Wunderthausen/Elsoff. Die Kirchengemeinde Diedenshausen/Wunderthausen ist mit der Lukas-Kirchengemeinde verschmolzen worden. Der Widerstand regt sich aber weiter.
- Die Vereinigung der beiden benachbarten evangelischen Kirchengemeinden im Eder- und Elsofftal kommt
- Der Widerspruch, den drei gemeindeglieder bei der Landeskirche eingelegt haben wurde abgewiesen.
- Superintendent Stefan Berk sagt: Die Veränderungen in der fusionierten Kirchengemeinde werde man „im Grunde nicht bemerken“
Die Vereinigung der beiden benachbarten evangelischen Kirchengemeinden im Eder- und Elsofftal kommt – obwohl drei Menschen, die sich der Kirchengemeinde Wunderthausen/Diedenshausen verbunden fühlen, noch Anfang Dezember bei der Landeskirche offiziell „Widerspruch“ gegen die Fusion eingelegt haben. Sie fühlen sich vom Beschluss des Landeskirchenamts Ende November übergangen.
In einem Brief an die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), Annette Kurschus aus Siegen, schildern Vera Goubeaud, Tanja Lauber und Helmut Hollenstein bereits im September ihre „Sorgen, Beschwerden und Wünsche. Als „betroffene Gemeindeglieder“ habe man „die Entwicklung unserer Gemeinde in den letzten Jahren aus nächster Nähe miterlebt und mitgestaltet, aber auch durchlitten“.
Weitere Fusionen in der Diskussion
Auch im Banfetal ist eine Vereinigung der beiden bislang pfarramtlich verbundenen Kirchengemeinden Banfe und Fischelbach in der Diskussion. Wie wird sich hier die weitere Annäherung der beiden Gemeinden vollziehen?
„Wir beginnen 2017 mit den Gesprächen“, kündigt Berk an. Aber: „Wann wir damit fertig sind, ist offen – das kann 2018, aber auch 2019 sein“. Das komme nicht zuletzt darauf an, welche „Baustellen sich in den Verhandlungen der beiden Gemeinden auftun“. Je nach Bedarf komme auch der Kirchenkreis ins Spiel.
Jedenfalls hätten beide Presbyterien signalisiert, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen. Aktuell sei auch im Banfetal die Situation dank Pfarrer Peter Mayer-Ullmann stabil, betont der Superintendent.
Dabei vor allem in der Kritik der Unterzeichner: Dr. Ralf Kötter, bis vergangenen Oktober Pfarrer in der Lukas-Gemeinde. Er habe nach dem Weggang von Pfarrer Schwarz im Herbst 2013 „massiven Druck“ in Sachen Fusion gemacht. Genau das habe die Gläubigen in der Kirchengemeinde Wunderthausen/Diedenshausen polarisiert.
Herbst: Die Situation spitzt sich zu
Die Situation habe sich im Herbst 2016 zugespitzt, als Pfarrerin Silke van Doorn per Gemeindebrief zu einer Gemeindeversammlung am 4. September eingeladen habe mit dem Hinweis, dass die Fusion bereits „bei der Landeskirche beantragt“ sei. Damit sei „das Anhörungsrecht der Gemeinde verletzt bzw. die Anhörungspflicht des Superintendenten vor der Beantragung … versäumt“ worden, finden die Unterzeichner.
In ihrem „Widerspruch“ vom Dezember machen die drei Unterzeichner aber auch deutlich, dass sie sich durchaus mit der anstehenden Vereinigung abfinden könnten: „Wir beanstanden nicht die Fusion, sondern das Vorgehen in Missachtung unserer Gemeinde.“
„Neidisch“ sehe man „zur Hessisch-Nassauischen Kirche hinüber“, bei der Dr. Detlef Metz als bisheriger Vakanz-Pfarrer der Kirchengemeinde inzwischen „eine volle Pfarrstelle mit 900 Gemeindegliedern bekommen hat, seine Frau für etwas über 1000 eine weitere volle Stelle“ – gegenüber der Nachbargemeinde Hallenberg mit nur anderthalb Pfarrstellen für 1709 Mitglieder. „Aber wir haben längst verinnerlicht, dass die Westfälische Landeskirche auf anderen Zahlen besteht.“
Den „Widerspruch“ hat das Landeskirchenamt in Bielefeld inzwischen zurückgewiesen. „Nach derzeitiger Rechtslage eröffnet das Recht der EkvW einzelnen Gemeindegliedern kein Rechtsmittel gegen Vereinigungsbeschlüsse“, heißt es im Antwortschreiben. Außerdem sei „die Anhörungsvoraussetzung … im vorliegenden Fall … eindeutig erfüllt“.
Auch Stefan Berk, Superintendent des Kirchenkreises Wittgenstein, kann „keine Formfehler“ im Verfahren entdecken. Man sei die üblichen Schritte durch Gemeindeversammlung, Bevollmächtigtengremium (BVG) und zur Landeskirche gegangen. Damit sei die Fusion „zum 1. Januar 2017 rechtskräftig“. Es ergebe sich nun „eine stabile Ein-Pfarrstellen-Gemeinde“.
Und wie geht es nun in Sachen Vereinigung weiter? Das BVG als Übergangspresbyterium bleibe „längstens bis 2020 im Amt“, so Berk – „bis zur turnusmäßigen Presbyteriumswahl“. Es sei aber auch eine Wahl außer der Reihe möglich, wenn es dafür „einen Impuls aus der Kirchengemeinde“ gebe.
Kaum Veränderungen
Die Veränderungen in der fusionierten Kirchengemeinde zum 1. Januar werde man „im Grunde nicht bemerken“, schätzt Berk. Die Arbeit der BVG, des Vakanz-Vertreters Pfarrer Liedtke, eine neue Gottesdienst-Struktur – das sei „alles vorab geklärt“.Hätte es keine Zukunft mit Pfarrer Dr. Metz geben können, der seit 1. Dezember gemeinsam mit seiner Frau im benachbarten Hessen wirkt? Der Superintendent sieht das nicht. „Hier kommt’s schon auf eine Ortsnähe an“, meint er. Im Klartext: Der Pfarrer müsse schon in „seiner“ Gemeinde wohnen und leben. Für die Pfarrstelle der fusionierten Kirchengemeinde erarbeite das BVG jetzt ein Profil, erläutert Berk. Da sei in der Ära Kötter aber ohnehin „schon viel entwickelt worden“.
Pfarrer Liedtke sieht in der Ausschreibung der Pfarrstelle eine „total gute Chance, Jüngere von außen zu gewinnen“. Dank der Vorarbeiten Kötters für eine fortschrittliche Gemeinde-Struktur sei sie „sehr attraktiv“, ist er zuversichtlich, werde es ernsthafte Bewerber geben, die Lust haben, diese Linie fortzusetzen. Liedtke selbst sieht sich eher weniger in der Pflicht: „Ich habe ja auch nur noch acht Jahre zu arbeiten“, meint er in Gespräch mit unserer Zeitung mit einem Schmunzeln. Für die Fusion müsse es jedenfalls jetzt gelten, möglichst viele Gemeindeglieder mitzunehmen. Aber auch hier ist Liedtke optimistisch: „Es scheinen alle sehr gesprächsbereit zu sein.“