Wunderthausen/Diedenshausen. Die Debatte zur Fusion der Kirchengemeinden Wunderthausen/Diedenshausen und „Lukas“ geht weiter. Bahnt sich parallel eine Annäherung an Hallenberg an?

  • Bromskircher Pfarrrer Schönfeld sieht deutliche Annäherung Richtung Hessen nicht
  • Gemeindemitglieder mit aktuellem Angebot zufrieden
  • Pfarrverbund der Kirchengemeinden als Zwischenlösung vorgeschlagen

Kein Gottesdienst in Wunderthausen oder Diedenshausen? Zumindest für einige Mitglieder der Kirchengemeinde ist so etwas Anlass genug, über die Grenzen zu gehen – und die Gottesdienste etwa im nahen Hallenberg oder auch in Bromskirchen mitzufeiern. Oliver Schönfeld, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bromskirchen, kann das bestätigen: „Da haben sich einige auf den Weg gemacht.“ Bahnt sich da eine Annäherung beider Gemeinden an?

Pfarrer Schönfeld sieht das nicht. Und auf gar keinen Fall wolle die Kirchengemeinde Bromskirchen ihrer Nachbargemeinde Mitglieder „abwerben“, betont er im Gespräch mit unserer Zeitung gleich vorweg.

Gremium statt Presbyter

Tanja Lauber war eine der drei Kandidaten, deren Zahl bei der letzten Wahl am Ende für ein vierköpfiges Presbyterium eben nicht reichte – weshalb in der Kirchengemeinde Wunderthausen/Diedenshausen nun übergangsweise ein dreiköpfiges Bevollmächtigten-Gremium mit Pfarrerin Silke van Doorn, Oliver Berg vom Kreiskirchenamt und Dr. Wolfgang Pollinger aus Schmallenberg aktiv ist.

Die evangelische Kirchengemeinde Bromskirchen, Teil des Dekanats Biedenkopf, bildet den nördlichsten Zipfel im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Benachbarte Gemeinden befinden sich auch im Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen (Bad Berleburg, Winterberg, Medebach).

Internet: www.kirche-
bromskirchen.de, www.
kirchenkreis-wittgenstein.de

Von der geplanten Vereinigung der beiden Kirchengemeinden Wunderthausen/Diedenshausen und „Lukas“ „bekommen wir hier wenig mit“, räumt Schönfeld ein. Dass die Diskussion im benachbarten Wittgenstein kontrovers verläuft, wundert den Bromskirchener Pfarrer aber nicht. Er und seine Frau Ruth, die sich in der Kirchengemeinde anderthalb Pfarrstellen teilen, kommen aus dem Bereich der Landeskirche Berlin-Brandenburg. „Und meine Erfahrung ist, dass Fusionen zwischen Gemeinden nicht immer glücklich verlaufen“, sagt Schönfeld. Passen die überhaupt zusammen, auch theologisch? Aber solche Fragen sollten die beiden Kirchengemeinden „auf Augenhöhe unter sich klären“.

Dickes Lob für Pfarrer Dr. Metz

Jedenfalls habe die Kirchengemeinde Wunderthausen/Diedenshausen als Körperschaft noch nicht in Bromskirchen angeklopft, sagt Pfarrer Schönfeld – schon gar nicht, um eine Fusion zu besprechen. „Die stand nie zur Debatte.“ So etwas ernsthaft zu verhandeln, das sei ja auch eher Aufgabe der betreffenden Landeskirchen. Und die Frage nach einer Fusion stelle sich wohl auch erst dann, so Schönfeld, wenn wirklich wirtschaftliche Zwänge es nötig machten.

Besonders intensiv seien die erwähnten Kirchen-Besuche aus der Nachbarschaft übrigens gewesen, erinnert sich Schönfeld, als die Pfarrstelle in Wunderthausen/Diedenshausen nach dem Abschied von Pfarrer Achim Schwarz im Herbst 2013 vakant war. Mittlerweile hat Pfarrer Dr. Detlef Metz hier die Vakanz-Vertretung – und bekommt dafür viel Lob. In diesem Zusammenhang taucht sein Name auch im Flugblatt der Fusionsgegner auf: Pfarrer Metz habe die Gemeinde bislang „behutsam, umsichtig und mit ruhiger Hand begleitet und pastoral versorgt. Wir wünschen, dass seine bedachte und weitgehend akzeptierte Art, mit der schwierigen Situation der Gemeinde umzugehen, fortgesetzt wird“.

