Warstein/Kreis Soest. . “Fehlende Transparenz durchzieht das Thema Legionellen“ – Das sagt Christian Klespe, Landratskandidat der SPD im Kreis Soest. Im Interview mit der WESTFALENPOST erklärt er, was er konkret damit meint und wie er das Thema „Legionellen“ und die Folgen als Landrat angehen würde.
Was reizt Sie an dem Landratsamt?
Christian Klespe: Ich möchte zusammen mit allen, die sich engagieren wollen, den Kreis Soest zukunftsfähig machen. Natürlich ist das eine große Verantwortung, die ich aber nicht scheue. In den 25 Jahren, die ich als Anwalt vor Gericht arbeite, wurde ich mit vielem konfrontiert und bekam tiefe Einblicke in das oft verborgene wirkliche Leben, die täglichen Sorgen und Nöte unserer Mitmenschen. Ich habe gelernt schnelle Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen zu treffen und bin daran gewöhnt, Verantwortung für Entscheidungen zu tragen, deren Folgen ein ganzes Leben verändern.
Als Landrat muss man auch unpopuläre Entscheidungen verkünden – das wurde gerade im vergangenen Jahr in Warstein deutlich. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin ein Mann klarer Worte und manchmal sehr kantig. Nicht jeder kommt damit immer klar. Ich kann aber auch ausgleichend wirken und bin jemand, der gerne im Team spielt und treffe einsame Entscheidungen nur in Ausnahmefällen. Es müssen nicht ständig Kompromisse geschlossen werden, aber wenn jemand versucht andere Positionen zu berücksichtigen, sollte man eine Lösung finden, die allen dient.
Offene Worte – das hätten sich viele Warsteiner Bürger im vergangenen Jahr in der Legionellen-Krise gewünscht. Wie haben Sie die Situation in Warstein wahrgenommen?
Ich war nicht an den Prozessen beteiligt und habe es nur aus der Ferne wahrgenommen. Aber der Respekt vor den Menschen, die unmittelbar drunter gelitten haben oder noch heute darunter leiden, der gebietet es aus meiner Sicht, mit den Bürgern anders umzugehen, als es passiert ist. Die richtige Verfahrensweise kann ich leicht konkretisieren. Das hat vielleicht auch etwas mit meiner Prägung als Jurist zu tun: Ich sammle Fakten, wäge Pro und Contra ab und berate mich.
Dann treffe ich eine Entscheidung – und zwar zügig. Und was hier auf jeden Fall schief gelaufen ist – jedenfalls in dem Zeitraum danach - ist, dass die Bürger nicht umfassend informiert werden. Damit meine ich: Wann ist wer über was wo informiert worden und wer hat welche Maßnahmen aus welchem Grund zu welchem Zeitpunkt getroffen? Dieses Informationsdefizite und fehlende Transparenz durchziehen das Thema Legionellen und nach meiner Erfahrung allgemein die Verwaltung, insbesondere die Kreisverwaltung auch in weiteren Bereichen. Und das stört mich wirklich sehr stark.
Wie hätte Ihr Krisenmanagement ausgesehen?
Es mag sein, dass ich was an den Abläufen geändert hätte, aber ich kenne die Einzelheiten des Verfahrens bis heute nicht und kann deshalb nicht sagen, an genau dieser Stelle sind Fehler gemacht worden. Aber jetzt, nachdem jetzt die Gefahr gebannt ist, hätte zeitnah informiert werden müssen. Auch etwas höherer persönlicher Einsatz in Warstein hätte geholfen. Es ist wichtig, dass man Mitgefühl zeigt und damit den Bürgern zu erkennen gibt, dass die Verantwortlichen die Lage sehr ernst nehmen und alles Mögliche getan wird.
Wie sieht es denn aus mit Hilfen vom Kreis für Warstein? Da gab es schon einige Vorschläge, was der Kreis für die Stadt tun könnte. Welche Möglichkeiten sehen Sie da?
Es wurde vorgeschlagen, der Stadt Warstein die Kreisumlage zu stunden. Aber alle Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand. Da würden die anderen Kommunen zu Recht fragen: Ist das juristisch haltbar? Ich sehe aber auch ehrlich gesagt nicht, dass durch die Stundung von Kreisumlagen dem Bürger geholfen wird. Dem Erkrankten, der möglicherweise immer noch leidet, ist damit nicht geholfen.
Ganz kurz auf den Punkt gebracht: Was sehen Sie beim Blick durch die fiktive Landratsbrille, wenn Sie auf Warstein schauen?
Die Ortsumgehung, die Wasserproblematik und die sichere dauerhafte Beseitigung der Legionellen sind drängende Probleme. Wir haben Leerstände in Warstein, die Arbeitsplätze kosten. Die Anwohner sind durch den Straßenverkehr unzumutbar belastet. Die Ortsumgehung muss schnellstens gebaut werden. Mit der neuen Planung sind wir auf einem guten Weg. Der zukünftige Landrat wird mit den Warsteiner Themen noch lange arbeiten.
Wie sehen Sie Ihre Chancen als Kandidat auf das Landratsamt?
Ich bin sehr optimistisch, kenne aber natürlich die Realitäten. Aber dennoch bin ich mir sicher, dass es zu einer Stichwahl kommen wird, erst recht, nachdem Herr Kremer seinen Hut in den Ring geworfen hat. Für Frau Irrgang wird es im ersten Durchgang nicht reichen und danach werden die Karten neu gemischt.