Wittgenstein. Wenn die Inzidenz unter 50 bleibt, gibt es Lockerungen für den Einzelhandel und die Gastronomie. Wir haben uns dazu in Wittgenstein umgehört.

Gemütlich durch die Läden bummeln oder ein leckeres Kaltgetränk im Biergarten genießen – das ist nach den aktuellen Corona-Bestimmungen derzeit nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete möglich. „Das Geschäft läuft nur sehr schleppend. Die Leute sind schon ziemlich gehemmt“, erzählt Ute Leiendecker, Inhaberin von „Apropos Moden“ in Bad Berleburg: „Wir können nur hoffen, dass bald endlich weitere Lockerungen kommen.“

Der Handel

Bernd Petzolt, 2. Vorsitzender der Händlergemeinschaft Pro Bad Laasphe, kann diesen Trend bestätigen: „Solange die Testpflicht besteht, wird sich die Besucherfrequenz in den Läden in Grenzen halten. Viele Leute schrecken vor dem Corona-Test zurück und sparen sich deshalb den Ladenbesuch. Sie gehen dann nur dort hin, wo es wirklich dringend nötig ist.“

„Insgesamt herrscht eine große Unsicherheit in Bezug auf die Regeln“, erklärt Bernd Petzolt. „Wir kriegen viele Anrufe von Leuten, die fragen, ob sie denn jetzt einen negativen Test brauchen oder nicht.“ Einfach so durch die Innenstadt schlendern – das geht für viele nur mit Test. Und eben diesen Aufwand sparen sich die meisten – zumal der Test nach 24 oder 48 Stunden auch seine Gültigkeit verliert.

Ein Einkaufsbummel muss also zeitlich genau geplant werden. Spontanität gibt’s nicht. „Gerade das Stöbern macht ja Spaß“, sagt Ute Leiendecker von „Apropos Moden“. „Hinzu kommt aktuell natürlich auch das schlechte Wetter. Abgesehen davon sind wir schon sehr gebeutelt im Einzelhandel. So langsam kann ich die Regeln auch nicht mehr nachvollziehen.“

Doch die Kunden halten „Apropos Moden“ trotz der Corona-Beschränkungen weiter die Stange, berichtet Ute Leiendecker: „Da erleben wir viel Unterstützung. Ich bin den Kunden auch wirklich dankbar, dass sie das alles mitmachen.“ Viele nutzen Click & Collect – holen die Ware also direkt am Fenster ab und probieren sie zuhause an. „Die Menschen sagen, dass es ihnen wert ist. Selbst wenn sie wiederkommen müssen, um einige Teile umzutauschen. Das nehmen sie in Kauf“, freut sich die Ladeninhaberin.

Das nächste Etappenziel ist für den Einzelhandel ganz klar: eine stabile Inzidenz unter 50. „Dann beleben sich die Städte so langsam wieder. Das sieht man ja auch in anderen Kommunen, wo die Werte schon so niedrig sind“, sagt Bernd Petzolt. Doch auch wenn am Mittwoch die Inzidenz im Kreis Siegen-Wittgenstein bereits knapp unter 50 lag, ist Ute Leiendecker nur vorsichtig optimistisch: „Ehe es soweit ist, dauert es noch ein paar Tage, bis die Lockerungen gelten – selbst wenn die Zahlen weiter sinken. Ich hoffe einfach, dass es möglichst bald so weit ist.“

Die Gastronomie

Kathrin Grabiger vom „Weißen Roß“ in Bad Berleburg bleibt gelassen. Auch wenn der magische Wert am Mittwoch unter die 50er-Marke gefallen ist und damit die Öffnung der Innengastronomie von Restaurants und Kneipen näher rückt. „Für uns ist das ähnlich wie im vergangenen Jahr. Wir halten Abstände ein und haben weniger Tische gestellt. Hinzu kommen nur die Tests und wir nutzten die Luca-App“, sagt die Gastronomin. Wie sehr sich die Kunden nach einem Bier in einem Lokal sehen, dass hat der vergangene Wochenende gezeigt. „Unser Biergarten war gut besucht“, freut sich die Wirtin und weiß, dass es bei dem vorhergesagten schönen Wetter am kommenden Wochenende wohl noch besser wird. „Wir raten allen, sich frühzeitig einen Test-Termin zu besorgen.“ Mit Blick auf die mögliche Öffnung der Innengastronomie und neue Regelungen kümmert sie sich auch um Personal, weil nicht alles von jetzt auf gleich wieder hochgefahren werden kann.

„Wir sind da noch sehr vorsichtig“, sagt Stephan Frettlöh vom Westfälischen Hof in Erndtebrück. „Die Zahlen müssen erst einmal stabil unter 50 bleiben“, sagt er und kann sich gut vorstellen, das Restaurant noch nicht sofort wieder zu öffnen. Zu groß ist die Sorge, sofort wieder schließen zu müssen und dann auf gekaufter Ware sitzen zu bleiben. „Das haben wir zwei mal erlebt, ein drittes Mal passiert uns das nicht. Der Westfälische Hof hat die Zeit bislang mit dem Außer-haus-Geschäft gut überstanden und auch der Biergarten ,Auszeit’ ist trotz des schlechten Wetters gut angenommen worden“, berichtet Frettlöh. Und darauf setzt er jetzt.

Neue Teststation

Alles steht und fällt mit den Testmöglichkeiten – gerade auch der Besuch eines Restaurants oder eines Biergartens, weiß Ortsvorsteher Timo Florin aus Girkhausen. In Dorf wird jetzt mit der Apotheke am Schloßpark eine „Corona-Test-Station“ in der Schützenhalle eingerichtet. „Wir starten am Freitag, 28. Mai“, berichtet Florin.

Von 17 bis 19 Uhr können sich die Dorfbewohner dort testen lassen. Mitbringen muss man nur seine Krankenversicherungskarte und einen Kuli. Die Testung ist ohne Termin möglich und wird bis auf weiteres jeden Freitag erfolgen, heißt es in einer Mitteilung.

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