Bad Berleburg. Kredite und Zuschüsse derzeit die wichtigsten Stichworte im Gespräch der Berater mit den Kunden -- und deren Sorgen um die Bargeld-Versorgung.

Sparkasse und Volksbank in Wittgenstein – sie dürften wohl für die meisten Privat- und Geschäftskunden im Altkreis die Hausbanken sein. Natürlich auch und gerade in der Corona-Krise. Was sind im Moment die drängendsten Fragen der Kundschaft? Die wohl wichtigsten Stichworte dabei: Kredite und Zuschüsse.

Die Firmenkunden

„Natürlich merkt man es vor allem bei der gewerblichen Kundschaft, dass sie sich fragt: Wie trifft es meinen eigenen Betrieb?“, hat Eberhard Kießler festgestellt, Pressesprecher der Sparkasse Wittgenstein mit Sitz in Bad Berleburg. Anfragen zum Liquiditätsbedarf würden „von Tag zu Tag häufiger“. Dabei liege das Interesse der Firmenkunden bei den gerade erst aufgelegten Angeboten etwa für besonders zinsgünstige Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder der NRW-Bank und damit vor allem bei den Schutzschirm-Programmen von Bund und Land NRW. Deren Bedingungen etwa zur vereinfachten Mittelvergabe sowie zu den direkten Zuschüssen für Kleinunternehmen würden gerade konkretisiert.

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„Wir haben sehr viele Anfragen zu den KfW-Programmen, der Bundesförderung, den Angeboten der NRW-Bank“, berichtet Kai Wunderlich vom Vorstand der Volksbank Wittgenstein mit Hauptstelle in Bad Berleburg. „Wir machen im Moment praktisch nichts anderes.“

Die Privatkunden

Was die Privatkunden umtreibe, so Eberhard Kießler von der Sparkasse weiter, sei etwa die Sorge um den Arbeitsplatz und den abzuzahlenden Baukredit. Deshalb nähmen sie im Moment „vermehrt Kontakt zu ihrem Berater auf“. Und der bemühe sich darum, im Bedarfsfall temporäre Raten-Stundungen unbürokratisch in die Wege zu leiten. Kießler, in der Sparkasse auch Leiter des Kreditsekretariats: „Die Unterstützung der von der Corona-Krise konkret betroffenen Privatkunden ist uns sehr wichtig.“

Anfragen kommen aber ebenso zur Entwicklung im Aktienmarkt – Stichwort: Ist mein Depot noch sicher? Doch Kießler beruhigt: Zwar sei der DAX massiv gefallen. Auf mittel- und langfristige Sicht werde aber wieder eine Erholung eintreten.

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Die Privatkunden seien „derzeit noch relativ ruhig und sachlich unterwegs“, hat Kai Wunderlich festgestellt. „Für sie versuchen wir, das Bestmögliche herauszuholen.“ Natürlich könne man bei laufenden Krediten sicher „auch mal über eine Tilgungsaussetzung sprechen“, so der Volksbank-Vorstand weiter – aber das sei „jeweils im Einzelfall zu prüfen“.

Das Bargeld

Die Krise ist da, Privatkunden räumen ihre eigenen Konten ab, horten das Bargeld. Denkbar wäre das, so aber sei es nicht, sagt Eberhard Kießler. Von einem Abhebe-Verhalten, das in massiverer Form stattfinden würde, habe er im eigenen Hause nichts gehört – und davon rate er auch ausdrücklich ab. „Die Bargeld-Versorgung ist weiterhin gegeben“, betont der Sprecher. Abhebungen zum Monatsende, wenn Lohn, Gehalt oder Rente aufs Konto kommen, seien nicht beeinträchtigt.

Das bestätigt auch Kai Wunderlich von der Volksbank Wittgenstein: „Es ist nicht zu erkennen, dass größere Mengen Geld gehortet wird“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es gibt keinen erhöhten Bedarf beim Bargeld.“ Da scheine der Wittgensteiner doch ein großes Vertrauen zu seiner Hausbank zu haben. „Laut Bundesbank werden wir ganz normal beliefert. Die Bestände sind gesichert.“

Die Beratung

Die Kunden kommen aktuell seltener zur persönlichen Beratung in die Filialen, so Sparkassen-Sprecher Kießler. Die Kontakte und das umfassende Beratungsangebot erfolgten aktuell im Wesentlichen über Telefon oder E-Mail. Die Berater seien allesamt erreichbar, auch über WhatsApp (Video), FaceTime und in Kürze ebenso per Skype. Darüber hinaus aktualisiere die Sparkasse Wittgenstein auch im Internet oder bei Facebook inzwischen täglich für ihre Kunden die Informationen rund um Corona, so Kießler.

„Wir sind erreichbar, es funktioniert alles weiterhin“, betont Kai Wunderlich vom Volksbank-Vorstand. Es gebe „glücklicherweise keine Corona-Fälle bei uns – deshalb sind wir gut aufgestellt“. Die Volksbank übernehme weiterhin regionale Verantwortung, um drohende finanzielle Engpässe der Geschäfts- und Privatkunden abzufedern. Der Kontakt für die Beratung laufe derzeit im Wesentlichen per Telefon und E-Mail – „und das nutzen die Kunden auch verstärkt“.

Geöffnete Filialen

Die Sparkasse bleibe mit ihren sieben Filialen für die Kunden in Wittgenstein zu den üblichen Geschäftszeiten präsent, solange es keine Corona-Fälle im Hause gebe, versichert Sparkassen-Sprecher Eberhard Kießler. Lediglich die Ein-Mann-Stelle in Girkhausen sei vorsorglich geschlossen worden. Und im Alltagsgeschäft der Filialen „sind wir dabei, den Abstand zu wahren“, erklärt Kießler – mit Plexiglas an den Schaltern und markierten Abstandsreihen. Zum Schutz der Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern.

In den drei Volksbank-Geschäftsstellen Bad Berleburg, Erndtebrück und Feudingen gebe es den persönlichen Service bis auf weiteres zu den gewohnten Zeiten. Darüber hinaus seien in allen Geschäftsstellen die Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker weiterhin in Betrieb – „und unsere Kunden nutzen die SB-Geräte verstärkt“, beobachtet Kai Wunderlich.

Info-Paket samt Kurzarbeitergeld

Und wie sieht es mit Kurzarbeitergeld aus? „Wir können das Thema ansprechen und über die entsprechenden Kontakte informieren, etwa zur Arbeitsagentur“, sagt Eberhard Kießler. Das gehöre zum Info-Paket der Sparkasse für Kunden, die zum Beispiel nach Krediten fragen.

Kurzarbeitergeld könne nur „die Chancen erhöhen, um die Krisensituation zu bewältigen“. Da „verweisen wir auf die Profis der Arbeitsagentur in Siegen“, sagt auch Kai Wunderlich vom Volksbank-Vorstand zum Thema.