Wittgenstein/Raumland. Die Versorger beteuern Verlässlichkeit, doch Pfarrer Spornhauer weiß: Bei Lücken in der Versorgung müssten Haushalte wohl improvisieren.
Kaum zur Hälfte gefüllte Gas-Speicher derzeit als Reserve für Deutschland – muss das Wittgensteiner Erdgas-Kunden Sorgen machen? „Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass es da eine Versorgungsknappheit geben könnte“, räumt Dr. Dirk Spornhauer ein, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Raumland.
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Im Ortskern werden die Kirche sowie altes und neues Pfarrhaus seit ein paar Jahren zentral mit Wärme aus Erdgas versorgt. Lücken in der Gas-Versorgung kann sich Spornhauer durchaus vorstellen – aber eher als flächendeckende „Katastrophen-Lage“. Unterdessen signalisiert das Energie-Unternehmen E.ON in München, der Grundversorger für Erdgas in Wittgenstein, weiterhin Verlässlichkeit bei den Lieferungen an die Endkunden.
Nahwärmenetz aufgebaut
Seit Ende 2016 ist das gesamte Gelände rund um die Raumländer Kirche endlich ans Erdgas-Netz angeschlossen, nachdem eine Leitung bis in die Bonifatiusstraße von den Energieversorgern zunächst viele Jahre als unwirtschaftlich betrachtet wurde. Doch seit dem Anschluss laufe es gut, sagt Pfarrer Spornhauer. „Wir haben hier ja damals ein Nahwärmenetz aufgebaut – und das war das Beste, was wir machen konnten.“ Lediglich das Gemeindehaus hänge noch an einer alten Öl-Heizung. Aber das könne sich schnell ändern, so Spornhauer, wenn sich die Anlage wirklich nicht mehr rechne. Für den Falls sei der Anschluss an das Nahwärmenetz schon vorbereitet.
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Was den Füllstand der deutschen Gas-Speicher nicht nur für Notlagen betreffe, könne man die Situation ja im Grunde nur als Erdgas-Kunde beobachten, sagt Spornhauer. Und die zu klären, das sei „Sache der Politik“, findet der Pfarrer.
Flut-Katastrophe im Ahrtal kommt in den Kopf
Sollte die Erdgas-Versorgung auch in Wittgenstein, in Raumland tatsächlich einmal nicht mehr funktionieren, so Spornhauer, dann sei man vermutlich bereits mittendrin in einer „absoluten Katastrophenlage, die dann ja alle Gaskunden betreffen würde“. Das wäre „eine völlig andere Situation, in der die Politik Notfallpläne aus der Schublade ziehen müsste“. Dann sei ganz klar die kritische Infrastruktur betroffen. Wenn es so weit komme, müsse man ohnehin erfinderisch sein, schätzt der Pfarrer, dem sogleich die Flut-Katastrophe im Ahrtal in den Kopf kommt. Dann sei er sicherlich auch in seiner Eigenschaft als Notfallseelsorger gefragt.
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Und wie sieht Spornhauer die Entwicklung der Erdgas-Preise, Tendenz weiter steigend? Für ihn und die Kirchengemeinde sei das derzeit kein Thema, so der Pfarrer – eher für den evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein. Denn der habe für seine Kirchengemeinden eine Grundsatz-Vereinbarung in Form eines Rahmenvertrages geschlossen. Und „diesem sind wir als Gemeinde beigetreten, weil bei uns der bisherige Anbieter die Preise erhöht hat – und der Rahmenvertrag für uns als Kirchengemeinde nun günstiger ist“. Jetzt kommt das Erdgas auch in Raumland von den Siegener Versorgungsbetrieben (SVB).
Einspringen statt kündigen
Netzbetreiber hat auch die Krise im Blick
In Wittgenstein liege die Zahl der Erdgas-Anschlüsse bei knapp 4750, so Patrick Plate, Sprecher des regionalen Verteilnetz-Betreibers „Westnetz“.Was die Versorgung betrifft, hat „Westnetz“ auch denkbare Krisen im Blick. So betreibt das Unternehmen ein internes „Krisenvorsorge Gas-Portal“ – eine internet-basierte Anwendung für die Kommunikation zwischen „Westnetz“ und den nachgelagerten Netzbetreibern im Falle einer Gasmangel-Lage.
„Wir sind uns unserer Verantwortung als Grund- und Ersatzversorger in weiten Teilen Deutschlands – und für Erdgas zum Beispiel auch in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück – bewusst“ betont auf Anfrage unserer Redaktion Arne Schleef, Pressesprecher von E.ON in München. Das Unternehmen ist neben vielen weiteren Gas-Lieferanten für den Altkreis als Grundversorger in Wittgenstein aktiv.
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„Während sich einige Discount-Anbieter in dieser schwierigen Marktsituation ihrer Verantwortung entziehen und sogar ihre Kunden kündigen, springen wir in vielen Regionen Deutschlands ein“, so Schleef weiter – „und das zuletzt insgesamt deutlich häufiger als üblicherweise“.
E.ON: Zuverlässige Lieferungen, keine Preis-Anpassungen
Natürlich beliefere E.ON „Kundinnen und Kunden, die neu zu uns in die Ersatzversorgung kommen, zuverlässig mit Energie“, erklärt der Unternehmenssprecher. Und: „Unterschiedliche Tarife für Alt- und Neukunden in der Grund- und Ersatzversorgung sind bei uns als deutscher E.ON Vertrieb aktuell nicht geplant.“
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Allerdings könne sich auch ein Anbieter wie E.ON „den Markt-Bedingungen generell leider nicht vollständig entziehen“, müsse auch über die Preis-Gestaltung nachdenken. Aktuell sei aber für die Region „keine weitere Anpassung geplant“.