Dotzlar. . Beim Neujahrskonzert der Philharmonie Südwestfalen in Dotzlar begeistert Dirigent Johannes Klumpp mit trockenem Humor und Selbstironie.

Der Taktstock schwingt wie ein Zauberstab in seiner Hand. Dazu ein überraschender Hüftschwung und ein kesses Zucken mit der Schulter. Johannes Klumpp ist nicht nur Dirigent, er ist Entertainer, Charmeur und sogar ambitionierter Fechter. Im Duell mit Bariton Sebastian Seitz kämpft Klumpp tapfer mit seinem Taktstock gegen dessen Staubwedel. Selten war Klassik so lustig, so modern, so cool.

Der Fokus

Mit Dirigent  Johannes Klumpp duelliert sich Sebastian Seitz mit einem Staubwedel.
Mit Dirigent Johannes Klumpp duelliert sich Sebastian Seitz mit einem Staubwedel. © Britta Prasse

Zu ihrem traditionellen Neujahrskonzert mit der Philharmonie Südwestfalen lud die Kulturgemeinde Bad Berleburg dieses Mal in die Kulturhalle Dotzlar ein. Im Fokus standen österreichische Operettenkompositionen von Franz von Suppe über Johann Strauß und Wolfgang Amadeus Mozart bis hin zu Joseph Hellmesberger. Energiegeladen, schwungvoll, witzig und phasenweise romantisch gestaltete sich der musikalische Auftakt ins Jahr 2019. Über 400 Besucher kamen dafür nach Dotzlar, darunter auch Ehrengäste wie die Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach, Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann und Michael Nassauer als Intendant der Philharmonie Südwestfalen.

Der Witz

Das Programm im Überblick

Das Programm aus Dotzlar wiederholt die Philharmonie am Montag, 7. Januar, um 20 Uhr im Städt. Gymnasium Bad Laasphe

Franz von Suppe: Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ Carl Millöcker: aus „Der Bettelstudent“: „Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst!" (1882)

Johann Strauß (Vater): „Cachucha-Galopp“ op. 97 (1837)

Johann Strauß (Sohn): „Unter Donner und Blitz“ op. 324 (1868)

Ludwig van Beethoven: „Mit Mädeln sich vertragen“

Otto Nicolai: „Die lustigen Weiber von Windsor“: Ouvertüre.

Wolfgang Amadeus Mozart: „Der Vogelfänger bin ich ja“

Carl Millöcker: aus „Gasparone“ (1884): „Dunkelrote Rosen“

Joseph Hellmesberger: „Danse diabolique“ (1890)

Franz Lehár: aus „Die lustige Witwe“, „Heut’ geh ich ins Maxim“, „Ballsirenen-Walzer“

Mit Franz von Suppes Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ eröffnen die Philharmoniker das Konzert und vermitteln damit gleich zu Anfang, wie mitreißend und frech Wiener Operette sein kann. Die Blechbläser imitieren den Galopp der Pferde, gleichzeitig charakterisieren die Klarinetten den „gewitzten Ungarn“: „Der Reiz des Fremden hatte schon immer Tradition in Wien“, erklärt Johannes Klumpp. Genauso wie fragwürdiges Benehmen der Männer. Sebastian Seitz singt als stolzer Oberst Ollendorf zum Beispiel davon, wie er der polnischen Komtesse Laura doch bloß einen Kuss auf die Schulter gegeben – und dafür einen Schlag mit dem Fächer kassiert habe. „Das männliche Fehlverhalten scheint sich durchzuziehen“, gibt Klumpp mit einem Blick ins Programmheft zu. Denn auch Mozarts Papageno singt in der Zauberflöte davon, dass er Frauen gerne fangen, sie in einen Käfig einsperren und mit Zucker füttern möchte. Mit Feder-Frack, Panflöte und Vogelkäfig saust Sebastian Seitz durch die erste Reihe und zeigt charmant, was Papageno doch für ein komischer Vogel war.

Die Überraschung

Normalerweise ist Beethoven eher für seinen Schwermut und seine Griesgrämigkeit bekannt. Aber: „Es gibt auch den anderen Beethoven, einer, der gute Laune hatte – man mag es kaum glauben“, erzählt Klumpp. So komponierte er zu Goethes Gedicht „Mit Mädeln sich vertragen“ ein D-Dur-Werk, das das männliche Ego ironisch beleuchtet. Absurd, wie sich Seitz mit seinem Staubwedel und Klumpp mit seinem Taktstock duellieren – und damit umso großartiger.

  • Mehr Nachrichten, Fotostrecken und Videos aus Wittgenstein.
  • Die Lokalredaktion Bad Berleburg ist auch auf Facebook.