Siegen. . Studie des Bunds für Steuerzahler untersucht 57 Kommunen in NRW und lobt Stadt. Fokus des Bedarfsplans auf Qualität und niedrigen Gebühren.
- Betreuungsquote bei Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren liegt bei 100 Prozent
- Auch im U3-Bereich führend: 41,33 Prozent der Kinder können im Kindergartenjahr 2017/18 betreut werden
- Kindergartenbeiträge sind deutlich niedriger als zum Beispiel in vielen Ruhrgebietsstädten
Mit einer Betreuungsquote von 100 Prozent bei den 3- bis 6-Jährigen liegt Siegen NRW-weit mit an der Spitze. Auch im U3-Bereich, bei den Kindern im Alter zwischen 4 Monaten und 3 Jahren, ist die Stadt führend: 41,33 Prozent der Kinder in Siegen kann laut aktueller Planung im Kindergartenjahr 2017/18 ein Betreuungsplatz angeboten werden.
„Für uns ist die Quote aber von nachrangiger Bedeutung“, betont die zuständige Stadträtin Babette Bammann: Die Zahl der Kinder sei in diesem Jahr gestiegen, was natürlich negative Effekte auf die Quote habe – und sie sage nichts über die Qualität aus, man wolle lieber den Ansprüchen der Eltern gerecht werden.
„Eine Herausforderung für die Träger und uns“, sagt Dr. Raimund Jung, Abteilungsleiter der Kinder-, Jugend- und Familienförderung: Die Kinderzahl steigt, „der Ausbau muss weitergehen.“
Siegener Kinderbetreuung in Zahlen
5 Mal so hoch wie in Siegen sind die Kindergartenbeiträge in manchen Ruhrgebiets-Städten. Eine Studie des Bundes der Steuerzahler hatte die 57 einwohnerstärksten Kommunen des Landes Nordrhein-Westfalen in Sachen Kinderbetreuung verglichen – mit sehr gutem Ergebnis für Siegen. „Bei der Betreuung unserer jüngsten Bürger sind wir vorbildlich“, zitiert Stadträtin Bammann aus der Studie.
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Kindergartenplätze bieten die 64 Einrichtungen im Kitajahr 2017/18 nach derzeitigem Planungsstand in Siegen an. Davon entfallen 1018 Plätze auf den U3-Bereich (Tageseinrichtungen: 768; Tagespflege: 750), für Kinder von 3 bis 6 Jahren gibt es also 2485 Plätze.
2008 waren es noch 282 Plätze im U3-Bereich.
68 Prozent – so hoch ist die Betreuungsquote der 2- bis 3-Jährigen auf den gesamten Jahrgang bezogen.
800 Kinder pro Jahrgang muss die Stadt Siegen mit Betreuungsplätzen versorgen, das entspricht bei sechs Jahrgängen insgesamt 4800 Kindern (jeweils 2400 Kindern unter und über drei Jahren).
Ü3 -Plätze sind also Mangelware – 2485 stehen zur Verfügung, bei gleicher Nachfrage. Nicht alle Eltern bringen ihre kleinen Kinder in die Kita. Wenn sie dann 3 Jahre alt sind, werden die Plätze knapp. Ein Faktor dabei: Die U3-Kinder rutschen automatisch in den Ü3-Bereich; viele Flüchtlingskinder werden nicht sofort in die Kita gebracht, sondern wenn die Eltern sich eingelebt haben.
50 Prozent Betreuungsquote strebt die Stadt für den U3-Bereich an, so Jung. Das entspreche etwa 200 weiteren Plätzen. „Die Grundstückssuche ist eine Herausforderung“, sagt Jung, denn die Liegenschaften müssen in den Bereichen liegen, wo auch Bedarf herrscht – und in Tallage, um auch Eltern ohne eigenes Auto die Anreise zu ermöglichen. Vor Kurzem gab es noch in Eiserfeld viele freie Plätze – „heute sind die Einrichtungen dort voll, wir müssen langfristig hier bauen“, sagt Jung.
Freie Plätze gibt es heute im Norden, in Geisweid und angrenzenden Stadtteilen. „Wir können dem Wunsch der Eltern nach einer bestimmten Einrichtung leider nicht immer sofort nachkommen“, sagt Jung.
27,7 Millionen Euro an Betriebskosten hat die Stadt Siegen im Jahr 2016 in die Kindertagesstätten gesteckt. 2009 waren es noch 17,7 Millionen.
6 Einzelmaßnahmen wie Um- oder Ausbau oder Neuanschaffungen sind für 2017 in Zusammenarbeit mit den Freien Trägern geplant; seit 2008 wurden 71 Maßnahmen im Wert von 12,4 Millionen Euro umgesetzt. 7,5 Millionen Euro hat davon das Land NRW bezahlt, die restliche Summe hat die Stadt Siegen aufgebracht.
20 U3-Plätze zusätzlich entstehen gerade: Jeweils zehn in den Kitas am Rüsterweg in Geisweid und an der Herrenfeldstraße in Weidenau, die derzeit abgerissen bzw. neu gebaut werden.
1 Betreuungseinrichtung in Siegen ist in städtischer Trägerschaft: die Kita an der Gläserstraße.
5000
Euro kosten die günstigsten Kita-Plätze (Ü3) die Stadt pro Jahr, die teuersten liegen bei bis zu 20.000 Euro im U3-Bereich.
969 Besuche haben die Mitarbeiter des Besuchsdienstés im Jahr 2016 durchgeführt, seit 2008 waren es insgesamt 7300. Bei diesem Service bieten die Mitarbeiter Hilfestellung zu Fragen wie Babygesundheit oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf an.
Kindergarten-Modellprojekte in Siegen
- In Siegen laufen derzeit sechs Modellprogramme: Unter anderem die sogenannte „Kita Plus“ und eine Maßnahme zur Sprachförderung.
- „Wir werden kritisch prüfen, ob die ‘Kita Plus’ Sinn macht“, so Babette Bammann; nach drei Jahren werde ein Fazit gezogen. Derzeit nehmen fünf Familien an dem Pilotprojekt teil, bei dem Kindergärten von 6 bis 18 Uhr geöffnet sind, um den Anforderungen der Eltern nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf Rechnung zu tragen. Die reguläre Ganztagsbetreuung ist von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet.
- Bei der Sprachförderung ist eine Fachkraft im Kita-Alltag an der Gläserstraße fest verankert – auch mit Elternarbeit –; eine weitere Fachkraft leitet andere Erzieherinnen an. Nach Auskunft von Dr. Raimund Jung nehmen inzwischen 20 Mitarbeiterinnen an dieser Fortbildung teil.
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