Redakteur Lars-Peter Dickel sagt, dass Schüleraustausche wertvoller sind als manche Unterrichtsstunde in Geografie, Politik und Geschichte.

Ein Schüleraustausch bewirkt mehr als zahlreiche Schulstunden in Geografie, Politik oder Geschichte. Ich selbst war mit der Realschule Bad Berleburg im dänischen Fredensborg-Hummlebaek und später mit dem Johannes-Althusius-Gymnasium in der tschechischen Hauptstadt Prag – und ich schöpfe noch heute aus diesen Erinnerungen und Erfahrungen.

Die Begegnung zwischen Jugendlichen sind prägende Ereignisse. Anfängliche Zurückhaltung und Vorsicht wird schnell von Neugier und Gemeinsamkeiten abgelöst. Selbst Sprachbarrieren überwinden Kinder und Jugendliche spielend. Es geht dabei gar nicht darum, dass aus diesen Austausch-Bekanntschaften lebenslange Freundschaften werden. Es reicht vollkommen festzustellen, dass Mädchen und Jungen aus anderen Ländern die gleichen Leidenschaften und Probleme haben wie wir.

Dieses Kennenlernen von Menschen und Kulturen funktioniert bei Schülern ganz niederschwellig. Hier spielt zum Beispiel die deutsch-polnische Geschichte eine Nebenrolle, weil Jugendliche meist ganz unvoreingenommen miteinander umgehen. Der Begriff Völkerverständigung steht dabei sicher nicht im Vordergrund. Am Ende aber entsteht genau das. Denn in der Erinnerung an diese Begegnungen steckt für die künftigen Erwachsene auch das Verstehen, dass die Menschen in anderen Ländern zwar andere Sprachen haben und vielleicht sogar andere Lebensgewohnheiten. Am Ende aber bleibt die Erkenntnis: Das sind Menschen wie wir.

In der heutigen Zeit, in der das Europa, das unserer Großeltern und Eltern mühsam aufgebaut haben, zerbröckelt, sind solche Begegnung auf Augenhöhe ganz wichtig. Sie beseitigen Vorurteile, schaffen Verständnis und Nähe. Sie zeigen, wo Unterschiede wie Sprache, Religion und Kultur sind und wie man sie schnell überbrücken kann, um zum Kern zu kommen, zu den Menschen. Das kann Unterricht allein nicht leisten.