Wittgenstein. Die Statistik zeigt, dass die Wohnhäuser in Wittgenstein im Schnitt über 50 Jahre alt sind. Wir haben gefragt, was am meisten saniert wird.
In Deutschland herrscht Aufbruchstimmung. Die Ära Konrad Adenauer endet am 16. Oktober 1963 und die Kanzlerschaft von Ludwig Erhard beginnt. Alles spricht vom Wirtschaftswunder und der Deutsche Fußballbund beschließt die Einführung der Bundesliga zur Saison 1963/64. Vieles in Wittgenstein erinnert noch immer an diese Zeit, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht offensichtlich ist. Es geht um die Wohnhäuser.
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Die Landesbausparkasse hat Statistiken aus dem Zensus 2011 ausgewertet. Daraus geht das Durchschnittsalter der Wohnhäuser hervor. In Bad Berleburg stammen die meisten Häuser aus dem Jahr 1963. In Erndtebrück und Bad Laasphe sind sie im Schnitt ein Jahr jünger und erst 56 Jahre alt. Mit einem Durchschnittsalter jenseits der 50 sind viele dieser Gebäude in der Substanz gut, aber eben doch renovierungsbedürftig. Wir haben uns nach den aktuellen Modernisierungstrends umgehört:
Elementare Dinge zuerst
„Als allererstes geht es dabei um die elementaren Dinge“, erläutert Heiner Althaus, Geschäftsführer von Althaus Raumgestaltung in Bad Berleburg. „Das Dach muss dicht sein, der Strom fließen und die Heizungsanlage intakt sein“, fasst Althaus das Wesentliche zusammen.
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Mit dem Durchschnittsalter der Wittgensteiner Wohnbebauung konfrontiert sagt er: „Das passt!“ Und liefert auch die Erklärung: In den 60er Jahren, war wie in der gesamten Nachkriegszeit Wohnraum knapp. Viele Heimatvertriebene, vor allem aus Schlesien kamen nach Wittgenstein und brauchten ein Dach über dem Kopf. Die Bundesregierung förderte den Wohnungsbau und mit dem Wirtschaftswunder konnten sich immer mehr Familien auch ein Eigenheim leisten.
Energie und Barrierefreiheit
Jetzt nach über 50 Jahren sind es vor allem zwei Themenkomplexe die bei der Modernisierung an Bedeutung: Die Energieeffizienz und die Barrierefreiheit. „Nach 30 Jahren geht es häufig um grundlegende Sanierungen“, erklärt Heiner Althaus. Dafür gibt es neben dem Alter der Immobilie weitere Erklärungen. Die meisten Hausfinanzierungen laufen 25 Jahre. „Dann sind die Kinder aus dem Haus und die Besitzer sagen: Jetzt machen wir es uns noch einmal richtig schön. Und das ist oft sehr gut geplant“, so Althaus.
Meist spielt der Gedanke, möglichst lange im eigenen Haus oder der Wohnung bleiben zu können, eine wichtige Rolle.
Dabei geht es Innen um Wände, Decken und Böden. Außen wird gestrichen oder eine Wärmedämmung angebracht. „Modethemen sind Küchen und Bäder“. Dabei gehe es weniger um die Funktion als die Optik: „Wir können uns ja noch gut vorstellen, welche Farbe die Fließen der Oma im Badezimmer hatte“, schmunzelt Althaus. Und wenn das Badezimmer angepackt wird, dann auch gleich richtig: Duschen werden heute bodengleich und breiter ausgeführt. Auch Türbreiten sind ein Thema. Rollstuhl oder Rollator passen nicht durch 70 Zentimeter breite Durchgänge.
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„Jeder freut sich doch über eine moderne, schöne Küche“, weiß Geschäftsführer Oliver Fischer vom Wittgensteiner Möbelhaus in Bad Laasphe. Der technische Fortschritt mit Ceranfeldern oder Smart-Home-Steuerung vom Handy aus spiele dabei ebenso eine Rolle, wie individuelle Arbeitshöhen. „Die Industrie bietet da tolle Lösungen“, sagt Fischer. Außerdem sei die aktuelle Lage in Politik und im Finanzsektor eine treibende Kraft: „Die Kunden stecken ihr sauer verdientes Geld lieber in ihr eigenes Haus. Das kommt dem handel zugute.“
Badezimmer wird wichtiger
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Auch Michael Busch, Inhaber von Busch-Fliesen aus dem Industriegebiet Jägersgrund bemerkt den Trend, in die eigene vier Wände zu investieren. „Küchen und Bäder haben eine hohen Stellenwert, aber es sind auch die teuersten Räume“, so Busch. Trotzdem boomen die Fachbetriebe: „Wir stellen fest, dass Qualität gefragt ist - nicht zuletzt zeigt man diesen Räume auch gerne stolz seinen Freunden und Nachbarn.“ Bei der Gestaltung gehe es neben dem altersgerechten Bauen auch um modische Aspekte oder Lifestyle. Das Bad wird immer größer und wichtiger, „weil die Menschen dort mehr Zeit verbringen“, weiß Busch.
Zögern werden die meisten nicht beim Preis der Fließen oder Armaturen, sondern eher dabei, dass der Umbau einer Küche oder eines Bades nicht schnell gemacht sei und Dreck im Haus verursachet.