Siegen-Wittgenstein. .

Der Trend setzte vor drei Jahren ein: Es gibt mehr Kinder im Kreisgebiet, als dies von den Prognosen vorausgesagt wurde. Und das hat keineswegs ausschließlich mit dem Zuzug von Flüchtlingsfamilien zu tun, sondern mit gestiegenen Geburtenzahlen in der Region. Das hat Folgen — zunächst für die Kita-Planung: Im neuen Kindergartenjahr, das am 1. August beginnt, haben 4509 Kinder über drei Jahren im Bezirk des Kreisjugendamts (dazu gehört nicht die Stadt Siegen) einen Betreuungsanspruch, prognostiziert waren 4339. Besonders nach oben gegangen sind die Zahlen in Erndtebrück, Freudenberg, Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf.

Tendenzen

Flüchtlinge: Im Bezirk des Kreisjugendamts leben 315 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die zwischen 0 und 6 Jahren alt sind. Für sie werden, vor der Aufnahme in die regulären Kitas, vorbereitende Eltern-Kind- oder Spielgruppen angeboten. Gruppen gibt es in Dahlbruch (Kuckucksnest) und Burbach, das Spielmobil der AWO fährt die Flüchtlingsunterkünfte an.
Betreuungszeiten: 40,9 Prozent der über dreijährigen und 44,3 Prozent der unter dreijährigen Kita-Kinder sind die längstmögliche Zeit von 45 Stunden pro Woche in der Kita. Im laufenden Jahr galt dies noch für 37,7 Prozent der Ü3-Kinder. Besonders stark war die Steigerung in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Netphen.
Tagespflege: 400 Kinder werden in der Tagespflege betreut, darunter 70 Kita-Kinde ergänzend zu den Kindergartenzeiten und 129 sechs- bis 14-jährige Schulkinder außerhalb der Unterrichtszeiten. Drei Großtagespflegestellen mit fest angestelltem Personal gibt es in Kreuztal.
Kita Plus: In Bad Berleburg, Bad Laasphe, Hilchenbach, Freudenberg, Netphen und Neunkirchen will die AWO, in Kreuztal die Alternative Lebensräume GmbH (ALF) mit ihrer Kita Kasimir an dem neuen Bundesprogramm teilnehmen. Dadurch wird die Erweiterung der Öffnungszeiten auf bis zu 24 Stunden pro Tag und sieben Tage pro Woche ermöglicht, um den Betreuungsbedarf von Alleinerziehenden, Studierenden und Schichtarbeitenden abzudecken.
Inklusion: 65 der 115 Einrichtungen im Jugendamtsbezirk arbeiten integrativ. Zum 1. Februar waren in den Kitas 152 Kinder mit Behinderung über und neun unter drei Jahren angemeldet.

Blick in die Kommunen

Das ist die Situation in den Kommunen des Siegerlandes:
Burbach: Vorgeschlagen wird, in den nächsten Jahren den weiteren Ausbau der DRK-Kita Holzhausen zu prüfen.
Freudenberg: Die evangelische Kita Alchen wird abgerissen und neu gebaut; für eine Übergangszeit werden drei Gruppen in Containern betreut.
Hilchenbach und Neunkirchen: Es gibt keinen Handlungsbedarf.
Kreuztal: Für den Bereich Stadtmitte, Ferndorf, Kredenbach fehlt eine Drei-Gruppen-Anlage. Der Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger der Jugendhilfe verhandelt über die Errichtung eines Drei-Gruppen-Kindergartens in Kreuztal. Bedarf für mehr als 60 Kinder über (53) und unter drei Jahren (10) sieht der Kindergartenbedarfsplan.
Der Fachservice Jugend und Familie führt derzeit die notwendigen Gespräche über Planungen und Abstimmungen. Dabei geht es um Grundstücks- und Trägersuche sowie mögliche Übergangslösungen. Netphen: Die neue AWO-Kita entsteht am Weylandstift, eine Übergangslösung — wie berichtet — auf dem Parkplatz 1 des Freizeitparks. Das überbelegte evangelische Rabennest in Deuz wird um eine vierte Gruppe erweitert. Die katholische Kita St. Cäcilia Werthenbach ist von vier auf drei Gruppen verkleinert worden, um Platz für unter Dreijährige zu gewinnen. Nun wird die vierte Gruppe wieder gebraucht, weil auch in den Nachbarorten kein Platz mehr ist. Selbst bei weiterer Überbelegung fehlen Plätze für sechs Ü3- und 24 U3-Kinder.
Wilnsdorf: Die katholische Kita St. Laurentius muss erweitert werden, gesucht wird nach einer Übergangslösung zum 1. August. Nachgedacht wird auch über eine Großtagespflegestelle für unter Dreijährige. Die Nachfrage liegt in einigen Ortsteilen deutlich über dem Angebot für 37,6 Prozent der 0- bis Drei- und 57,5 der Ein- bis Dreijährigen — in Obersdorf wird für nahezu jedes unter dreijährige Kind Betreuungsbedarf angemeldet.