Warstein. .

Die Kreisstadt liegt unerreichbar vorn: Gemessen an der Kaufkraft— dem Geld, das die Soester für Verbrauchsgüter ausgeben — setzen die Soester Einzelhändler das Anderthalbfache (150,2 Prozent) um. Davon können die Warsteiner Geschäftsleute nur träumen.

In Warstein lag die sogenannte Zentralitätskennziffer — das Verhältnis von örtlichem Umsatz zur Kaufkraft — im vergangenen Jahr bei 84,5 Prozent. „Dabei liegt die Kaufkraft-Kennziffer in Warstein mit 99,8 Prozent relativ hoch“, sagt Thomas Frye, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter bei der IHK Arnsberg, der jetzt das „Handelspolitische Leitbild der IHK“ veröffentlicht hat. So hatte 2011 jeder Warsteiner Bürger zwar 5316 Euro im Portmonee, gab jedoch nicht alles an seinem Wohnort aus. Davon profitierten die umliegenden größeren Städte wie Soest (siehe oben), Lippstadt (Zentralitätsquote von 115,3 Prozent) oder sogar Werl (122 Prozent), wobei letztere dies in erster Linie ihrer bekannten Stellung als regionaler Möbelstandort verdankt.

Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sind die umsatzstärksten Standorte in der Region Lippstadt (382 Mio. Euro Jahresumsatz), Arnsberg (351 Mio.) und Soest (347 Mio.), während der örtliche Einzelhandel in Warstein in 2011 einen Umsatz von 114,8 Mio. Euro erwirtschaftete. Wobei diese statistische Größe auch Schwachpunkte aufweist, „weil der Umsatz in den Filialbetrieben nicht dem Standort, sondern dem Unternehmenssitz zugeordnet wird“, erklärt Frye.

Festhalten lässt sich jedoch, dass in 2006 das für Einzelhandeslausgaben zur Verfügung stehende Einkommen pro Kopf mit 5235 Euro noch um 2,3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt lag, jetzt also um 0,2 Prozent darunter. Doch trotz hoher Einkommen wurden weniger Umsätze gemacht. Die Zentralität lag damals bei nur 79 Prozent, heißt, ein Fünftel der Kaufkraft floss in andere Städte ab. Die Ursache für die abnehmenden Umsätze im Einzelhandel sieht Frye in einem veränderten Ausgabeverhalten: „Es wird nicht mehr so viel für den Konsum ausgegeben, sondern verstärkt für andere Zwecke wie Altersvorsorge, Reisen oder Fitnessstudio und Freizeit.“

Um die Einzelhandelssituation für Warstein zu verbessern, setzt auch Thomas Frye auf das viel diskutierte Großprojekt: „Wenn die Neue Mitte kommt, muss man dies nutzen, um wichtige Impulse für Warstein zu setzen und Defizite im Angebot auszugleichen.“ Und genau dort setzt die von der Stadt beauftragte Stadtforschung Junker und Kruse in Dortmund an. „Wir untersuchen, welche Auswirkungen das geplante Einkaufszentrum auf den vorhandenen Einzelhandel in Warstein und im Ortsteil Belecke und auf benachbarte Städte hat,“ erläutert Sebastian Kocyan von dem Gutachterbüro. Ein Bestandteil werden auch Aussagen darüber sein, „was fehlt und in welchem Umfang Nachbesserungen notwendig sind.“ Erstmals kommt die Expertenrunde zur „Neue Mitte Warstein“ am kommenden Montag im Rathaus zusammen.