Lippstadt. Ein Todesopfer hat die massive Ausbreitung von E. Coli-Bakterien auf der Frühgeborenen-Intensivstation des Evangelischen Krankenhauses Lippstadt gefordert. Das Mädchen war mit gerade einmal 650 Gramm das kleinste der Frühchen auf der Station. Eine Operation konnte den Säugling nicht mehr retten.

Mit einer Operation hatten die Ärzte noch versucht, der Darmentzündung Herr zu werden, um das Kind zu retten. Vergeblich. Am Donnerstag verstarb das Frühchen nur eine Woche nach der Geburt an Kreislaufversagen.

Infektion durch Screening entdeckt

Durch eine Verfärbung der Haut war am Mittwoch auf der Intensivstation für Frühgeborene aufgefallen, dass mit dem Mädchen etwas nicht stimmte. Bei dem Screening wurde die Infektion mit dem E. Coli-Bakterium entdeckt. Daraufhin wurde bei allen Kinder auf der Intensivstation nochmals ein Screening durchgeführt. Die Klinik führt regelmäßig Screenings nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes durch.

Insgesamt wurde bei dem Screening bei 13 der 19 auf der Station behandelten Frühchen eine Besiedlung mit dem Bakterium 2MRGN festgestellt. Nur bei dem verstorbenen Mädchen kam es jedoch bisher zur einer Infektion, eine weitere Erkrankung gibt es nicht. „Die zwölf besiedelten Kinder sind wohlauf, ihr Zustand ist stabil“, betont Pressesprecher Thomas van Zütphen. „Die Aussichten sind sehr gut, dass sie sich nicht infizieren.“

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Die Klinik gehe davon aus, dass die Babys nach erfolgreicher Behandlung alle befreit von Keimen entlassen werden können. Zu Gute komme ihnen, dass sie mit durchschnittlich 1500 Gramm ganz andere Voraussetzungen hätten, die Besiedlung mit dem Bakterium ohne eine Infektion zu überstehen. „Das ist bei den zwölf Frühchen eine ganz andere Gewichtsklasse“, erklärt van Zütphen.

Weniger als die Hälfte wog das verstorbene Mädchen, dessen Lungenapparat außerdem noch nicht ausgebildet war, so dass es direkt nach der Entbindung beatmet werden musste. Routinemäßig wurde das Mädchen mit einem Breitband-Antibiotikum behandelt, als dieses nicht wirkte, wurde ein Reserve-Antibiotikum eingesetzt. Ohne Wirkung.

Vorläufig keine Frühchen mehr auf der Intensivstation in Lippstadt 

Bis der Bakterienherd gefunden ist, werden keine weiteren Frühgeborenen auf der Intensivstation aufgenommen. Fünf der negativ gescreenten Frühchen wurden auf eine normale Station in der Klinik, ein Kind in eine andere Klinik verlegt, da es weiterhin intensivmedizinisch betreut werden muss.

Tod durch Blutvergiftung bei Frühchen in Siegen

Im März 2011 waren drei Frühchen in der DRK-Kinderklinik in Siegen an einer Blutvergiftung gestorben. Die Untersuchungen ergaben, dass es sich beim Tod der Kinder um ein zufälliges Zusammentreffen von tragischen Ereignissen gehandelt habe. Bei den Frühchen handelte es sich um einen weiblichen und zwei männliche Säuglinge im Alter von einer Woche bis vier Monate. Die Kinder kamen aus dem Raum Siegen und Dillenburg. Ihr Tod hatte bundesweit erhebliches Aufsehen verursacht.

Für einige der Kinder ist es sehr wahrscheinlich, dass das E. Coli-Bakterium von der Mutter auf das Frühgeborene übertragen worden ist. Das Krankenhaus geht davon aus, dass die Übertragung mit dem Bakterium dort, wo dies nicht zutrifft, im Klinikum passiert ist, nur wo, ist derzeit noch unklar. „Es werden von allen möglichen Punkten Proben genommen – von der Computer-Tastatur über das Geschirr bis zum Inkubator, um zu sehen, was der Herd für die Besiedlung gewesen ist“, erklärt Pressesprecher van Zütphen.

Die Klinikleitung hat die Gesundheitsbehörden des Kreises Soest, das Gesundheitsministerium in Düsseldorf sowie die Polizei informiert.