Bad Berleburg/Siegen. Ein Mann kommt an seinen ersten Arbeitstagen zu spät, weil er von Busfahrern erst falsch beraten und dann stehen gelassen worden sein soll.
An seinem ersten Arbeitstag zu spät zu kommen, ist ein Alptraum. Wenn das am zweiten Tag erneut passiert, wird es mehr als ärgerlich. Genau das ist einem 21-jährigen Mitarbeiter eines Bad Berleburger Unternehmens Anfang Dezember passiert. Hintergrund für die Verspätung ist aber kein Versäumnis des Mannes gewesen. Der aus Afghanistan stammende junge Mann soll am Busbahnhof in Bad Berleburg von Linienbusfahrern falsch informiert und außerdem schlicht nicht mitgenommen worden sein.
Der Zweckverband Personennahverkehr (ZWS) und auch die Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VWS) nehmen den Vorfall sehr ernst. Immerhin liegt dabei zumindest unterschwellig auch ein Rassismusvorwurf im Raum.
Das ist geschehen
Integrationshelfer gesucht
Integration Lernen und Leben – eine Initiative Berleburger Bürger, die von Christine Beitzel und Britta Matthes gegründet wurde, etabliert Strukturen und Hilfen für Flüchtlinge.
Christine Beitzel bedankt sich bei vielen Helfern aus der Stadtverwaltung und anderen Institutionen für die gute Zusammenarbeit, aber es gibt noch viel zu tun. Wer mitmachen möchte, und sei es auch nur mit einem kleinen bisschen Zeit, ist willkommen.
Mehr Informationen und Ansprechpartner gibt es über diese Emailadresse: integration-lernen-leben@gmail.com
Christine Beitzel ist in der Integration von Flüchtlingen engagiert. Sie hat sich dieses Falles angenommen und hat Beschwerde bei dem Buslinienbetreiber Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VWS) in Siegen eingelegt. Zuvor aber hatte sich Beitzel selbst ein Bild der Lage gemacht und den jungen Mann zum Busbahnhof in Bad Berleburg begleitet, um mit dem Fahrer der Linie 27 zu sprechen. Die Vorfälle haben sich am 2. und 3. Dezember zugetragen. Der 21-Jährige war um 5.35 Uhr am Zentralen Omnibus Bahnhof in Bad Berleburg erschienen, um sich nach einem Bus in Richtung Raumland umzusehen. Ein Fahrer der Linie 28 hatte den Mann dann an den Bus der Linie 27 verwiesen. Dort aber soll der Fahrer gesagt haben, dass er nicht nach Raumland fahre und den Mann zurück zur Buslinie 28 geschickt haben. Nach einigem Hin und Her fahren beide Busse ohne den Fahrgast ab.
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Am Tag darauf informiert sich der abgewiesen Fahrgast zunächst eingehend über den Fahrplan. Das fällt dem 21-Jährigen nicht schwer, denn er lebt seit vier Jahren in Deutschland und spricht gut Deutsch. Bei seiner Frage nach dem richtigen Bus wird er erneut vom Busfahrer der Linie 27 abgewiesen. Der Busfahrer soll sogar die Tür vor der Nase des Fahrgasts geschlossen haben und diesen trotz Klopfens an die Tür nicht mitgenommen haben. Dafür gibt es laut Christine Beitzel sogar einen Zeugen.
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Christine Beitzel begleitete den Afghanen dann am 5. Dezember zum Busbahnhof, um den Busfahrer zur Rede zu stellen. Dieser soll ihr geantwortet haben: „Ich fahre nicht nach Raumland, ich fahre nach Raumland-Ederbrücke.“ Dazu schreibt Beitzel an die VWS: „Ich bin absolut schockiert, mit welcher Ignoranz manche Fahrgäste behandelt werden.“ Der Rassismusvorwurf steht für Beitzel dabei nicht nur unterschwellig im Raum.
Das sagt die VWS
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Im Gespräch mit der Redaktion äußert sich die VWS: Für den Betriebsleiter Gerhard Bettermann ist die Aufklärung des Vorfalls wichtig. „Wir haben das betroffene Auftragsunternehmen um eine Stellungnahme gebeten. Dort hat man uns gesagt, dass der betroffene Fahrer noch im Urlaub sei.“ Trotzdem besteht Bettermann auf einer schnellen Klärung. „Wir müssen dem Fahrer die Möglichkeit geben, sich zu äußern“, sagt Bettermann und unterstreicht gleichzeitig, dass er den Vorwurf ernst nimmt. „So ein Verhalten geht gar nicht.“ Die VWS schule die Fahrer regelmäßig im Umgang mit Kunden und auch der betroffene Fahrer soll erst vor zwei Monaten an einer solchen Schulung teilgenommen haben. „Das erstaunt mich schon sehr, wie so mit einem Kunden umgegangen worden sein soll“, sagt Gerhard Bettermann, der die Stellungnahme des Fahrers abwarten will. Dieser ist noch im Urlaub um seine Sicht des Vorfalls gebeten worden.
Das sagt der ZWS
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„Der Fahrer ist gehört worden und es ist wohl auf ein sprachliches Problem zurückzuführen“, sagt Geschäftsführer Günther Padt vom ZWS. Der Busfahrer soll den Fahrgast nicht an die Linie R28 sondern an die R33 verwiesen haben, die nach Raumland-Ort fahre. „Das alles ist wohl ein großes Missverständnis und hat keinen Fremdenfeindlichen Hintergrund“, sagt Padt und macht zugleich auch deutlich, dass es dafür auch keinen Platz Hinter dem Steuer eines Busses gebe: „Die Fahrgäste sind Kunden, ganz gleich welcher Herkunft.“