Meschede. Es gibt wirtschaftliche Probleme: Landwirte müssen Futter teuer zukaufen – und der Wald fällt bei ihnen als „Sparkasse“ in schlechten Zeiten weg.
Generationswechsel bei der Landwirtschaftskammer in Meschede: Dienststellenleiter Hubert Stratmann (63) ist in den Ruhestand getreten. Seine Aufgabe übernimmt Johannes Söbbeler (34).
Die Landwirtschaft habe sich stark gewandelt, resümiert Hubert Stratmann. Es habe einen Strukturwandel gegeben, der sich momentan und auch in Zukunft noch fortsetzen wird: „Einige Betriebe wachsen, andere Betriebe weichen.“ Zudem sei der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Hochsauerlandkreis wirtschaften etwa 60 Prozent der Betriebe im Nebenerwerb.
In den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein, die ebenfalls von der Verwaltungseinheit in Meschede betreut werden, ist der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe noch höher. Zudem ist die Region gekennzeichnet durch einen hohen Anteil Grünland und Wald. Sowohl das Grünland als auch der Wald haben in den letzten zwei Jahren unter der Dürre stark gelitten.
Milchpreis nicht kostendeckend
Auch wenn der Regen zuletzt täuscht: 2019 wird insgesamt wieder ein Dürrejahr sein. Die heimischen Landwirte verfolgen das mit Sorge. „Nach und nach versiegen auch die Quellen. Es dauert Jahre, bis sie sich wieder auffüllen werden“, sagt Kreislandwirt Stefan Belke (Winkhausen). Im Untergrund fehlt das Wasser. Und dieses Wasserproblem führt auch zu wirtschaftlichen Problemen.
So reicht das Gras, das als Futter für das Milchvieh und die Mutterkühe benötigt wird, bei vielen Betrieben nicht aus und es müssen teure Futterzukäufe getätigt werden. Dazu kommt: Der Milchpreis hat immer noch nicht die von den heimischen Landwirten erhoffte Höhe erreicht. Er wäre mit etwa 40 Cent pro Kilogramm kostendeckend, liegt jedoch momentan deutlich darunter.
Immense Waldschäden durch Trockenheit und Borkenkäfer
Bisher diente der Wald in vielen Betrieben als „Sparkasse“: In Tiefpreisphasen konnte so fehlendes Kapital durch Holzverkäufe erwirtschaftet werden. „Diese Einkommenssituation hat viele Betriebe stark gemacht“, sagt Lothar Menn, Kreislandwirt in Siegen-Wittgenstein. Außerdem diente der Wald bisher auch als Beleihungsgrundlage bei den Banken, wenn zum Beispiel eine Investition getätigt werden sollte.
Wegen der immensen Waldschäden durch Trockenheit und Borkenkäfer verbunden mit einem nie dagewesenen Holzpreisverfall kann davon keine Rede mehr sein: „Da bricht perspektivisch Liquidität weg“, befürchtet Menn. „Die Waldreserve bricht völlig weg - über Generationen“, ergänzt Hubert Stratmann. Denn selbst eine Fichte benötigt 50 Jahre Wachstum, bis ein erster Ertrag käme. Auch Peter Steinhoff, Kreislandwirt in Olpe, sagt: „Die wirtschaftliche Situation in den Betrieben ist sehr angespannt.“
Der CO2-Abdruck eines Betriebs
Und dennoch: Die Landwirtschaft hier in der Region ist geprägt durch bäuerliche Familienbetriebe, die mit Herzblut bei der Sache sind. Dank ihrer Leidenschaft für den Beruf war der Strukturwandel im Sauerland bisher verhältnismäßig langsam. Viele Milchviehbetriebe im Sauerland wirtschaften nach bestimmten Nachhaltigkeitskriterien, die von den Molkereien vorgegeben werden.
Dafür bekommen die Betriebe einen kleinen Preiszuschlag für ihre Milch. Zum Beispiel muss nachgewiesen werden, wie viel Kilowatt Strom pro Liter Milch benötigt werden, außerdem muss der CO2-Fußabdruck für den Betrieb berechnet werden. Ein Preiszuschlag für die gentechnikfreie Fütterung der Tiere ist ebenfalls üblich. So wird besonders umweltschonende Produktion durch die Molkereien und Verbraucher gefördert.