Bad Berleburg. . „Für mich, die ich aus einem postkommunistischen Land komme, ist das wie ein Sprung in die Zukunft“, sagt Jga Jasnowska (16) aus Gniezno.
„Es ist eine tolle Erfahrung und es gibt so viele Unterschiede zu entdecken“, sagt Jga Jasnowska. Die Schülerin aus Gniezno ist eine von zwölf Mädchen und Jungen aus Polen, die an dem Schüleraustausch mit der Städtischen Realschule bad Berleburg teilnehmen.
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Die 16-Jährige ist zum zweiten Mal in Deutschland, aber zum ersten Mal bei einem Schüleraustausch. Deswegen hat sie vor allem die Realschule so tief beeindruckt. „Diese Schule ist so viel moderner als meine. Hier wird mit Smartboards gearbeitet und bei uns gibt es noch Kreide und Tafeln. Für mich, die ich aus einem postkommunistischen Land komme, ist das wie ein Sprung in die Zukunft“, antwortet Jga Jasnowska in einem hervorragenden, fließenden Englisch. Das ist die Sprache, in der sich die polnischen Schüler mit ihren deutschen Altersgenossen und den Gastfamilien verständigen – auch wenn Deutsch zweite Pflicht-Fremdsprache in Polen ist.
Von Sonntag an bis zum heutigen Samstag haben die Jugendlichen viel gemeinsame Zeit gehabt und viel erlebt. Das Programm war dicht und reichte vom Besuch beim Bad Berleburger Bürgermeister und der Besichtigung von Stadt und Schloss über Unterrichtsstunden und Besuche bei der Firma EJOT bis hin zu Abstechern nach Siegen, in den Freizeitpark Fort Fun und das Bergwerk Ramsbeck.
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Entsprechend schildert Jga Jasnowska ihre Eindrücke, es ist weniger das Schloss, das sie beeindruckt hat als vielmehr der Wald, den sie schön findet. Und die 16-Jährige hat beobachtet, dass die Menschen in Siegen und Bad Berleburg viel mehr Emotionen zeigen und so freundlich sind. „In Polen haben die Menschen, wenn sie in die Stadt gehen, eher ein Pokerface auf“, sagt sie. Umgekehrt findet der Schulleiter der Realschule Bad Berleburg, Manfred Müller, dass gerade wir Deutschen von den Polen sehr viel lernen können: „Die sind sehr gastfreundlich und teilen, was sie teilen können.“
Austausch besteht seit elf Jahren
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Seit elf Jahren besteht der Schüleraustausch, der 2008 auf Initiative des Lehrers Herbert Jäsch startete. „Wir waren damals als einzige Vertreter eines EU-Landes bei einem Jugendkongress in Gniezno und haben viele andere Schüler und Lehrer aus der Ukraine, Weißrussland und Polen kennengelernt“, erinnert sich Müller. Inzwischen hat es 16 Schüleraustausche in elf Jahren gegeben und für Müller hat die Bedeutung dieser internationalen Begegnungen enorm zugenommen – „gerade auch vor den Erfahrungen der deutsch-polnischen Geschichte, die von so vielen Gemeinsamkeiten und auch Missverständnissen geprägt ist. Da gibt es eine Menge zu normalisieren“, sagt Müller. Und genau das tun die Jugendlichen, die sich unverkrampft begegnen.
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Die wechselseitige Geschichte spielt da manchmal weniger einer Rolle als das aktuelle Leben von Jugendlichen in Europa und der Schulalltag in den zwei verschiedenen Schulsystemen: In Polen gehen alle Kinder von der ersten bis zur achten Klasse in die gleiche Schule, erst dann erfolgt die Entscheidung, zum Gymnasium oder zur Berufsschule zu gehen, erläutert Joanna Kamieniarz. Sie ist als Deutschlehrerin eine der Betreuungskräfte der polnischen Schüler und war schon vier Mal mit in Bad Berleburg. „Mir gefällt das einfach – am positivsten die Schule.“ Ihre Kollegin Agnieszka Puszczykowska-Glapa, ist stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums in Gniezno und lehrt dort Chemie und Physik. „Mir gefällt die Landschaft hier, aber am meisten gefällt mir, welche praktischen und theoretischen Möglichkeiten die Kollegen hier haben, um den Unterricht abwechslungsreich zu gestalten.“ An der Realschule Bad Berleburg betreuen Isabell Weller und Eva Kießler den Austausch.