Dotzlar. 50 Jahre Verein Kultur- und Heimatpflege in Dotzlar: Ohne die Kulturhalle geht es nicht, sagt Geschäftsführerin Esther Bätzel im Interview.
50 Jahre Verein Kultur- und Heimatpflege Dotzlar – so ein Jubiläum ist Anlass zum Feiern. Aber auch zum Blick zurück und nach vorn im Vereinsleben. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt Geschäftsführerin Esther Bätzel, welche zentrale Rolle die Kulturhalle darin spielt. Und ein Unwetter.
Am 8. März 1970 gegründet, wird der „Verein für Kultur- und Heimatpflege e.V. Dotzlar“ in diesem Jahr runde 50 Jahre alt. Wie wird der Anlass gefeiert?
Esther Bätzel: Wir werden unserer 50. Vereinsgeburtstag am Samstag, 14. März, mit einem Festkommers in der Kulturhalle feiern. Dazu laden wir alle Gründungsmitglieder, alle Dotzlarer und auch alle Freunde des Vereins aus der gesamten Region herzlich ein.
Das bunte Programm mit den Vereinen im Dorf, mit Gast- und Festreden und natürlich mit einem Blick zurück in die Vereinsgeschichte beginnt um 18 Uhr. Und ab 20 Uhr sorgt dann die Tanzband „Friends“ für Stimmung und Tanzlaune. Der Eintritt ist frei, natürlich ist für das leibliche Wohl bestens gesorgt.
Am kommenden Wochenende ist großer Mädelsflohmarkt an der Eichenstraße, es tagt aber auch der Heimatverein: Eine wesentliche Aufgabe, die sich der Verein gestellt hat, ist die Vermietung der Kulturhalle und ihrer Nebenräume, nicht nur an die Mitgliedsvereine. Was bringt das?
Die Vereine Tambourkorps „Wittgenstein“ Dotzlar, Feuerwehrkameradschaft Dotzlar, TuS Dotzlar, Gemischter Chor „Liederkranz“ Dotzlar und Heimatverein Dotzlar haben den Verein für Kultur- und Heimatpflege 1970 mit dem Ziel gegründet, eine eigene Halle zu bauen. Als die fertig war, konnten die örtlichen Vereine sie nutzen – aber eben nicht nur sie.
Wer nutzt die Halle sonst noch?
Tatsächlich haben wir darüber hinaus inzwischen pro Jahr rund 40 Fremd-Vermietungen am Wochenende – für Hochzeiten, Geburtstage, verschiedene Basare. Das reicht, um kostendeckend arbeiten zu können. Und im Oktober treten zum Beispiel die Akteure der Heinerländer Amateurbühne hier auf. Außerdem steht auch 2020 wieder der Abi-Ball des Johannes-Althusius-Gymnasiums Bad Berleburg im Terminkalender.
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Unter der Woche findet in der Halle außerdem der Schulsport für die benachbarte Grundschule statt, turnen hier einmal im Monat die Jungen und Mädchen ab drei Jahren aus dem Kindergarten. Und nachmittags sind die Turngruppe des TuS Dotzlar, der Gemischte Chor und das Tambourkorps hier. Auf diese Weise kommen rund 700 Personen pro Woche in die Kulturhalle.
Blick zurück: Wie fing es an in den 70er Jahren mit dem Verein für Kultur- und Heimatpflege Dotzlar?
Rund 70 Gründungsmitglieder waren es damals, die sich im damaligen Dotzlarer Gasthof Grauel trafen. Zur Vorgeschichte: Im Juli 1969 hatte im Dorf ein Festkommers zum 90-jährigen Bestehen des Gemischten Chors in einem Zelt stattgefunden, das bei einem Unwetter fast verweht worden wäre. Der Strom fiel aus und die Festgäste stellten Kerzen auf.
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Da haben die örtlichen Vereine und der frühere Dotzlarer Bürgermeister Hermann Grebe gesagt: Wir brauchen ein festes Gebäude. So kam es zur Errichtung der Kulturhalle. Sie entstand 1971 bis 1974 mit viel Eigenleistung. Und bis heute werden alle anfallenden Reparaturen und die Arbeiten zur Verbesserung und Verschönerung der Halle ehrenamtlich von den Mitgliedern erledigt.
In den Anfangsjahren wurde die Halle sehr oft an die „Kurverwaltung“ Bad Berleburg vermietet. Und die sorgte dafür, dass in der Dotzlarer Halle sehr viele bekannte Menschen „aus Funk und Fernsehen“ auftraten. Wie haben Sie das damals erlebt?
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Damals hatten wir tatsächlich ganz viele Auftritte mit Stars. Die „Rudi-Carrell-Show“ war hier, aber auch Heinz Schenk mit seiner beliebten Unterhaltungssendung „Zum blauen Bock“. Nach Dotzlar kamen aber außerdem Ivan Rebroff, Karel Gott, Heino, Günter Noris und die Big-Band der Bundeswehr, Tom Astor, Baccara, Gottlieb Wendehals, Chris Roberts, „Die neuen Egerländer“, „Die Original Oberkrainer“ und sogar die Hofsänger aus dem Mainzer Karneval. Es gab aber auch einige Wrestling-Veranstaltungen und mehrmals Uwe Lyko alias „Herbert Knebel“ in der Halle – aber eben auch immer viele eigene Veranstaltungen unserer Dotzlarer Vereine.
