So erleben Anwohner und Helfer den Gasalarm in Bad Berleburg
•
Lesezeit: 4 Minuten
Bad Berleburg. . Das Rauschen am Morgen macht die Menschen im Homrighäuser Weg hellhörig. Wenig später wird Gasalarm in Bad Berleburg ausgelöst. 120 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen.
Es dauert nicht lange bis Diana Santucci merkt, dass etwas nicht stimmt. Früh am Morgen zieht ein Rauschen durch die Nachbarschaft, ähnlich wie beim schnellen Vorbeiflug eines Düsenjets. Das Geräusch bleibt jedoch stetig. „Es war sehr laut. Ich konnte aber nicht sehen, was los ist“, erinnert sich die junge Frau. Sie blickt aus dem Fenster ihres Hauses und sieht ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr – wenig später schellt es an der Tür.
Berleburger auf Heimatbesuch
Zur gleichen Zeit, wenige hundert Meter entfernt, plant Florian Grobbel den Tag. Der gebürtige Bad Berleburger war am Mittwoch aus Bamberg angereist, wo er studiert. „Meine Eltern haben ein kleines Hotel. Den Heimatbesuch wollte ich nutzen, um ihnen zu helfen“, sagt der 20-Jährige.
Von Lars-Peter Dickel, Marcel Krombusch, Hartwig Sellmann, Matthias Böhl
Ein angekündigter Hotelgast meldet sich jedoch per Telefon – und berichtet von Problemen bei der Anreise. „Er sagte, er kommt nicht durch. Der Homrighäuser Weg sei gesperrt.“ Derweil packt Diana Santucci bereits ihren Sohn und die Katze und macht sich auf den Weg Richtung Sammelpunkt. „Evakuierung“ heißt die Ansage von Feuerwehr und Polizei. Quelle des lauten Rauschens war kein Düsenjet, sondern Gas, das aus einer Ferngasleitung schießt – nur wenige hundert Meter vom Wohnhaus der Familie Santucci entfernt. „Ich hatte schon das Gefühl, einen etwas beißigen Geruch in der Nase zu haben – aber sehr deutlich riechen, konnte ich das Gas nicht“, erzählt Diana.
Ein paar Kilometer entfernt, im Wald bei Wemlighausen, klingelt das Telefon von Claudia Althaus. Sie ist Erlebnispädagogin und marschiert gerade mit einer Schulklasse durch den Forst, als sie ein Anruf vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) erreicht.
Gasaustritt in Bad Berleburg
1/46
Helfer im Einsatz
„Jetzt werden wir gebraucht“, weiß Althaus, die seit sieben Jahren ehrenamtlich für den Notdienst tätig ist. Bis zum Mittag zieht sie das Programm mit der Schulklasse durch, dann wird sie von einem Kollegen abgelöst – und fährt zum Berufskolleg Bad Berleburg.
Von Lars-Peter Dickel, Marcel Krombusch und Matthias Böhl
Hier werden alle Anwohner versorgt, die das Gasleck aus ihren Wohnungen vertrieben hat. Rund 120 Personen, auch Diana Santucci und Florian Grobbel treffen bald ein. Am Eingang wartet die Feuerwehr. „Wir sind hier, um jeden Anwohner zu registrieren.“, erklärt Lukas Brune, Freiwillige Feuerwehr Bad Berleburg. „Denn wir müssen zum Beispiel wissen, ob jemand zuckerkrank ist und Medikamente benötigt.“
Sammelpunkt Sporthalle
Danach wartet in der großen Sporthalle viel Platz zum Ausruhen: Auf dem Hallenboden verteilt reihen sich Sitzplätze, im Geräteraum werden kalte und warme Getränke gereicht. Besonders Kaffee und Kakao sind nach der Ankunft beliebt, hatten manche Anwohner doch lange im Freien gewartet, wie Angelika Hoyer erzählt: „Wir mussten aus unserer Wohnung raus und standen dann am Tennisplatz. Zum Glück hat es nicht geregnet und das Tennisheim wurde geöffnet“, erzählt Hoyer, die im direkten Umfeld des Gaslecks wohnt.
Als bekannt wurde, dass keine Personen zu Schaden gekommen waren, konnte die Wartezeit dort kreativ genutzt werden – mit „Galgenhumor“, wie ihre Tochter Laura sagt: „Man muss das Beste aus der Situation machen. So haben wir für nächstes Jahr am selben Tag eine ‘Evakuierungs-Party’ geplant“, verrät die Jugendliche und zwinkert mit dem Auge
Gute Organisation
Eine Gelassenheit, die sich alle Betroffenen auch dank der gut organisierten Helfer leisten konnten. „Die haben alles super im Griff. Das war schon eine logistische Höchstleistung.“, findet Angelika Hoyer daher lobende Worte für die Einsatzkräfte. So entspannte sich die Lage in der Sporthalle schnell. Auch Claudia Althaus ist mittlerweile vor Ort und reicht den Leuten einen Kaffee oder Tee.
„Die Zusammenarbeit aller Beteiligten hier klappt wunderbar“, findet auch sie und bekommt zustimmendes Nicken von Silke Beier. Auch Beier versorgt die gestrandeten Anwohner, ist seit rund 30 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz aktiv. „Dieser Einsatz ist aber schon ungewöhnlich groß“, hebt sie hervor und reicht Florian Grobbel einen Kaffee. „Schauen wir mal, wie es weitergeht“, meint der Student und fügt hinzu: „Ich bin da ganz entspannt, wir sind hier ja gut versorgt.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.