Bad Berleburg. .

„Was der Arbeitskreis zusammengetragen hat, sucht seines Gleichen“, fasste es bei der Präsentation der Dokumentation über Zwangsarbeiter in Wittgenstein der Redakteur und Historiker Lars-Peter Dickel zusammen. Ähnlich drückte sich am Dienstagabend in der Stadtbücherei auch Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann aus.

Ihn hatte besonders der Besuch von 16 ehemaligen Zwangsarbeitern in 2006 beeindruckt, die als Zeitzeugen in Schulen von diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte berichteten. Und darum geht es auch in der 125 Seiten starken Dokumentation, die der „Arbeitskreis für Toleranz und Zivilcourage“ zusammengestellt hat. Zudem berichtet Gerda Achinger über die „Sonderbehandlung“, die Hinrichtung, des polnischen Zivilarbeiters Jan Zybóra, und Hartmut Prange berichtet über die Zwangsarbeit bei der fürstlichen Verwaltung. 13 Ehemalige Zwangsarbeiter sowie drei Schwestern kommen in dem Werk ebenfalls zu Wort.

Wie aber ist es dem Arbeitskreis gelungen, fast 65 Jahre nach Kriegsende Kontakt mit den acht Männern und acht Frauen aufzunehmen? Hier leisteten im März/April 2005 die Stiftungen „Polnisch-deutsche Aussöhnung“ sowie die Ukrainisch, bzw. Belarussische Stiftung „Verständigung und Aussöhnung“ wertvolle Unterstützung.

Alle Personen, die ausfindig gemacht werden konnten, erhielten einige Wochen später einen Fragebogen. Wann und wo wurden sie festgenommen? Hat ihre Familie erfahren, was mit ihnen geschehen ist? Welche Tätigkeit mussten sie in Wittgenstein ausüben? Wie war die Ernährung? Sind sie in irgendeiner Weise entschädigt worden? Diese Fragen beantwortete seinerzeit auch Marija Duzan, die im Jahr 1943 gerade 17 Jahre alt war, als sie in Zaporozhye/Ukraine von den Deutschen festgenommen wurde und anschließend in Erndtebrück Gleise reparieren musste. Dabei habe sie oft gehungert, heißt es in der Nachschrift der angefertigten Tonbandaufzeichnung.

Ihr Vermächtnis wie auch alle weiteren Protokolle dienen jetzt auch als Mahnung an die nachkommenden Generationen. Maria Duzan, die im Jahr 2006 Wittgenstein gemeinsam mit ihrem Sohn Alexander besuchte, ist mittlerweile verstorben. Das Leiden der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter war vielleicht – um es sehr vorsichtig auszudrücken – nicht ganz umsonst.

Über Teresa Pancewicz, Janina Niemann und Leonarda Kedzierska ist eine Schulpartnerschaft zwischen der Realschule Bad Berleburg und dem Gymnasium Nummer 4 im polnischen Gniezno (Gnesen) entstanden, so Gisela Weissinger. Darauf lässt sich für die Zukunft aufbauen.

Die Dokumentation „Begegnungen“ ist zum Preis von neun Euro bei den Buchhandlungen MankelMuth (Bad Berleburg) und Blöcher (Bad Laasphe) erhältlich. Außerdem liegt das Zeitdokument in der Berleburger Stadtbücherei aus.