Raumland. . In zwei Wohnstraßen bringt die RWE-Tochter Westnetz jetzt neue Leitungen unter die Erde. Derweil wartet die Kirche seit 2010 auf Anschluss für ihre Gas-Heizzentrale

Erdgas-Anschluss für Raumland – diese durchaus gute Nachricht lässt Pfarrer Dr. Dirk Spornhauer von der evangelischen Kirchengemeinde im Ort erst einmal aufhorchen. Immerhin wartet die Raumländer Kirchengemeinde seit 2010 auf einen Anschluss ans Erdgas-Netz – für ihre neue große Heizzentrale. Doch die neuen Leitungen für den Ort möchte der Netzbetreiber Westnetz, eine Tochter des Energieversorgers RWE, zunächst ein paar hundert Meter entfernt verlegen – in zwei Wohnstraßen von Markhausen.

Vor fünf Jahren, so Pfarrer Spornhauer im Gespräch mit unserer Zeitung, habe man auf dem Gelände der Kirche an der Bonfatiusstraße eine komplett neue Gas-Heizzentrale installieren lassen – als Ersatz für die alte Vorgänger-Technik aus den 50er Jahren. Mit der neuen 170-Kilowatt-Anlage werden laut Spornhauer die Kirche, das Gemeindehaus sowie altes und neues Pfarrhaus mit Wärme versorgt. 70 Kilowatt ziehe allein die Kirche, so Spornhauer, wenn sie etwa für Gottesdienste beheizt werden müsse. Da sei eine eher träge Pellet-Heizung auch nach Experten-Meinung keine geeignete Alternative.

Wittgenstein punktuell versorgt

Seit Anfang der 80er Jahre sei die Westfälische Ferngas-AG (WFG) vor Ort in Sachen Erdgas-Netz aktiv, erinnert sich Jürgen Weber, Beigeordneter und Kämmerer im Bad Berleburger Rathaus. Seitdem sei die Kernstadt versorgt. Die WFG ist inzwischen im RWE-Konzern aufgegangen.

Leitungen liegen laut Martin Althaus, Netzplaner bei Westnetz, aber auch in Raumland-Bahnhof, wo zum Beispiel das Berleburger Schaumstoffwerk (BSW) einer der Gewerbekunden ist, ebenso in Berghausen, Wemlighausen und Aue-Wingeshausen.

In Erndtebrück sind bislang der Kernort sowie Schameder samt Industrie-Park am Netz, in Bad Laasphe die Kernstadt, Niederlaasphe und Feudingen.

Basis dafür, dass Westnetz in Bad Berleburg in Sachen Erdgas-Versorgung aktiv sein kann, ist ein Konzessionsvertrag mit der Stadt. Er wurde vor zwei Jahren verlängert – für weitere 20 Jahre. Ähnliches gilt auch für das Gemeindegebiet Erndtebrück.

Bad Laasphe hat den Vertrag auslaufen lassen, plant derzeit eine eigene Netzgesellschaft.

„Und eine Gasleitung bis an die Grundstücksgrenze haben wir damals auch verlegt“, so Spornhauer weiter – alles in der Erwartung, dass 2011 auch die passende Erdgas-Versorgung kommt. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, habe die Kirche dann einen Flüssiggas-Tank samt Fundament angemietet. Aber über den werden die Gebäude der Kirche noch heute versorgt.

Dem Energieversorger RWE ist die Situation bekannt – nicht zuletzt deshalb, weil der Raumländer Kirchmeister Hans-Jürgen Rath, der selbst bei RWE arbeitet, sich für den Anschluss einsetzt. Und: „Interesse daran haben wir nach wie vor“, betont Pfarrer Spornhauer. Doch soweit ist die RWE-Tochter Westnetz derzeit noch nicht.

Gemeinsam mit den Stadtwerken

Rückblende: In einem ersten Bauabschnitt war Ende des vergangenen Jahres eine Mitteldruck-Gasleitung von der Industriestraße in Raumland-Bahnhof bis in die Markhäuser Höfe verlegt worden. Dort hängt nun bereits ein Privathaus am neuen Netz. Auf der Strecke dorthin über 935 Meter musste auch die Eder mit Hilfe einer sogenannten Spülbohrung unterquert werden.

Mit dem zweiten Bauabschnitt erschließt Westnetz jetzt Markhausen selbst. Dazu werden in den beiden Straßen „Am Grünen“ und „Am Heßlar“ weitere 930 Meter Gasleitung verlegt. Die Anwohner sind bereits über die anstehenden Bauarbeiten informiert worden – aber auch über die Kosten für den Anschluss ihres Hauses ans neue Gasnetz. Für 2000 Euro, so Westnetz-Sprecher Christoph Brombach, sei das im Normalfall möglich. Unterm Strich investiert Westnetz in Raumland rund 250 000 Euro ins eigene Gas-Netz, das nun fast zwei Kilometer länger wird.

Bei der Verlegung arbeitet das Unternehmen mit den Bad Berleburger Stadtwerken zusammen, die in Markhausen parallel zum Erdgas eine eigene neue Leitung für die Wasserversorgung in der Erde verbuddelt. „Damit können wir gemeinsam die In­frastruktur hier nach vorne bringen“, freut sich Jürgen Weber, Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Bad Berleburg. Auch RWE-Kommunalberater Peter Imhäuser hält es für sinnvoll, den Bau neuer Versorgungsleitungen zu bündeln, wo immer es geht. Schließlich ließen sich so ganz einfach Baukosten sparen. In Markhausen hätte sich der Gasleitungsbau ansonsten auch gar nicht erst gerechnet, ergänzt Martin Althaus, Netzplaner bei Westnetz.

Übrigens: „Anwohner, die sich für einen Hausanschluss interessieren, können den Gasnetz-Anschluss während der jetzt laufenden Bauarbeiten beauftragen“, betont Netzplaner Althaus. „Das spart Zeit und reduziert die Bauarbeiten vor den Häusern.“ Drei anschlusswillige Kunden hat der Energieversorger bereits auf seiner Liste – zwei Privatkunden und den Betreiber eines Fitness-Studios an der B 480. Ende Mai, so Althaus, wolle Westnetz mit den neuen Leitungen in Markhausen fertig sein.

Ortsvorsteher begrüßt Leitungsbau

Überhaupt zeigte sich Beigeordneter Jürgen Weber, an die Westnetz-Vertreter gewandt, „erfreut darüber, dass Sie weiter in die Fläche gehen“. Das könne der Versorger gerne auch anderswo im Stadtgebiet tun.

Raumlands Ortsvorsteher Heinrich Limper begrüßt den Bau der neuen Leitungen ebenfalls ausdrücklich. Und fügt hinzu: „Ich würde mich freuen, wenn weitere Teile unseres Ortes angeschlossen würden“, sagt er. Da wird er wohl auch an die Raumländer Kirche gedacht haben.