Bad Laasphe. „Wir identifizieren uns mit der Region und Kneipen gehören zum guten Leben dazu“, sagt Christian Bosch über die „Fass-Hilfe“.

„Wir müssen es schaffen, dass die Menschen wieder in die Lokale gehen“, erklärt Hans-Christian Bosch die außergewöhnliche Aktion „Fass-Hilfe“ seiner Privatbrauerei. Mit kostenlos gelieferten Bierfässern will der Brauer nicht nur den eigenen Absatz ankurbeln, sondern auch der heimischen Gastronomie helfen, den Schalter umlegen, wie er sagt.

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Die Folgen der Corona-Pandemie haben das Land noch immer fest im Griff, auch wenn die Fallzahlen in Siegen-Wittgenstein sinken und vielerorts gegen null tendieren, müssen sich die Menschen vielerorts erst wieder daran gewöhnen, dass sie auch ausgehen könnten.

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„Viele Kneipen und Restaurants öffnen jetzt erst wieder. Und die meisten, die offen haben, liegen erst wieder bei rund 30 Prozent ihres Umsatzes“, rechnet der Bad Laaspher vor.

Dank an treue Stammgäste

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Einer davon ist der Wirt der Bad Laaspher Stadtschänke. Michael Kelch und seine Frau Gladys merken, dass das Geschäft sehr zögerlich anläuft. Die Wirte der letzten reinen Bierkneipe in der Bad Laaspher Kernstadt dürften nach Corona-Regeln maximal 10 bis 15 Personen in den Schankraum lassen. Teile sind mit Plexiglas oder Folien und blau-gelbem Trassierband abgesperrt. „Wir sind glücklich, dass unsere Stammgäste fast alle wieder da sind“, berichtet Michael Kelch. Aber nach wie vor sind die Wochenenden schlechter besucht. „Einige wollen die Meldezettel nicht ausfüllen, andere haben wohl Angst vor dem Virus“, mutmaßt der Wirt, der die Schänke nur im Nebenerwerb betreibt. Das ist auch der Grund, warum Kelch keine Corona-Hilfen beantragen konnte. In seiner Stammfirma aber machte Klech Kurzarbeit und schaut deshalb auch mit Sorgen und Hoffnungen zugleich in die Zukunft.

Infrastruktur in Gefahr

Michael und Gladys Kelch von der Stadtschänke in Bad Laasphe zapfen die ersten Biere an. Hans-Christian Bosch (rechts) ist froh, dass die Hilfe anläuft.
Michael und Gladys Kelch von der Stadtschänke in Bad Laasphe zapfen die ersten Biere an. Hans-Christian Bosch (rechts) ist froh, dass die Hilfe anläuft. © Lars-Peter Dickel

„Viele Betriebe können so nicht überleben. Für jede Kneipe, die zumacht, wird sich kein neuer Wirt finden“, sorgt sich auch Hans-Christian Bosch – und zwar nicht nur als Bierbrauer, sondern auch als Kunde. „Wir müssen unsere gastronomische Infrastruktur erhalten“, sagt er und hat sich neben der eher symbolischen Fass-Hilfe auch über weitere Hilfen Gedanken gemacht. So wurden die Zapfanlagen der Gastronomen auf Wunsch kostenlos gereinigt, Beratungen zu Corona-Hilfsprogrammen angeboten oder Darlehen und Pachten gestundet.

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Weil es aktuell auch keine großen Volksfeste gibt, bietet Bosch den Restaurants und Kneipen auch aktuell ungenutzte Biergartenbestuhlung an. Über die Außengastronomie lassen sich Abstandsregeln besser einhalten, berichtet auch Wirt Michael Kelch, der am Freitag als einer der ersten die Fass-Hilfe bekam. Mit dem historischen Unimog Baujahr 1953 fährt das Wittgensteiner Traditionsunternehmen das Bier aus. Der restaurierte kleine Transporter ist ein Hingucker und das ist auch kalkuliert, denn ein bisschen Lust auf ein frisch gezapftes Bier sollen alle diejenigen bekommen die den Unimog in Siegen-Wittgenstein oder dem Marburger Hinterland auf der Straße sehen.

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„Natürlich ist das auch Werbung“, sagt Hans-Christian Bosch. Aber der Brauer in der elften Generation wünscht sich, dass diese Aktion Schule macht – auch bei der großen Konkurrenz. Und noch mehr wünscht sich der Bad Laaspher: dass die Menschen wieder in die Biergärten, Kneipen, Cafés und Restaurants gehen. „Wir müssen kämpfen, dass die Gastronomie wieder als Treffpunkt angenommen wird“, sagt Bosch. „Wir identifizieren uns mit der Region und Heimatgefühl ist ein echt starker Antrieb und Kneipen gehören zum guten Leben dazu“, sagt er.