Bad Berleburg. Käferholz ist der Schlüssel. In Wittgenstein gibt es genug davon. Bad Berleburg will Vorreiter sein und den Bau ein besonderen Parkhauses prüfen.

Bad Berleburg will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und vielleicht noch ein bisschen mehr. Die 2017 als nachhaltigste Kleinstadt Deutschlands ausgezeichnete Kommune will Dinge zusammenbringen, die für viele Menschen aktuell nicht unter einen Hut zu bringen sind: Klimaschutz und Wirtschaftsförderung.

Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann diesen vermeintlichen Widerspruch am Beispiel des Bauens mit Holz aufgelöst und eine verwegene Idee vorgestellt: ein Parkhaus aus Käferholz! Noch ist es nur eine Idee. Aber schon bald wird man in Bad Berleburg wissen, ob das funktioniert.

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Holz auf der politischen Agenda

Fuhrmann: „Die kommunale Holz-Agenda ist ein weiterer wichtiger Baustein der nachhaltigen Stadtentwicklung. Diese hat die Stadtverordnetenversammlung in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, nicht zuletzt, um den klimatischen Veränderungen Rechnung zu tragen, eine gemeinsame politische Haltung auszudrücken und sich den gemeinsamen Zielen des Akteursnetzwerks Holz sowie der Verwaltung anzuschließen.“

Einer dieser Akteure ist der Schwarzenauer Zimmermann Lothar Kuhmichel: „Uns ist es das Wichtigste, mit dem Blödsinn aufzuräumen, dass Käferholz nichts mehr wert ist.“ Der Zimmermeister sieht abgesehen von optischen Einschränkungen wie einer möglichen Blaufärbung keine konstruktiven Einschränkungen. Egal, ob Käferholz oder nicht: Jedes Bauholz unterliege Anforderungen für die Schnittholzqualität. Schadstellen, große Äste oder ähnliches mehr gebe es im natürlichen Baustoff – und die werden herausgefiltert. Vieles passiere schon in den Sägewerken. Aber darauf verlasse sich der Zimmermann nicht: „Das Holz unterliegt immer einer Sichtkontrolle“, sagt Kuhmichel. So würden vom Fachmann letzte mögliche Schwachstellen ausgemerzt.

Das Wichtigste ist trockenes Holz

Das Wichtigste sei aber, „dass das Holz trocken verbaut wird. 15 bis 18 Prozent Restfeuchte darf es noch haben“, erläutert der Fachmann. Das ist wichtig, weil Holz nach dem Sägen Feuchtigkeit verliert. Dadurch wird es aber nicht nur leichter, es schrumpft auch. Und um Schäden zu vermeiden sollte nur trockenes Material verbaut werden.

Aber kann ich mit Holz auch ein Parkhaus bauen? Da ist Lothar Kuhmichel nicht nur optimistisch, sondern sicher: „Wir können heute fast alles aus Holz bauen. Da sind uns kaum Grenzen gesetzt.“ Es gibt bereits Hochhäuser aus Holz, die beim Thema Brandschutz sogar Stahlkonstruktionen etwas voraus haben – und einem Brandereignis inzwischen länger stand halten als Fachwerk aus Stahl, weiß Kuhmichel.

Heimisches Holz verarbeiten

Aber: Das im Spiegel-Artikel erwähnte Parkhaus aus Holz bleibt zunächst nur eine Idee. Es ist Gegenstand einer „Machbarkeitsstudie zur Errichtung eines multifunktionalen Parkhauses aus Holz“. Geplant sei ein Bau aus heimischem Fichtenholz, so Bernd Fuhrmann: „Die Wertschöpfung soll direkt vor Ort geschehen“, sagt der Bürgermeister. Waldbesitzer, die ihr Käferholz verkaufen müssen, gibt es in Wittgenstein genug. Und die schauen mit Interesse auf diese Studie. Im Rahmen der Untersuchung soll die architektonische, städtebauliche und technisch-konstruktive Machbarkeit des Bauvorhabens entwickelt werden. Aber damit nicht genug: Auch die Zukunft eines Parkhauses haben die Planer im Blick – für eine Zeit, in der Autos vielleicht keine so entscheidende, platzraubende Rolle spielen. Was passiert danach? „Das Thema Zweit- und Umnutzungsmöglichkeiten steht im Fokus, um auch hierbei dem Nachhaltigkeitsgedanken Rechnung zu tragen. Damit wollen wir – mit Blick auf die Mobilitätskonzepte der Zukunft – das Parkhaus so flexibel errichten, dass es den künftigen Bedarfen jederzeit intelligent angepasst werden kann, etwa durch Umnutzung in Wohnraum oder Co-Working-Spaces“, sagt Bernd Fuhrmann.

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Einen potenziellen Standort für ein solches Parkhaus mit Zukunft hat der Bürgermeister bereits im Auge. Damit könnten dann auch etwas mehr als nur zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: „Die Machbarkeitsstudie soll auch Erkenntnisse darüber liefern, ob ein Bau auf dem Gelände des ehemaligen Eins-A-Areals in Frage kommt. Ziel ist es, ein Bauwerk mit Pilotcharakter zu schaffen und damit Impulsgeber für andere Kommunen in ganz NRW zu sein“, sagt Fuhrmann.