Vor einigen Jahren ist die Kulturhalle nach und nach umfassend saniert worden. Wie kam es dazu?
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2015 haben wir als Verein eine Urkunde bekommen – verbunden mit EU-Fördermitteln, um unsere Kulturhalle weiterentwickeln konnten. Die Urkunde gab es damals bei einem „Tag der Dörfer“ in Aue-Wingeshausen – und wir konnten das Projekt starten. Vorher hatten wir außerdem noch Spenden im Dorf gesammelt. Wir haben die Halle dann 2016 und 2017 renoviert. Sie wurde barrierefrei, bekam eine neue Heizungsanlage und neue Fenster, wurde also umfassend energetisch saniert – wiederum mit viel Eigenleistung.
Und wie sehen die anstehenden Investitionen rund um die Kulturhalle aus?
Wir sind jetzt dabei, den Thekenbereich der Halle aus den 70er Jahren und die Küchen-Einrichtung zu erneuern. Dabei unterstützt uns unser neuer Kooperationspartner, die Krombacher Brauerei.
Für weitere Parkplätze an der Kulturhalle wollten wir eigentlich Grundstücke in der Nachbarschaft zukaufen, aber das ist nicht gerade billig. Für eventuelle Großveranstaltungen plant der Verein jetzt mit neuer Parkplatz-Reserve auf einer Wiese, wo früher das Osterfeuer war. Aber auch ein Blühstreifen ist hier angedacht.
Mit der Photovoltaik-Anlage der Energiegenossenschaft Wittgenstein auf dem Dach der Kulturhalle wurde im Mai 2018 ein neues Kapitel aufgeschlagen. Wie läuft‘s?
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Wir haben 2018 eine Dachfläche an die Energiegenossen verpachtet und von der erzielten Pacht eine eigene, zweite Anlage auf dem Dach installiert. Und wir hätten sogar noch Dachfläche für Erweiterungen frei. Beide Anlagen sind wirtschaftlich erfolgreich – und durch die erwähnten Sanierungsmaßnahmen ist es gelungen, den Heizölverbrauch massiv zu verringern. Energetisch ist das also eine runde Sache für unsere Kulturhalle.
Wie sind Sie selbst eigentlich zum Verein gekommen, deren Geschäftsführerin Sie heute sind?
Mein Vater Hans-Heinrich Kapust gehörte damals zum Vorstand des Vereins für Kultur- und Heimatpflege. Und irgendwann wurde ich gefragt, ob ich mit in den Vorstand kommen würde. Ich habe dann 2008 quasi den Posten meines Vaters im Vorstand übernommen. Die Leidenschaft fürs Vereinsleben liegt halt in der Familie.
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Höhepunkte in fünf Jahrzehnten Vereinsgeschichte?
Auf jeden Fall natürlich das Dorfjubiläum 2018 zum 600-jährigen Bestehen. Dafür war eigens ein Festausschuss unter dem Dach unseres Vereins gegründet worden. In den 70er und 80er Jahren waren es die erwähnten Star-Auftritte – und natürlich der Förderbescheid 2015 für die große Renovierung.
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Höhepunkte im alljährlichen Veranstaltungskalender der Kulturhalle?
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Auf jeden Fall der Laternenumzug, der seit 31 Jahren im November zu St. Martin durchs Dorf zieht. Die Kulturhalle ist dann das Ziel, wo es für die Kinder Stutenmänner gibt. Und natürlich die Auftritte der Heinerländer Amateurbühne, die auch dieses Jahr wieder mit sieben Aufführungen im Herbst vertreten ist. Offenbar immer beliebter wird der Bärentanz unserer Burschenschaft – da ist wirklich Jung und Alt wieder zusammen. Ganze Familien kommen da und Erwachsene, die früher selbst einmal in der Burschenschaft waren. Die Burschenschaft Dotzlar gehört übrigens in beratender Funktion ebenso zu unserer Vereinsstruktur wie die fünf Mitgliedsvereine und die Revisionsabteilung.
Was es leider nicht mehr gibt: die Altweiberfastnacht. Sie war 25 Jahre lang sehr erfolgreich beim Dotzlarer Publikum.
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Ihr Blick in die Zukunft: Wie stellt sich der Verein für die nächsten 50 Jahre auf?
Am 21. März ist unsere Jahreshauptversammlung – und da stehen turnusgemäß Neuwahlen zum Vorstand an. Da wird sich dann auch zeigen, wie es in der nächsten Zeit weitergeht. Für unsere Kulturhalle zeichnet sich jedenfalls schon ab, dass sie weiterhin gut gebucht ist: Anfragen und Mietverträge haben wir schon für die nächsten ein bis zwei Jahre.