Bad Berleburg. . 70 Jahre WSG: Wir mit dem Geschäftsführer Marc Hofmann über die Erfolgsgeschichte einerseits aber auch die Herausforderungen der Zukunft.
Die Wohnungsgenossenschaft Wittgenstein wird 70 Jahre alt. Der größte Mietwohnungsanbieter des Altkreises hat sich über Jahrzehnte behauptet. Vor der Mitgliederversammlung in der kommenden Woche sprechen wir mit dem Geschäftsführer Marc Hofmann über die Erfolgsgeschichte einerseits aber auch die Herausforderungen der Zukunft: Landflucht und seniorengerechtes Wohnen.
Die Wohnungsgenossenschaft Wittgenstein wurde vor 70 Jahren gegründet. Warum?
Die WSG ist ein Kind ihrer Zeit. Sie wurde im Jahre 1948 in einer Zeit gegründet, als auch in Wittgenstein noch viele tausende Menschen infolge der in den letzten Kriegsjahren zerstörten Wohnungen oder der Vertreibung aus ihrer Heimat nach Jahren noch immer in völlig unzureichenden „Wohnungen“ untergebracht waren. Der Bund und auch das Land Nordrhein-Westfalen versuchten durch vielfältige Bauprogramme diese Not zu mildern und stellten den berechtigten Bauinteressenten finanzielle Hilfen zum Bau von Eigenheimen und Mietwohnungen bereit.
Viele Bauherren waren zur Beantragung von Darlehen und Zuschüssen auf die Beratung und Durchführung sachverständiger Institutionen angewiesen. Eine derartige Einrichtung fehlte zunächst in Wittgenstein.
Um eine Beratungs- und Anlaufstelle zu schaffen, entschieden sich die Gründer für die Bildung eines Wohnungsunternehmens in der Rechtsform einer Genossenschaft und sahen in dieser Personenvereinigung die Möglichkeit, ihre Interessen als „Mitglieder“ am besten einbringen zu können.
Woher stammt die Idee für die Genossenschaft?
http://WSG_modernisiert_Bestand{esc#10039526}[news]Die Genossenschaftsidee ist ja bereits deutlich älter als unsere WSG. In 2018 wurde und wird vielerorts der 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen gefeiert, der zusammen mit Hermann Schulze-Delitzsch als Gründervater des deutschen Genossenschaftswesens gilt und bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Genossenschaftlichen Initiativen gründete. Es gab also sicherlich in 1948 bereits einige Vorbilder an denen sich die sieben Gründer der WSG orientiert haben. Der uneigennützige Einsatz und die genossenschaftlichen Grundsätze „Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung“ waren ein Leitbild, um der Wohnungsnot zu begegnen.
Wie hat die WSG damals den Bedarf an Wohnungen ermittelt und woher kamen die Grundstücke?
http://Leerstandsquote_der_WSG_erreicht_historischen_Tiefstand{esc#12329065}[news]Ich vermute in dieser Zeit verband man mit den Begriffen „Wohnungsnot“ und dem „Bedarf an bezahlbarem Wohnraum“ noch etwas völlig anderes als heute. Es musste keine Marktforschung betrieben werden, um die Bedürfnisse der Menschen zu ermitteln. Die Not und der Bedarf waren klar erkennbar und wurden sicherlich auch in Abstimmung und in Zusammenarbeit mit den Kommunen angegangen. Die Grundstücke waren aus heutiger Sicht vor allem günstig und daher nicht unbedingt in Top-Lagen.
Was hat sich in den 70 Jahren innerhalb der Genossenschaft am meisten verändert?
http://Eine_gesunde_Wohnungsgenossenschaft{esc#11305422}[news]Die WSG hat sich seit ihrer Gründung stetig weiterentwickelt. Gesellschaftliche, technologische und soziale Veränderungen schlugen sich sowohl bei den Menschen als auch bei den Immobilien der WSG nieder. Die ersten Jahrzehnte waren durch starken Neubau und Wachstum geprägt. Seit einiger Zeit werden die Mittel aber verstärkt in Modernisierung, Renovierung und Verbesserung des Wohnumfelds unseres Bestands verwendet.
