Bad Laasphe. Am Aldi Zentrallager in Bad Laasphe entlädt sich der Ärger der Milchbauern. Ihr Problem: Die Veranstaltung war spontan und nicht angemeldet.
Weil sie unangemeldet gegen die Milchpreispolitik des Discounters Aldi vor dem Bad Laaspher Zentrallager demonstriert haben, droht einer Gruppe von Wittgensteiner Landwirten nun Ärger. Nach Polizeiangaben hatten sich rund 60 Personen wohl zu einer Protestkundgebung am Sonntagabend gegen 21 Uhr vor dem Aldi-Zentrallager in Bad Laasphe getroffen.
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Weil diese Kundgebung spontan geplant und deshalb nicht angemeldet worden ist, deklarierten die Teilnehmer diese also „Grillen“. Mitarbeiter des Handelskonzerns informierten die Polizei. Die kann aufgrund der öffentlichen Meinungsäußerungen nun nicht anders als einen „Verstoß gegen das Versammlungsgesetz“ zu verfolgen, erläutert der Sprecher der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, Meik Scholze, auf Nachfrage dieser Zeitung. Gegen das Argument der „Spontanität“ spreche, dass es so viele Protestierer an einem zufälligen Ort gewesen sind.
Verständnis für Proteste
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Vor dem Hintergrund der landesweiten Bauernproteste äußert der Kreislandwirt Lothar Menn, selbst Milchbauer, großes Verständnis für seine Kollegen. „Ich verstehe den Unmut. Aldi nutzt die Aufregung um den Corona-Virus, um die eigentlich erst in zwei Monaten anstehenden Milchpreisverhandlungen vorzuziehen und die Preise zu drücken“, sagt der Erndtebrücker.
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Menn wünscht sich hier ein stärkeres Eingreifen von Kartellamt und Politik zugunsten der Erzeuger: „Wir haben es doch nur noch mit vier fünf Handelskonzernen zu tun. Und Aldi-Nord und Aldi-Süd haben jetzt ihrer Verhandlungen zusammengelegt, um ihrer Marktmacht noch zu stärken“, ärgert sich der Kreislandwirt.
„Proteste notwendig“
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Die Bekundungen von Aldi-Seite, dass die Proteste den Dialog um den Milchpreis gefährdeten, sieht Menn nicht:. „Wir müssen protestieren, um wahrgenommen zu werden.“
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Ein weiteres Sinken des Milchpreises könnte gerade in der Mittelgebirgsregion wie der Rothaargebirge fatale Folgen haben, erläutert Menn. Denn hier gebe es fast nur kleine und mittlere Betriebe oder Nebenerwerbslandwirte, die durch zwei Dürrejahre in Folge zusätzlich stark getroffen seien, weil sie in den meisten Fällen Futter zukaufen mussten, was den Gewinn der Betriebe weiter schmälere.
Wenn das so weiter gehe, gebe es bald keine Nebenerwerbslandwirte mehr und auch die wenigen Haupterwerbsbetriebe seien dann in der Existenz bedroht: „Dann werden wir hier viele Brachflächen haben.“