Warstein. . 165 Erkrankte, drei Tote: Das ist die Bilanz der Legionellen-Epidemie in Warstein. Der Ausbruch in der Bierstadt im Sauerland war der bisher größte seiner Art in der gesamten Bundesrepublik. Zehn Monate danach kann NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) immer noch keine Entwarnung geben.
Der „Fall Warstein“ liegt ihm quer, das merkt man. Erneut hohe Legionellenwerte in den Klärbecken, besorgte Bürger und die noch immer ungeklärte Frage, woher die Bakterien kamen – NRW-Umweltminister Johannes Remmel würde wohl gerne bessere Nachrichten für die Bierstadt im Sauerland haben. Doch die gibt es momentan nicht: Im Interview erklärt der Minister, wieso er noch keine Entwarnung für Warstein geben kann.
Mit den steigenden Temperaturen wächst in Warstein die Sorge um einen erneuten Legionellen-Ausbruch. Wie sicher ist Warstein zurzeit?
Johannes Remmel: Eine absolute Sicherheit kann ich nicht garantieren und deshalb meine Hand dafür nicht ins Feuer legen. Wir tun aber alles dafür, um die Zusammenhänge aufzuklären und einen neuen Ausbruch zu vermeiden. So lange wir aber noch nennenswerte Legionellenbefunde in den Proben haben, kann ich keine Entwarnung geben.
Ein erneuter Ausbruch ist also nicht ausgeschlossen?
Remmel: Wir gehen davon aus, dass die Maßnahmen, die ergriffen worden sind - Abdeckung, Schließung von möglichen Zuläufen und so weiter - sicherstellen, dass eine Infektion nicht erfolgt. Aber da wir die Zusammenhänge immer noch nicht vollständig erfasst haben und aufgrund der Tatsache, dass die Sanierung einer Kläranlage ein Mehrjahresprojekt ist, kann ich aktuell nicht behaupten, dass von den beprobten Gewässern keine Gefahren mehr ausgehen.
Die Ursache ist also noch nicht klar?
Remmel: Das haben wir ja damals schon gesagt: Bei so einem Geschehen werden wir wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, am Ende exakt zu sagen, wo die Legionellen genau herkommen und was dazu geführt hat, dass die Kolonie-Bildung so stark angestiegen ist. Da will ich rechtlichen Verfahren nicht vorgreifen. Aber eine eindeutige Quelle kann ich heute nach Aktenlage nicht ausmachen.
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Als zuständiger Minister für Verbraucher-Interessen müssten Sie aber genau diese Dinge klären.
Remmel: Das tun wir auch. Aber wie gesagt: Die Zusammenhänge sind so komplex, dass wir sie unter Umständen nicht werden klären können. Selbstverständlich tun wir alles, was möglich ist. Das sind wir den Betroffenen schuldig - aber auch allen anderen Bürgern in Warstein. Trotzdem kann ich heute keine Versprechungen und Zusagen machen, dass wir die Ursache finden werden.
Wo setzen Sie bei der Ursachenforschung an?
Remmel: Weil Legionellen fast überall sind, ist das schwierig. Wir müssen uns vielmehr um die Frage kümmern, woher die Serotypen stammen, die zu den Todesfällen und den zahlreichen Erkrankungen geführt haben. Derzeit aber haben wir weder Hinweise auf Quellen noch auf die Orte, woher die Serotypen kommen. Wie aufwendig diese Messungen sind, können Sie sich ja vorstellen.
Wo und wie wird derzeit gemessen?
Remmel: Momentan führen wir wöchentliche Messungen durch. Wir messen an drei Stellen im öffentlichen Kanal, natürlich auch an den Stellen, wo Brauerei und Klinik einleiten. Im Ablauf des Brauerei-Klärbeckens nehmen wir sogar rund um die Uhr Proben. In den Becken der Brauerei-Kläranlage und der des Ruhrverbandes wird ebenso gemessen, wie im Ablauf der Ruhrverbands-Kläranlage und in der Wäster bis in den Möhnebogen hinein. Die Zielsetzung ist klar: Bis zur Fertigstellung aller technischen Maßnahmen wird das Messprogramm fortgeführt – auch aus wissenschaftlichem Interesse. Ich denke auch, dass man noch mal schauen muss, was bei der Brauerei noch zu tun ist. Insgesamt wird das ein Programm über mehrere Jahre sein.
Wie läuft denn die Kooperation mit der Brauerei?
Remmel: Ich kann mich nicht beschweren.
Was erwarten Sie bezüglich der Ursachenforschung von den Beteiligten?
Remmel: Wichtig ist vor allem eine offene Zusammenarbeit. Wenn sich vor dem Hintergrund möglicher Regresse Ruhrverband, Brauerei oder Kommune verbarrikadieren, werden wir keine breite Schau von Lösungen erreichen. Ich habe aktuell aber nicht den Eindruck, dass die Beteiligten das anders sehen.