Zeitzeugen erzählen aus 50 Jahren Realschule Berleburg
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Bad Berleburg.
Jeder hat Erinnerungen an seine Schulzeit. Sie sind das Salz in der Suppe bei jedem Klassentreffen. Sie prägen das Wir-Gefühl von Schülern und Lehrern. Solche „Weist Du noch...“-Geschichten von Ehemaligen aus fünf Jahrzehnten standen am Freitagnachmittag auch im Mittelpunkt des Festaktes zum 50-jährigen Jubiläums der Städtischen Realschule Bad Berleburg. Ganz bewusst drängten die Organisatoren die üblichen Grußworte damit in den Hintergrund.
Stellvertretend für die „Gründergeneration“ steht Georg Gernand. „Wir waren damals zwei hochmotivierte Klassen mit drei Lehrern“, berichtet Gernand. Die Schule teilte sich 1969 die Räume mit der alten Volksschule in der Stadt. Die „Odebornschule“ stand dort, wo heute die Sparkasse steht. „Da wurde es ganz schön eng“, berichtet Gernand. „Wir benutzten damals Räume im Feuerwehrhaus mit und dann wurden zwei Pavillons auf dem Schulhof gebaut“, so Gernand. Der Umzug auf den Stöppel folgte erst 1976. „Wir waren ja schon älter und mussten beim Umzug helfen. Der schöne Nebeneffekt war, dass wir unterrichtsfrei hatten“, erinnert sich Gernand.
Die pensionierte Lehrerin Christiane Gerhardt weiß noch genau, wie sie 1977 im Winter und ohne Winterreifen nach Bad Berleburg zu einem Vorstellungsgespräch gefahren war und dann nicht mehr wegkam, weil der Motor streikte. „Dann wurde die Werkstatt angerufen und wir haben uns wieder ins Zimmer des Konrektors gesetzt. Der holte eine Flasche und drei Gläser aus seinem Schrank und wir haben Cognac getrunken und auf die Reparatur gewartet.“ Kurz danach entschied sich Gerhardt, in Bad Berleburg zu arbeiten. 1977 war auch das Jahr, in dem Bernd Brömmeling zum ersten Mal nach Bad Berleburg kam - als Fußballer. An diesen 10. Mai kann sich der spätere Schulleiter gut erinnern, weil er anschließend die Bad Berleburger Sportanlagen und das Schulzentrum besichtigte. „Zuhause habe ich zu meiner Frau gesagt, die haben da so unglaublich gute Schul- und Sportstätten, da möchte ich gerne mal Lehrer sein“. Am Montag dann las er von der ausgeschriebenen Rektorenstelle an der Realschule und bewarb sich. 29 Jahre lang war Brömmling später Schulleiter am Stöppel.
Doris Frank erinnert sich an „eine für uns alle bewegende Zeit in der wir verrückte Klamotten trugen und in der der Alphaville Song ‘Forever young’ unser Lebensgefühl ganz gut beschreib“. In diese Zeit fiel auch der erste Schüleraustausch mit einer dänischen Schule in Fredensborg. Und der hätte fast nicht stattfinden können, weil ein paar Schüler im Duty-free-Shop auf der Fähre die Zeit vergessen hatten. Der Zug fuhr aber nicht ohne die Berleburger von der Fähre, weil ein Schüler und auch der Schulleiter Bernd Brömmeling die Notbremsen gezogen hatten.
Das Jahr 1982 war für den Informatiklehrer und späteren stellvertretenden Schulleiter Achim Marburger auch ein besonderes: „Am 28. Januar 1982 begann die Digitalisierung an der Realschule Bad Berleburg.“ Marburger hatte ein Programm geschrieben, mit dem dann die Zeugnisse auf einem Neun-Nadel-Drucker geschrieben wurden.
Die 1990er Jahre
Zeitzeugen aus 50 Jahren Realschule Bad Berleburg
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Thomas Milde erinnert sich an eine legendäre Klassenfahrt nach Italien Und verlas dazu den Beschwerdebrief der Schule an das Reiseunternehmen. 39 Jugendlichen waren nicht in einem Hotel, sondern einer Baracke untergebracht worden. Und das Lunchpaket, das das Unternehmen als Ersatz für das entfallene Mittagessen präsentierte, bestand aus steinharten Brötchen verschimmelten Eiern und zuwenig Marmelade. Tobias Belz wechselte in einer schwierigen Zeit vom Gymnasium auf die Realschule. Damals musste das Haus gerade wegen Schimmels kernsaniert werden. Für Schüler und Lehrer hieß das ausweichen auf Räume in der Haupt- und der Salzmannschule verbunden mit Nachmittagsunterricht und anschließend noch 14 Wochen Baulärm.
Immerhin wurde der junge Tobias von Lehrer Georg Grauel nicht verpetzt, als dieser ihn beim Rauchen erwischte. „Wir mussten nur die Außentoilette putzen. Aber meinem Vater hat Herr Grauel nichts gesagt.“ Das ist rechnet der Schüler dem Lehrer hoch an, schließlich war Tobias’ Vater Manfred Belz ebenfalls Lehrer an der Realschule.
Die 2000er sind auch geprägt vom beginnenden Schüleraustausch mit dem polnischen Gniezno, den Lehrer Herbert Jäsch mit ins Leben gerufen hat und der bis heute Bestand hat. Hinzugekommen ist auch die Auszeichnung der Realschule als „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“, die Bernd Brömmeling 2002 initiiert hat. „Schule ist eine Institution, in der man frühzeitig etwas gegen Rassismus tun kann“, sagt Brömmeling noch heute.
Die 2010er Jahre
In einer Videobotschaft aus Berlin berichtet Joris van Rooj aus dem Entlassjahrgang 2011 dem Festakt seine Erinnerungen an die Schule: „Wir haben Spaß gehabt!“ Auch weil die Schüler das Motto miteinander - füreinander gefühlt haben - untereinander und mit den Lehrern.
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