Erndtebrück. Vor allem Berufspendler, aber auch alle Wittgensteiner, die zwischen Süd und Nord im Kreis mit dem Auto unterwegs sind, wollen den Ausbau.
Berufspendler, Bundeswehrsoldaten und alle die einfach schnell zwischen Siegen- und Wittgenstein mit dem Auto unterwegs sind, warten seit Jahren auf den Moment, in dem ein buntes Band durchgeschnitten wird und die Bundesstraße 62 zwischen Erndtebrück und Lützel als ein Teil der „Route 57“ fertiggestellt ist. Es klingt nach einer nicht enden wollenden Geschichte und ist Grund genug, beim Landesbetrieb Straßen.NRW der Gemeinde Erndtebrück und der Deutschen Bahn nachzufragen. Eins vorweg, es ist kompliziert.
Bahnübergang Altenteich
Von grundlegender Bedeutung
Erndtebrück Bürgermeister Henning Gronau hat seit seinem Amtsantritt 2016 die Verkehrsanbindung der Gemeinde zu einem seiner wichtigsten Themen gemacht. Wir fragen ihn nach dem aktuellen Stand.
1Welchen Stellenwert hat der Ausbau der Bundesstraße 62 für die Gemeinde?
Der Ausbau der Bundesstraße B 62 zu einer dreispurigen Verkehrsstraße hat für die verkehrliche Anbindung Wittgensteins an das Straßenverkehrsnetz im Siegerland und darüber hinaus eine grundlegende Bedeutung und wird daher von hier in jeglicher Form unterstützt.
2 Ein entscheidender Punkt ist der Bahnübergang zum Industriegebiet „Grünewald“. Wie bewerten Sie diese Situation?
Die sichere Anbindung des Industriegebiets „Im Grünewald“ ist ebenfalls ein sehr wichtiges Projekt, da hier viele Mitarbeiter der ansässigen Firmen die Bahnstrecke täglich kreuzen und sich in der Vergangenheit immer wieder kritische Situationen und Unfälle ergeben haben. Hier steht die Gemeinde in einem intensiven Austausch mit der Bahn, Straßen NRW und den ansässigen Betrieben. Einen großen Dank richten wir in diesem Zuge an die Firma EEW, die sich seit vielen Jahren aktiv für eine Sicherung des Bahnüberganges mit uns einsetzt.
3 Außerdem sollte der dreistreifige Ausbau bis zum Ortskern jetzt erfolgen. Was bedeutet die Verzögerung für Erndtebrück? Was kann die Gemeinde noch tun, um das Projekt zu unterstützen?
Von der Planung einer dreispurigen Weiterführung der B 62 vom Bahnübergang Grünewald in Richtung Ortsmitte ist hier nichts bekannt. Gleichwohl wird die Planung zum Bau der Ortsumgehung Erndtebrück als weiteres Kettenglied hier intensiv verfolgt und ist regelmäßig Gegenstand der Tagesordnung des zuständigen Fachausschusses.
Grundsätzlich laufe das Projekt unter dem Namen „Ausbau der B62 zwischen Hilchenbach-Lützel und Erndtebrück-Grünewald mit Anlage einer Dreistreifigkeit und Bahnübergangsbeseitigung Altenteich“. „Momentan befindet sich das Projekt in der Phase der Entwurfsplanung, und für die Beseitigung des Bahnübergangs stimmen wir uns gerade mit der DB Netz AG ab“, erläutert Pressesprecherin Julia Ollertz vom Landesbetrieb Straßen NRW – Die Regionalniederlassung Südwestfalen in Netphen hat hier die Federführung.
Bei diesem Kreuzungspunkt mit der Bahnstrecke ist vorgesehen, dass die höhengleiche Kreuzung durch ein Brückenbauwerk ersetzt wird. Somit könnte der Bahnübergang entfallen.
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„Ein konkreter Zeitraum zur Umsetzung dieses Projektes kann aktuell noch nicht seriös benannt werden“, macht Ollertz aber deutlich. Hintergrund sind Naturschutzrechtliche Fragen im Planungsraum. In dem hoch sensiblen Naturraum befinden sich unter anderem ein FFH-Gebiet und FFH-Lebensraumtypen. „Wir achten besonders auf die Verträglichkeit der Eingriffe und wie sie sich auf diese Bereiche auswirken“, so Ollertz weiter.
Eine Sprecherin der Bahn AG aus Düsseldorf berichte auf Anfrage: „Als Kreuzungspartner sind wir selbstverständlich eng in das Projekt einbezogen und begrüßen die Baumaßnahme. Die DB AG arbeitet seit Jahren mit Nachdruck daran, gemeinsam mit dem Eigentümer der Straße und dem Bund die Zahl der Bahnübergänge zu reduzieren. Seit 1950 hat sich der Bestand an Bahnübergängen im Netz der Deutschen Bahn bereits mehr als halbiert.“
Radweg-Planung
In Abstimmung mit der Stadt Hilchenbach und der Gemeinde Erndtebrück ist ein fahrbahnbegleitender Radweg geplant, sagt der Landesbetrieb Straßen.NRW. Die Planunterlagen und die jeweiligen Fachbeiträge werden aktuell zur Genehmigung des Vorentwurfs erstellt. Danach werden die Planunterlagen für das Planfeststellungsverfahren vorbereitet. Parallel dazu beginnt das Flurbereinigungsverfahren der Bezirksregierung, berichtet der Landesbetrieb.
Bahnübergang Grünewald
Beim zweiten Bahnübergang Grünewald kreuzt die kommunale Straße „Im Grünewald“ die Bahnstrecke 2870 Kreuztal-Cölbe. Hier ist die Sachlage etwas komplizierter: „Federführend in diesem Projekt ist die DB Netz AG, wir sind in diesem Fall als Straßenbaulastträger der B62 nur ein Betroffener und kein Beteiligter der Kreuzungsmaßnahme. Das sind nur die DB Netz AG als Baulastträger der Bahnstrecke und die Gemeinde Erndtebrück als Baulastträger der kommunalen Straße.“
Die Sprecherin der Bahn AG macht keine Hoffnung auf eine schnelle Lösung: „Bei der Modernisierung des Bahnübergangs ,Im Grünewald’ befinden wir uns in der frühen Planungsphase. Angaben zum Kostenumfang sowie dem konkreten Zeitplan können wir aktuell noch nicht seriös tätigen. Da Bahnübergänge sowohl Straße als auch Schiene berühren, sind sie eine Gemeinschaftsaufgabe. Sollen beispielsweise an einem Bahnübergang Änderungen an bestehenden Anlagen vorgenommen werden, müssen Bahn, Bund und Straßenbaulastträger - also alle Beteiligten – dies vereinbaren. Die DB Netz AG befindet sich in engem Austausch mit der Gemeinde Erndtebrück, Straßen.NRW und dem anliegenden Erndtebrücker Eisenwerken. Sobald die Planungen sich konkretisieren, werden wir die Öffentlichkeit umfassend informieren“, so eine Sprecherin der Bahn AG.
Ein Beteiligter hat seine Hausaufgaben in der Zwischenzeit gemacht: Das Erndtebrücker Eisenwerk hat ein Wohnhaus erworben, das direkt gegenüber der Straßeneinmündung und dem Bahnübergang an der Bundesstraße steht und den Planungen für einen neuen ungefährlicheren Kreuzungspunkt bislang im Weg stand.