Sundern. Durch den Ratsentscheidung soll zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden. Die CDU übt Kritik am geplanten Standort. Mehr lesen Sie hier

Von einer schwierigen Situation in den Flüchtlingsunterkünften spricht Petra Harmann-Schmidt von der Abteilung für Soziale Leistungen in der Sunderner Stadtverwaltung. „Wir brauchen mehr Personal, mehr Wohnraum“, schlägt sie in der Ratssitzung Alarm.

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Die Kapazitäten zur Unterbringung von Geflüchteten seien stark begrenzt, die Erstaufnahmeeinrichtungen der Bezirksregierung belegt und man erhalte von der Bezirksregierung Arnsberg kontinuierliche Zuweisung neuer Geflüchteter. Aktuell befinden sich 415 Menschen in Unterkünften. Auf den ersten Blick wirkt die Situation komfortabel. Denn die Stadt verfügt grundsätzlich über 491 Unterbringungsplätze. Von den somit freien 76 Plätzen sind 51 für Menschen aus der Ukraine, die übrigen 25 sind je nach Konstellation für Menschen anderer Krisenregionen vorgesehen.

Quoten ändern sich

Menschen, die sich aktuell auf die Flucht begeben, werden zeitversetzt in einigen Wochen und Monaten in Deutschland ankommen und dann zwangsläufig auch anteilig irgendwann in Sundern landen.

Solche Wohncontainer wie hier in Ennest könnten in Sundern aufgestellt werden.
Solche Wohncontainer wie hier in Ennest könnten in Sundern aufgestellt werden. © WP | Britta Prasse

In den vergangenen vier Wochen habe man zirka 50 Zuweisungen von Flüchtlingen durch die Bezirksregierung Arnsberg erhalten. Die bis zum 6. Oktober angekündigten Personen seien alle schon zumindest gedanklich untergebracht, deutet Petra Harmann-Schmidt an. Die Zuweisungsquote betrage für Sundern momentan 95 Prozent. Doch wenn mehr Geflüchtete ins Land kämen, würden sich die Quoten verändern und Sundern müsste auch wieder mehr Raum zur Unterbringung schaffen.

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Deshalb hat man in der Ratssitzung am Dienstag den Kauf von Wohncontainern beschlossen. Mit denen soll dann zusätzlicher Wohnraum für bis zu 60 Geflüchtete geschaffen werden. „Für die Entwicklung stehen rund 780.000 Euro aus Landesmitteln zur Verfügung, die der Stadt Sundern bereits zugewiesen wurden und bis zum 31. Dezember dieses Jahres verbraucht bzw. verbindlich beauftragt und dann bis zum 31. März 2024 verbraucht sein müssen“, erklärt Stephan Urny, Leiter des Fachbereichs 5 für Bürgerdienste, Soziales und Ordnung.

780.000 Euro stehen zur Verfügung

Der Kauf der Container wird rund 480.000 Euro der Gesamtsumme von 780.000 Euro verbrauchen. „Hinzu kommen natürlich noch Kosten für die Anbindung der Wohncontainer an Strom, Wasser und Abwasser. Außerdem müssen die Container auch noch ausreichend möbliert werden“, verdeutlicht Urny.

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Insgesamt zeigt sich die Stadtverwaltung zuversichtlich, dass man mit den Landesmitteln auskommt. „Der Anbieter der Container hat uns außerdem versichert, dass er es schafft, alles im engen zeitlichen Rahmen zu realisieren“, sagt Stephan Urny. Als Alternative hatte auch eine Anmietung von Wohncontainern im Raum gestanden. Diese wäre allerdings im Vergleich zum Kauf der Container verhältnismäßig teurer gewesen.

Während die Ratsmitglieder sehr schnell Konsens in der Kauffrage fanden, gab es dagegen eine rege Diskussion über den Standort. Die Verwaltung hatte im Vorfeld drei potenzielle Standorte für das Aufstellen der Container ermittelt. Neben dem Schulhof der früheren Dietrich-Bonhoeffer-Schule standen auch der Rathausplatz und der Schulhof der ehemaligen Grundschule in Westenfeld zur Debatte.

Alternative Standorte

Die CDU machte schnell deutlich, dass sie den Standort Bonhoeffer-Schule nicht präferiere und die Container lieber am Rathaus sehe. Aus den anderen politischen Lagern gab es dagegen deutlich mehr Zustimmung für den Standort Bonhoeffer-Schule. Auch die Verwaltung in Person von Stephan Urny machte sich für diesen Vorschlag stark. „Wir nutzen die ehemalige Schule momentan für die Lagerung von Matratzen, Betten und weiteren Gegenstände zur Versorgung der Flüchtlinge.“ Außerdem sieht Urny an diesem Standort auch eine einfachere und günstigere Versorgung der Wohncontainer mit Strom und Wasser. Möglicherweise könnten sogar die Sanitärräume der Schule so ertüchtigt und umgebaut werden, dass keine zusätzlichen Sanitär- und Waschcontainer angeschafft werden müssten.

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So sehen die Flure der Wohncontainer aus.
So sehen die Flure der Wohncontainer aus. © WP | Britta Prasse

„Wir halten die Anzahl der Plätze und den Standort für nicht sozialverträglich und sehen diese Entscheidung kritisch.“ Die Container werden nun bestellt und sollen bis Ende des Jahres aufgebaut werden. „Wir appellieren an die anderen Fraktionen und die Verwaltung, in dieser Zeit noch einmal über eine Aufteilung der Plätze und Verlagerung auf weitere alternative Standorte nachzudenken“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Lange. „Unser Ziel ist es, dass Integration in Sundern gelingt. Die Entscheidung von Dienstagabend wird nicht dazu beitragen.“

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In der Ratssitzung habe man vorgeschlagen, den Standortvorschlag Rathausinnenhof für 30 Flüchtlinge vorzusehen und einen weiteren Standort für Wohncontainer für insgesamt 30 Flüchtlinge zu suchen. Die Stadt verfügt nach Ansicht der CDU über ausreichend nutzbare Freiflächen.

Wohnquartier

Die Christdemokraten plädieren nach eigener Aussage für eine „dezentrale und sozialverträgliche Unterbringung der Flüchtlinge“. Daher hätten sie sich gegen eine einzelne große Containerunterkunft mit 60 Plätzen ausgesprochen. Zudem sei es Ziel der CDU, das Areal rund um den heutigen Standort der Dietrich-Bonhoeffer-Schule hin zu einem modernen Wohnquartier zu entwickeln, in dessen unmittelbarer Nähe sich die neue sechsgruppige Kita mit künftig über 100 Kindern befindet. Auch der Standort der ehemaligen Grundschule in Westenfeld wurde durch die CDU verworfen, da in dem Gebäude bereits 30 Flüchtlinge untergebracht seien.