Sundern. Die Stadt sucht nach Lösungen für Unterbringung. Enorme Belastungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung
Aktuell leben in der Stadt Sundern mit ihren 16 Ortsteilen insgesamt rund 390 geflüchtete Menschen. Das geht aus einer Präsentation von Petra Harmann-Schmidt hervor, die sie zuletzt im Ausschuss für Wirtschaft, Soziales und Kultur vorgestellt hatte. Darin erklärt die Mitarbeiterin des Fachbereichs 5 für Bürgerdienste, Soziales und Ordnung, dass neben der Kernstadt Sundern der Ortsteil Hachen derzeit die meisten Geflüchteten aufgenommen hat.
Großer Aufwand
Die dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge sei zum einen für die Integration der Menschen in die lokale Gesellschaft ein Vorteil, schließlich würde das Risiko für Konflikte innerhalb der Bevölkerung erfahrungsgemäß deutlich sinken, heißt es aus dem Fachbereich. Zum anderen bedeute die dezentrale Unterbringung einen erheblichen organisatorischen Aufwand für die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung.
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Grundsätzlich bedeutet die Unterbringungssituation der geflüchteten Menschen für die Stadt Sundern eine große Herausforderung. Neben den dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten gibt es derzeit fünf Sammelunterkünfte mit knapp 100 Zimmern. Drei dieser Sammelunterkünfte befinden sich in Hachen, eine in Langscheid und eine in Westenfeld. Eine dieser fünf Unterkünfte ist eine städtische Unterkunft, die vier anderen sind angemietete Gebäude. Die Unterkunft in Langscheid stellt eine Besonderheit dar: Im ehemaligen Bildungszentrum Sorpesee befinden sich ausschließlich Geflüchtete aus der Ukraine, darunter Frauen mit ihren Kindern, aber auch Einzelpersonen. Das Hotelgebäude sollte vom Eigentümer eigentlich veräußert werden, jedoch hatte er es angesichts der Situation in der Ukraine der Stadt Sundern für ein Jahr vermietet. Danach muss die Stadt eine neue Lösung finden.
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Zwei andere angemietete Gebäude bringen für das Team rund um Petra Harmann-Schmidt ein weiteres Problem mit. „Diese Gebäude könnten aufgrund ihrer baulichen Substanz jederzeit ausfallen“, wie die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung erklärt. „Die angesprochenen baulichen Mängel beziehen sich in der Regel auf die Versorgungsleitungen (zum Beispiel Wasser/Abwasser und alte Heizungsanlagen), die aufgrund des Alters der Gebäude einer hohen Belastung unter Umständen nicht standhalten können und größere bauliche Instandsetzungsmaßnahmen an dieser Stelle nicht wirtschaftlich wären. Hier handelt es sich um Gebäude, die seit Jahren nicht mehr bewohnt waren und der Verwaltung dankenswerter Weise für einen befristeten Zeitraum zur Verfügung gestellt bzw. vermietet wurden. Zu dem Zeitpunkt konnte noch niemand davon ausgehen, dass der Angriffskrieg in der Ukraine so lange andauern würde“, so Harmann-Schmidt.
Zeltstadt oder Containerlösung
Es gebe auf dem Markt Firmen, die Flüchtlingsunterkünfte aus Zeltstädten und Containeranlagen errichten und dann auch betreuen. Ob dies eine Lösung für die Unterbringungsprobleme in Sundern sein könnte, ist derzeit aber noch unklar. Auch beim benötigten Personal für die Betreuung und Bewirtschaftung der Unterkünfte bestehe nach Ansicht von Petra Harmann-Schmidt ein erhöhter Personalbedarf.
Bei der dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge kristallisiert sich außerdem immer mehr eine vermeintliche Zweiklassengesellschaft heraus. Während viele Vermieterinnen und Vermieter in den Sunderner Ortsteilen ihre Wohnungen gerne ukrainischen Geflüchteten zur Verfügung stellen, haben es Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder der Türkei deutlich schwieriger. Diese Gruppen stoßen in vielen Fällen auf Ablehnung. „Wir versuchen aber in intensiven Gesprächen die Vermieterinnen und Vermieter zu überreden, auch diesen Menschen eine Chance zu geben“, sagt Petra Harmann-Schmidt.
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Im Zuge des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine habe es in der Bevölkerung ein hohes Maß an Solidarität gegeben. Viele Menschen hätten sich letztes Jahr spontan dazu bereit erklärt, geflohene Menschen aus der Ukraine bei sich selbst oder in leerstehenden Wohnungen aufzunehmen. So konnte die Verwaltung einige Wohnungen/Gebäude für einen zumeist befristeten Zeitraum anmieten. Der Wohnraum stand vorher dem Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung und wird wohl auch nach dem Krieg nicht mehr vermietet werden.
Ohne die Unterstützung der Bevölkerung hätte die Verwaltung die Vielzahl der Geflohenen im Frühjahr und Sommer 2022 nicht unterbringen können, ohne beispielsweise auf Turnhallen zurückgreifen zu müssen. Dafür sei man sehr dankbar, betont die Verwaltungsmitarbeiterin.
Bleibeperspektive und Arbeitserlaubnis
Die Dauer der Unterbringung in den Unterkünften für Geflüchtete aus anderen Ländern sei in der Regel keineswegs nur auf wenige Wochen und Monate beschränkt. Häufig seien die betroffenen Personen über Jahre in den Unterkünften untergebracht. Ein Grund hier sei, dass es den Geflohenen oftmals schwerfalle, eigenen Wohnraum zu finden. Gründe hierfür könnten unter anderem die befristeten Aufenthaltstitel, die fehlende Arbeitserlaubnis, eine schlechte Bleibeperspektive oder große Familien – für die es nicht genügend Mietwohnungen gibt – sein.
Vor dem Hintergrund dieser Gesamtgemengelage findet die Beigeordnete der Stadt Sundern, Dr. Jaqueline Bila, klare Worte: „Unsere Kapazitäten zur Unterbringung der Geflüchteten sind ausgeschöpft. Wir brauchen daher eine Entscheidung, wie wir diese Menschen künftig unterbringen möchten!“