Ansatz für juristisches Vorgehen

Und dann ist da noch eine Frage, die sich Gemeindemitglied Tanja Lauber ernsthaft stellt, eine der Fusionsgegnerinnen: Ist die Vereinigung, die der Kirchenkreis bei der Landeskirche bereits beantragt hat, überhaupt gesetzeskonform? Ohne ein Votum der betroffenen Kirchengemeinden? Vielleicht sei das ja ein Ansatzpunkt, denkt Lauber laut, um juristisch gegen das Vorhaben vorzugehen.

Blick in die Diedenshäuser Kirche. Die Gottesdienste hier mit Pfarrer Dr. Detlef Metz sind beliebt.
Blick in die Diedenshäuser Kirche. Die Gottesdienste hier mit Pfarrer Dr. Detlef Metz sind beliebt. © WP

In der benachbarten Kirchengemeinde Bromskirchen kümmere man sich mit anderthalb Pfarrstellen um etwas mehr als 1700 Gemeindemitglieder, betont Tanja Lauber aus Wunderthausen, selbst Mitglied der Kirchengemeinde Wunderthausen/Diedenshausen mit rund 735 Mitgliedern. Und für eine mit „Lukas“ vereinigte Kirchengemeinde vor ihrer Haustür mit bis zu 2500 Mitgliedern? Sei wohl bald nur noch eine einzige Pfarrstelle vorgesehen – für dann sieben Ortschaften.

Gedanke an Fusion mit Hessen

Und womöglich gebe es dann auch nur noch einen zentralen Gottesdienst in Elsoff, wo ja gerade das Gemeindezentrum ausgebaut worden sei, sorgt sich Vera Goubeaud aus Hallenberg. Für viele alte Leute aus Diedenshausen oder Wundert­hausen sei eine Fahrt dorthin zum Gottesdienst jedenfalls nicht zumutbar. So berichtet Goubeaud von einer sehr betagten Wunderthäuserin, die jeden Schritt und Tritt in ihrer Kirche vor Ort kenne – es beim Besuch eines Gottesdienstes anderswo aber sicher schwer hätte.

Besuche des Pfarrers bei den Alten und Kranken – auch das sei bei einer Umfrage 2015 ein zentraler Wunsch aus der Kirchengemeinde gewesen, so Lauber. Und Pfarrer Dr. Detlef Metz mache seine Arbeit da sehr gut. Im Übrigen, so Lauber, laufe das kirchliche Leben in ihrer Gemeinde im Grunde prima. Der Kinder-Gottesdienst komme an, und gerade habe sich wegen großen Interesses ein Männerkreis gebildet.

Und der Gedanke an einen Wechsel der Kirchengemeinde Wundert­hausen/Diedenshausen zur nahen Hessischen Landeskirche? Neu ist er nicht: Das habe man in den 90er Jahren schon einmal versucht, weiß Vera Goubeaud aus Hallenberg. Damals hätten zwar die Hessen zugestimmt, die Westfälische Landeskirche jedoch nicht.

Beispiel Banfetal

Offenbar komme es Superintendent Stefan Berk bei der vom Kirchenkreis Wittgenstein angestrebten Vereinigung aber ohnehin nicht auf 200 Gemeindemitglieder mehr oder weniger an, bedauert Tanja Lauber. Müsse man angesichts dieser Zahl fürchten, dass sich da „eine Straße voll Menschen“ aus der Kirchengemeinde nun Richtung Hallenberg aufmache? Sicher nicht, so Lauber, wenn man zum Beispiel – siehe Banfetal – erst einmal einen Pfarrverbund organisiere. Und sich mit der vor Ort gefürchteten Fusion deutlich mehr Zeit lasse – über den angepeilten 1. Januar 2017 hinaus.