Bad Laasphe. „Es war das einzig richtige, sich damit zu beschäftigen. Das hat unseren Forstbetrieb gerettet“, sagt Ludwig Ferdinand Prinz Wittgenstein heute.

Dürre und Borkenkäfer zerstören auch seinen Wald. Aber Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg hat einen Plan. Schon einmal hat er mit seinem Forstgut Ditzrod vor dem Aus gestanden - damals im Januar 2007, als Kyrill in einer Nacht das Leben vieler kleiner und großer Waldbesitzer auf den Kopf stellte.

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Heute hat der 79-Jährige ein zweites wirtschaftliches Standbein, das äußerst erfolgreich läuft. Aus dem Waldunternehmer wurde der Windkraftunternehmer. „Es war das einzig richtige, sich damit zu beschäftigen. Das hat unseren Forstbetrieb gerettet“, sagt Prinz Wittgenstein heute. Elf große Anlagen stehen inzwischen auf seinen Ländereien zwischen Hesselbach, Banfe und Bad Laasphe. Und weitere vier werden demnächst in Bad Berleburg am Prenzenberger Kopf entstehen. Aber es war auch ein Wagnis: „Damals war es nicht sicher, dass das alles funktionieren würde.“

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Mit Kyrill fängt alles an

Rückblende: Im Januar 2007 stehen Prinz Wittgenstein und sein Förster Martin Kindig vor riesigen Windwurfflächen. „Da war erstmal Aufräumen angesagt. Es war eine ähnliche Situation wie heute. Aber wir waren kreativ, hatten Ideen“, schmunzelt Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Aber innerhalb eines halben Jahres hatte er das Kyrillholz aus dem Wald und profitierte von inzwischen wieder leicht anziehenden Rohstoffpreisen. „Davon haben wir dann Flächen dazugekauft und den Betrieb vergrößert“, erinnert sich der Prinz. 1650 Hektar misst das Forstgut Ditzrod heute und weitere 1000 Hektar werden für andere Besitzer mitverwaltet.

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Die WindRAD-Tour des Bundesverbandes Windenergie macht 2013 auf dem Spreitzkopf bei Hesselbach Station. Investor Ludwig-Ferdinand zu Sayn-Wittgenstein (links) unterhält sich mit Thomas  Hachmann vom Regionalverband Südwestfalen des BWE.
Die WindRAD-Tour des Bundesverbandes Windenergie macht 2013 auf dem Spreitzkopf bei Hesselbach Station. Investor Ludwig-Ferdinand zu Sayn-Wittgenstein (links) unterhält sich mit Thomas Hachmann vom Regionalverband Südwestfalen des BWE. © WP | Lars-Peter Dickel

Als sich das Gut finanziell erholt hat, werden die Pläne für Windkraft ab 2010 intensiv verfolgt, bis 2013 die erste Anlage auf dem Spreitzkopf steht. Mit der Einstellung von Cliff Reppel als Fachmann fing alles an und die Windkraftsparte wuchs - auch personell. Doch der Bau der Windkraftanlagen stößt auch auf breiten Widerstand. „Man muss erkennen, dass man es im Leben nicht jedem recht machen kann. Wir hatten und haben mit unendlich vielen Widerständen zu kämpfen und es gibt Kommunen, die sich uns in den Weg stellen“, berichtet Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Es ist klar, wen er damit meint. Zuletzt führte er über Jahre hinweg einen Rechtsstreit mit Bad Berleburg über die vier kommenden Anlagen bei Arfeld. „Uns ist dadurch ein erheblicher Schaden entstanden“, so der Windkraftunternehmer und rechnet die gesunkene Einspeisevergütung gegen die gleichzeitig gestiegenen Baukosten für die Anlagen gegeneinander.

Viele Anfragen

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Gleichzeitig aber ist die Expertise des inzwischen in Büroräumen im Gennernbach residierenden Unternehmen gefragt: „Uns erreichen ganz viele Anfragen. Jeder glaubt, dass er ein Windrad bauen kann“, sagt Prinz Wittgenstein. Aber so einfach sei das eben nicht.

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Neben der Windhöffigkeit sind verschiedene andere Aspekte wichtig. Denn für den Bau eines Windrades braucht man Wege, Aufstellflächen für Kräne und den geeigneten Untergrund und auch die Möglichkeit Kabel zu ziehen und den Strom einzuspeisen. Unabhängig von der Topografie sind auch zahlreiche baurechtliche und naturschutzfachliche Fragen zu beantworten. All dieses Wissen hat sich das neue Unternehmen in den vergangenen sieben, acht Jahren erarbeitet. „Wir können inzwischen sehr schnell feststellen, ob Flächen für Windkraft geeignet sind“, erläutert Prinz Wittgenstein.

Auf dem Spreitzkopf entsteht die erste der sechs Windkraftanlagen. Diese Aufnahmen hat die RWE mit einem ferngesteuerten Foto-Hubschrauber aufnehmen lassen.
Auf dem Spreitzkopf entsteht die erste der sechs Windkraftanlagen. Diese Aufnahmen hat die RWE mit einem ferngesteuerten Foto-Hubschrauber aufnehmen lassen. © WP | RWE

„Windkraft ist für jeden Flächeneigentümer sehr lukrativ“, sagt der Unternehmensgründer Neben der im direkten Umfeld der Standorte nicht erfolgten - also eingesparten - Wiederaufforstung, fließen Pachterlöse, die sich nach der erzeugten Energiemenge richten. Auch wenn es viele kleine Flächen gebe, sei eine Windfarm möglich. Dann werde eben ein gemeinsamer Vertrag mit mehreren Eigentümern geschlossen und eine Vergütung vereinbart. Möglichkeiten gebe es viele.

Und an die Kritiker gewandt rechnet er vor, dass eine seiner Windräder 1261 Tonnen CO2 pro Jahr einspare. Das sei 74 Mal so viel wie ein Hektar Wald binden könne. Und neben dem Strom aus Windenergie flössen auch Erlöse, die Ludwig Ferdinand Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg in die Wiederaufforstung steckt.

Mit Windkraft wiederaufforsten

20 Hektar Fläche will das Forstgut Ditzrod jährlich in den nächsten fünf Jahren aufforsten. Neben Douglasie, Kiefer und Lärche sind Roteiche, Baumhasel und Esskastanie Favoriten für die Pflanzung. Mit Buche ist Martin Kindig vorsichtig. Auch sie kommt durch die lange Trockenheit in Stress und leidet an der Buchen-Höhenkrankheit. Die Fichte hätte die Trockenheit sicher gut überstanden, nur der Borkenkäfer sei eben dazu gekommen, so der Förster. In den vergangenen Jahren habe sich die Bauartenzusammensetzung bereits verändert. Gut ein Viertel bestehe bereits aus Laubholz, drei Viertel seien Nadelholz und davon nach wie vor über 60 Prozent Fichte. Das Geld aber für diesen Waldumbau verdient das Forstgut mit Windkraft und ist damit nicht nur in Wittgenstein ein Pionierbetrieb.