Bad Berleburg. . Das Angebot der U3-Betreuung ist in Wittgenstein noch ganz neu. Ein Besuch in der Berleburger Kita – bunt, laut, aufregend und vor allem: putzig.

  • Kita in den ehemaligen Büroräumen der Barmer in der Berleburger Kernstadt
  • Drei qualifizierte Tagesmütter kümmern sich um neun Kinder
  • Natur, Bewegung und Sprache sind Kernthemen der Kita

Kniehohe Holzstühlchen stehen wahllos um den Tisch mit Bauklötzchen herum. Das Radio auf der weißen Fensterbank spielt gerade „Kling’ Glöckchen“; gerade so laut, um den Text noch zu verstehen, und doch so leise, dass die Kinder dabei auch schlafen könnten. An den Wänden mit weißer Raufasertapete hängen Bilder, die Szenen aus Janoschs Kinderbüchern zeigen. Einzelne Teile eines Steck-Puzzles liegen verstreut auf dem Schmetterlings-Teppich – Noahs Hinterlassenschaft. Der Anderthalbjährige findet jetzt den kleinen Spielzeug-Kochtopf, der heute morgen im Adventskalender war, viel spannender.

Der Sonnenschein der Gruppe

Noah überlegt, womit er als nächstes spielen kann.
Noah überlegt, womit er als nächstes spielen kann. © Britta Prasse

Noah ist eines der insgesamt neun Kinder, die die Großtagespflegestelle „Berleburger Minis“ besuchen. „Er ist unser Sonnenschein, ein energiegeladenes und zufriedenes Kind“, erzählt Martina Saßmannshausen. Der kleine Topf liegt schon wieder unbeachtet auf dem Tisch, stattdessen hüpft Noah jetzt mit einem Schaumstoff-Fußball auf und ab. Vor ihm auf dem Boden liegt eine Schneemann-Figur, die er neugierig aufhebt, sie kurz anschaut, um dann euphorisch zu Martina Saßmannshausen zu laufen. „I-aah!“ – „Nein, das ist kein Esel, schau’ mal, das ist ein Schneemann.“ Mit seinen anderthalb Jahren weiß Noah schon ganz genau, wie er seinen Charme einsetzen kann.

Seit Anfang Oktober gibt es schon die Gruppe der „Berleburger Minis“, die mitunter von Patricia Hecker – Bereichsleitung Kinder, Jugend und Familie des AWO-Kreisverbandes – eingerichtet wurde. „In diesem Jahr gab es so viele Anmeldungen für die Kindergärten, dass die Kapazitäten nicht ausgereicht haben. Der Bedarf für eine U3-Betreuung war einfach da“, so Nathalie Winter, die zusammen mit Martina Saßmannshausen und Theresa Trefke als Tagesmutter in der Großtagespflege arbeitet. In den ehemaligen Büroräumen der Barmer Krankenkasse, mitten in der Berleburger Kernstadt, werden neun Kinder im Alter von ein bis drei Jahren betreut; fünf Tage in der Woche, von 6 bis 16 Uhr. Ein einzigartiges Angebot in Berleburg.

Kinderlieder von Rolf Zuckowski trösten über alles hinweg

Paul strampelt auf dem Schmetterlings-Teppich
Paul strampelt auf dem Schmetterlings-Teppich © Britta Prasse

Mia bekommt nicht gerne die Windeln gewechselt. Kreischend und mit Tränen in den Augen protestiert sie gegen den Versuch, sie zu wickeln. Der Zwischenfall ist aber schnell wieder vergessen: Zu Rolf Zuckowskis „Weihnachtsbäckerei“ zappelt Mia wieder mit den Armen durch die Luft, sie lässt ihre Knie immer wieder einknicken – ihr Taktgefühl ist noch nicht ausgeprägt, ihr fast zahnloses Lächeln zwischen zwei Pausbäckchen ist dafür umso markanter.

Auch Paul scheint von dem Kinderlied-Klassiker begeistert zu sein: Er liegt bäuchlings auf dem Schmetterlings-Teppich und wirbelt mit einer bunten Rassel herum – der Schnuller wird ausnahmsweise zur Nebensache.

Nach Betreuungszeit und Einkommensstufen gestaffelt

Die Kita-Gebühren für den Kreis Siegen-Wittgenstein sind nach elf Einkommensstufen gestaffelt und gleichzeitig unterteilt nach Betreuungszeit pro Woche – 25, 35 oder 45 Stunden.

Bei einem Jahreseinkommen unter 30.000 Euro müssen Eltern keine Gebühren zahlen; bei einem Einkommen von über 130 000 Euro werden 234, 259 bzw. 360 Euro fällig.

Natur, Bewegung, Sprache: Das sind die drei Themenschwerpunkte bei den Berleburger Minis. Mit der „Droschke“ – ein Kinderwagen mit sechs Sitzplätzen – sind die Minis regelmäßig draußen unterwegs. „Dann gehen wir im Schlosspark spazieren und schauen uns die Entchen an oder gehen auch mal zu dem Spielplatz im Rathausgarten“, so Nathalie Winter. Rücksichtnahme, Ideenreichtum, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein sollen im Umgang miteinander gefördert werden.

Wenn Noah zum Beispiel das Steck-Puzzle wild auf dem Boden verteilt, kann das ein kreativer Lösungsansatz sein; wenn er aber nicht mehr am Spielen interessiert ist, sollte er das Puzzle auch wieder zurück zu räumen. Aber auch diese unangenehme Arbeit kann das Temperament des „Sonnenscheins“ nicht zügeln. Krach – der kleine Turm aus Bauklötzchen ist gerade umgefallen.