Raumland. „Dann kommen unsere Lebensmittel demnächst aus Brasilien oder Indien“, sagt Bernd Henk. Der Landwirt aus Raumland kritisiert den Regionalplan.

Bernd Henk wählt deutliche Worte. Der Landwirt aus Raumland sieht seinen landwirtschaftlichen Betrieb „Hof Niederaue“ bedroht. Seit knapp 450 Jahren betreiben die Henks Landwirtschaft im Edertal. Nun aber befürchtet Bernd Henk massive Einschränkungen durch den Regionalplan-Entwurf. Und er ist nicht der Einzige.

Im Edertal mit Blick auf die Weiden und die Milchviehherde von Henk tragen der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, Henner Braach, Kreislandwirt Lothar Menn und der Geschäftsführer der Landwirtschaftsverbände Siegen-Wittgenstein und Olpe, Georg Jung, mehrer kritische Punkte vor. Im Wesentlichen geht es dabei um die Einstufung sogenannter BSN-Gebiete, die Naturschutzflächen ausweisen. Die Grünland-Flächen von Bernd Henk liegen im Edertal und fallen nach dem Entwurf komplett unter die Neuregelungen.

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Zu genaue Vorgaben

„Der Regionalplan begünstigt die Entwicklung nicht, er verhindert sie, weil er zu genaue Vorgaben macht“, sagt Henner Braach und betont, dass die Landwirte sorgsam mit der Natur umgingen und nun dafür bestraft würden. „Eine Bleibeperspektive für die Landwirtschaft wird nicht aufgezeigt. Die Aufgabe eines Regionalplanes ist es die Region nach vorne zu bringen und nicht sie abzuhängen“, sagt Braach und hat auch einen Schuldigen ausgemacht: „Das ist eine idealisierte Sichtweise von außen.“

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Auch der Wittgensteiner Kreislandwirt Lothar Menn betont: „Wir Landwirte sind nicht gegen Natur oder Naturschutz. 10 Prozent der Flächen in Siegen-Wittgenstein sind im Vertragsnaturschutz. 5800 Hektar sind Ökolandbau und 3500 Hektar extensiv genutztes Grünland“, listet der Erndtebrücker auf. Bei nur rund 20.000 Hektar im gesamte Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein sei das eine Leistung, die „es so nicht noch einmal in NRW gibt.“ Bei dem Regionalplanentwurf stört den Kreislandwirt, dass „Naturschutz nicht mit dem großen Stift einzeichnen“ kann. Neben den bekannten möglichen Einschränkungen bei der Mahd von Weideflächen befürchtet Menn noch weitere. Ihn beschleicht ein Gefühl: „Es weiß kaum noch jemand, was wir eigentlich machen. Wir versorgen die Gesellschaft mit hochwertigen Lebensmitteln.“

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Problem mit Maßstab des Plans

Georg Jung, der Kreisgeschäftsführer für die Kreise Siegen-Wittgenstein schildert die Probleme der Kammer mit dem Entwurf, der im Januar neben der neuen Wasserrahmenrichtlinie und einer Kartierung von eutrophierten Gebieten im Kreis Olpe auf die Schreibtische flatterte. Drei große Themen für zwei festangestellte Mitarbeiter, die sich in tausende Seiten einlesen, die Veränderungen zur bestehenden Regionalplanung herausarbeiten und in Coronazeiten 1600 Betriebe informieren mussten. Das Problem: „Diese Detailgenauigkeit hat es früher nicht gegeben“, berichtet Jung über die mit der Regionalplanung angestrebten Ziele. Und bei den Karten macht auch der Maßstab der Planung Schwierigkeiten. Zum Teil sind die Abgrenzungslinien so breit, dass sie in der Realität 50 Meter breite Streifen hinterlassen. Der Maßstab für die Planungen ist allerdings bei solch übergeordneten Plänen vorgegeben.

Wirtschaftliche Grundlage in Gefahr

Am Schluss machte noch einmal Gastgeber Bernd Henk seinem Unmut Luft: „Man nimmt uns unsere wirtschaftliche Grundlage“, befürchtet er. Aktuell weiden auf seinen Wiesen eine der leistungsstärksten Milchviehherden in NRW. Sie gehöre zu den besten 25 Prozent im Land. Doch diese Milchleistung könne nicht mit Heu erzielt werden. „Wir müssen unser Gras früh im Jahr mähen“, sagt der Landwirt, der mit der Silage von den eigenen Flächen auskommt. „Wenn ich erst ab Juli mähen darf, geht das nicht. Dann kommen unsere Lebensmittel eben demnächst aus Brasilien oder Indien, so wie unsere Medikamente“, wettert der Landwirt, der seinen 446 Jahre alten Familienbetrieb gerne in die Hände eines seiner fünf Kinder übergeben möchte. Eine Tochter hat Landwirtschaft studiert. Neben dem Milchvieh ist das zweite Standbein die Forstwirtschaft: „Die Bestände werden aber gerade vom Borkenkäfer aufgefressen“, sagt er bitter. Und zum Naturschutz hat er eine klare Meinung: „Wir haben den Schwarzstorch auf unseren Flächen, die Wasseramsel, Fledermäuse holen sich ihre Fliegen am Stall und hier leben Molche und Feuersalamander. Was will man mehr?“ Der Regionalplanentwurf, so kritisiert Henk nimmt den Landwirten Regionalität und Nachhaltigkeit.

Politischen Druck haben die Landwirte in den betroffenen Regionen Märkischer Kreis, Siegen-Wittgenstein und Olpe bereits gemacht und einzelne Stellungnahmen aber auch Sammelstellungnahmen nach Arnsberg geschickt. „Dieses Werk muss politisch neu bewertet und deutlich geändert werden“, fordert Henner Braach.