin geboten

Redakteur Eberhard Demtröder
Redakteur Eberhard Demtröder © Ralf Rottmann

Ein Zehntel der Patienten und fast ein Zehntel der Mitarbeiter, positiv auf das Corona-Virus getestet – solche Anteile Infizierter in einer Klinik sind eher überschaubar. Aber der Ausbruch in der Rehaklinik zeigt, dass in der ausklingenden Pandemie Vorsicht weiterhin geboten ist.

Wiederholte Reihen-Testungen bei den Patienten, ständiges Testen beim Personal – dies hat mit Sicherheit verhindert, dass sich das Virus in der Klinik noch stärker ausbreiten konnte – und auf einzelne Fachbereiche begrenzt blieb.

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Aber vielleicht hat die Klinik-Leitung unterschätzt, wie schnell Besucher die Infektion in die Krankenzimmer tragen können. Sie bleiben jetzt erst einmal draußen und sollen künftig besser kontrolliert werden. Gut so.

Unbefriedigend bleiben allerdings die derzeitigen Quarantäne-Regeln: Hier muss eine Lösung her, die eine Unterbrechung der Reha im Grunde unnötig macht.

Eberhard Demtröder