Warstein. . Generationen von Schülern haben hier ihre Pausen und Freistunden verbracht, haben belegte Brötchen, Schokoriegel und bunte Tüten gekauft, um sich für die nächste Mathestunde zu rüsten: Kneers Lebensmittelladen gegenüber vom Gymnasium ist eine Institution. Doch nicht mehr lange.

Schokoriegel, „Süße Tüten“ oder das belegte Wurstbrötchen: In Josef Kneers kleinem Laden am Schorenweg gibt es seit über 50 Jahren alles, was das Schülerherz begehrt. Doch 2013 ist damit Schluss: Josef Kneer schließt sein Geschäft direkt gegenüber vom Gymnasium zum Jahresende.

„Es lohnt sich eigentlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr“, begründet der Kaufmann seine Entscheidung, „heute möchten die Leute die volle Auswahl haben und die können kleine Läden wie meiner einfach nicht bieten.“ Generationen von Schülern verbrachten ihre Pausen in Kneers kleinem Laden, drei Viertel seines Umsatzes macht der Geschäftsmann auch heute noch durch die Nähe zum Gymnasium. Aber genau darin liegt aus kaufmännischer Sicht auch ein Problem: „Die Schüler sind ja nicht 365 Tage im Jahr hier“, sagt Josef Kneer, „in den Ferien fehlen mir die Einnahmen natürlich massiv.“

Kerngeschäft in Kneers Laden sind die Schüler vom Warsteiner Gymnasium 

Ein Vollsortiment hält der 66-Jährige schon länger nicht mehr vor, durch die Schüler liegt sein Kerngeschäft bei den Süßwaren und Brötchen. Doch es sind nicht nur Schüler, die auf das Vor-Ort-Angebot von Josef Kneer zurückgreifen. Ungefähr 15 Kunden beliefert der Kaufmann jede Woche – Service bis an die Haustür. „Das sind alles ältere Menschen, die selbst nicht mehr einkaufen gehen können“, erzählt Kneer, „die geben mir ihre Bestellung telefonisch durch und ich bringe sie ihnen.“ Ein Angebot, das eine Riesenlücke hinterlassen wird, wenn Josef Kneer Ende Dezember aufhört.

In den 45 Jahren, die er den Laden jetzt führt, hat er so einige Trends kommen und gehen sehen. Während die Entwicklung weg vom Einkaufen vor Ort hin zu den großen Discountern ihm verständlicherweise Sorge bereitet, sieht er eine andere Tendenz positiv: „Die Jugendlichen rauchen weniger.“

Kneers Laden gibt es seit 1956

Seitdem seine Mutter 1956 den Laden eröffnete, stand für Josef Kneer fest, dass auch er Kaufmann werden würde. „Das ist eindeutig mein Traumberuf.“ So ist jetzt auch eine große Portion Wehmut dabei, wenn der 66-Jährige zum Ende des Jahres die Ladentür abschließen wird. „Natürlich ist über die Jahrzehnte die Euphorie immer mehr auf der Strecke geblieben, aber mir macht heute vor allem die gesamte Entwicklung der Einzelhandelsbranche in Warstein Sorge“, sieht Josef Kneer seinen Laden nur als Beispiel für das große Ganze, „wir müssen in Warstein darauf achten, dass wir unser Geld auch hier vor Ort ausgeben und die lokalen Einzelhändler unterstützen.“

Viel zu schnell sei mittlerweile die Fahrt nach Lippstadt, Soest oder Meschede die Alternative zum kleinen Händler vor Ort: „Wir geben unserer Stadt ja noch nicht mal die Chance, das anzubieten, was wir brauchen.“ Josef Kneer hofft, dass es in seinem Ladenlokal auch nach dem ersten Januar weitergehen wird. Ein Bäcker aus Belecke hat bereits Interesse bekundet. „Hauptsache, es wird kein Leerstand, davon haben wir schon zu viel.“