Welche Vorteile hat die genossenschaftliche Struktur gegenüber anderen Wohnungsanbietern?
http://Ehrungen_der_Jubilare{esc#212494863}[infobox]Bei Genossenschaften steht das Mitglied im Mittelpunkt. Die WSG ist zwar ein Wirtschaftsunternehmen, handelt aber nicht gewinnorientiert und man ist keinen Aktionären oder Anteilseignern verpflichtet, sondern einzig und allein ihren Mitgliedern. Erwirtschaftete Überschüsse werden in die Erhaltung und Modernisierung der Bestände und in den Ausbau der Service-Angebote gesteckt.
http://Durchschnittsmiete_hat_sich_nur_um_sechs_Cent_erhöht{esc#11307128}[news]Über den Kurs der Genossenschaft kann jedes Mitglied gleichberechtigt mitbestimmen: Die demokratische Organisation von Genossenschaften gewährleistet, dass stets im Sinne der Mitglieder entschieden und gehandelt wird.
Es gibt z.B. keine Eigenbedarfskündigungen und unsere Mitglieder haben auch stets eine Dividende auf ihre Genossenschaftsanteile ausgezahlt bekommen.
Was macht über sieben Jahrzehnte der Erfolg der WSG aus?
http://WSG-_„Keine_Überlegungen“_für_Kauf{esc#214316111}[infobox]Die Treue und Verbundenheit der vielen langjährigen Mitglieder waren und sind ein Garant für den Erfolg der WSG. Kleine und große strategische Entscheidungen der verantwortlichen Personen in der Vergangenheit haben sich dann im Laufe der Jahre als richtig und wirtschaftlich sinnvoll erwiesen. Man hat den Zweck der WSG nicht aus den Augen verloren und sich trotzdem stets weiterentwickelt. Ein besonders motiviertes Team in der Verwaltung war für den Erfolg aber auch notwendig.
Wie bereitet sich die WSG auf Landflucht und die prognostizierte Alterung der Gesellschaft vor?
http://Zu_wenig_Platz_für_den_Rolli{esc#9324289}[news]Die WSG hat mit ihrem breiten Wohnungsangebot von der „kleinen“ Landflucht (aus den Dörfern in die Kernorte) durchaus profitiert. Dort konnten wir einige neue Mitglieder und Mieter gewinnen. Die große Wanderungsbewegung in die Großstädte halten aber auch wir alleine nicht auf. Unsere Mitglieder wollen und sollen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Zuhause leben. Das ist auch bereits jetzt möglich, viele unserer langjährigen Mieter sind in unseren Wohnungen alt geworden, sie genießen schließlich auch ein lebenslanges Wohnrecht. Der Bestand muss in Zukunft aber nicht nur wie bisher instand gehalten und gepflegt werden, die Ausstattung soll zukunftssicher sein und Barrieren müssen möglichst beseitigt werden. Wohnbegleitende Dienstleistungen gewinnen auch an Bedeutung. Hier werden wir in Zukunft aber eher vermitteln und koordinieren.
Wie macht sich die Niedrigzinsphase mit ihren günstigen Krediten für Häuslebauer für die WSG bemerkbar?
http://Nicht_Courtagen_sind_das_Problem,_sondern_die_Wohnungen{esc#10212052}[news]Wir interessieren uns natürlich sehr dafür, warum Mieter aus unseren Wohnungen ausziehen. Man möchte meinen, der Grund „Bau/Kauf von Wohneigentum“ wäre seit Beginn der Niedrigzinsphase häufiger genannt worden. Die Zahlen der letzten 20 Jahre bestätigen diese Erwartung allerdings nicht…
In Wittgenstein gibt es zwei Dinge die auf dem Wohnungsmarkt gesucht sind: Singleapartments und Vier-Zimmer-Wohnungen. Was haben Sie im Angebot?
Wir haben 50 Einzimmer-Wohnungen im Bestand, davon sind zur Zeit drei im Vermietungsprozess. Von 87 Wohnungen mit vier oder mehr Zimmern stehen aktuell fünf zur Weitervermietung an.