Herdringen. Bundesförderung in Höhe von 17,5 Millionen Euro soll Zukunft von Schloss Herdringen als Museum und kulturelles Leuchtturm-Projekt sichern.
Die Zukunft des Schlosses Herdringen ist gesichert: Das vor eineinhalb Jahren in eine Kulturstiftung übergegangene Kulturdenkmal erhält vom Bund eine Förderung in Höhe von 17,5 Millionen Euro. Damit soll der Erhalt, aber vor allem auch die vielen Pläne zur Öffnung für die Öffentlichkeit nachhaltig unterstützt werden. Entstehen soll ein Museum von nationaler Bedeutung als kulturelles Leuchtturmprojekt, von dem auch das gesamte Sauerland als Tourismusregion profitieren soll. Insgesamt sollen rund 41 Millionen Euro investiert werden.
Entsprechend groß war die Freude in Herdringen. „Die Zusage des Bundes zur Bereitstellung von Fördermitteln für die Kulturstiftung Schloss Herdringen ist eine riesige Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Schlossanlage und dem Erhalt des Kulturschatzes der Familie von Fürstenberg - Herdringen“, erklärt Stiftungsdirektor Dr. Bernd Schmidt-Nagel auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Fördermittel seien von entscheidender Bedeutung, um die Anlage Schloss Herdringen museal und als Zentrum für die Verfolgung gemeinnütziger Zwecke auszubauen. „Es wird so ein bedeutender regionaler Mehrwert für unsere Gemeinschaft geschaffen. Darauf können wir uns freuen“, so Bernd Schmidt-Nagel. Maßgeblich verantwortlich für die 118-seitige Antragsstellung waren vor allem Museumsleiter Dr. Robert Scheck, sein Stellvertreter Dr. Martin Fell und Stiftungsratsvorsitzender Baron Maximilian von Fürstenberg - und das alles in enger Zusammenarbeit mit Dr. Bettina Heine-Hippler vom Landschaftsverband Westfalen Lippe. Die Denkmal-Beauftragte des LWL spricht von einem Projekt, „das die Kulturlandschaft im Sauerland verändern wird“. Das Schloss Herdringen hat den Anspruch Kultur der Region in starkem Maße zu vernetzen.
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In den vergangenen Wochen und Monaten hatten sich vor allem die beiden heimischen Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese (SPD) und Carlo Cronenberg (FDP) für die Förderung stark gemacht. Das Schloss Herdringen mit seinen vielen Schätzen kann so nicht nur baulich und denkmalpflegerisch gestützt werden, sondern auch die eingeleitete Öffnung als Museum für die Geschichte des Hauses Fürstenberg, für Kunst und für Mineralien kann vorangetrieben werden. Die Förderung fließt unter anderem in notwendige denkmalgerechte Umbauten, eine Innendämmung der Gebäude sowie den Aufbau der Museumsinfrastruktur und der Entwicklung eines Museumskonzepts. Für die Gestaltung von baulichen Elementen soll es auch einen Architektenwettbewerb geben.
Das Jagdschloss Herdringen als eines der bedeutendsten Kulturgüter des Sauerlandes will seine Türen regelmäßig für die Öffentlichkeit öffnen. Die Kulturstiftung Schloss Herdringen - sie ist Trägerstiftung der Fürstenberg’schen Betriebe und Grundbesitze - hatte bereits im vergangenen Jahr erklärt, im Verlauf des Jahres 2023 einen schrittweise umgesetzten „Museumsbetrieb“ in dem bedeutenden Schloss starten zu wollen (wir berichteten). Nun kommt ganz neue Dynamik in den Prozess. Das nun komplett groß gedachte Museum wird frühstestens 2032 eröffnet werden können. Bis dahin aber soll es schon Führungen geben.
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Das alles gilt auch als das große Vermächtnis des im Frühjahr 2022 verstorbenen Freiherrn Wennemar von Fürstenberg. Noch zu Lebzeiten, lange vor seinem Tod, hatte er die Weichen für die Öffnung gestellt. Die Stiftung war schon im November 2021 gegründet worden und deren Stiftungsdirektor Bernd Schmidt-Nagel bereits vorher als stellvertretender Verwaltungsleiter eingestellt worden. Auch der Museumsleiter Robert Scheck war schon seit 2020 in Herdringen tätig, um den Aufbau des Museums voranzutreiben.
Über allem steht die Stiftung, die sich auf Wunsch vom Freiherrn Wennemar von Fürstenberg die Schwerpunkte Denkmalpflege, Kunst und Kultur sowie die Förderung von Forschung und Wissenschaft als Stiftungszwecke aufgetragen hat.
Tatsächlich wäre die Bundesförderung in zweistelliger Millionenhöhe ohne diese Stiftungslösung nicht möglich gewesen. „Entscheidend für den Förderbescheid ist auch die Öffnung des Denkmals für die Öffentlichkeit“, erklärt Dirk Wiese (SPD). Eng eingebunden in den Prozess der Förderung und deren Vorbereitung war auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit seiner Denkmalschützerin Bettina Heine-Hippler. „Ohne ihr Engagement und ihre Vorarbeit wäre das Projekt so nicht in die Programmförderung aufgenommen worden“, betont Wiese, der wie Cronenberg bereits zahlreiche andere Förderanträge aus dem Sauerland erfolgreich begleiten konnte. Mit dem Haushaltstitel „Zuschüsse für investive Kulturmaßnahmen bei Einrichtungen im Inland (KulturInvest)“ fördert der Bund – die Beteiligung des Bundes beträgt grundsätzlich bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, den Rest bringt die Stiftung selbst auf – Investitionsmaßnahmen zum Erhalt und zur Profilierung national bedeutsamer und das nationale Kulturerbe prägender Kultureinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Empfehlungsschreiben für den Förderantrag hat es auch vom heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Friedrich Merz (CDU) gegeben.
„National bedeutendes Kulturerbe“
Das Museum im Schloss Herdringen sollte nach den ursprünglichen Planungen aus drei Elementen bestehen - nun aber ergeben sich durch die Anerkennung als „national bedeutendes Kulturerbe“ und die Förderung auch der notwendigen Umbauten und Sanierungen ganz andere Möglichkeiten und Planungen. Im Zentrum stehen soll das Schloss mitsamt seiner Parkanlagen, die außergewöhnliche Gemäldesammlung, die Fürstenberg’sche Bibiliothek sowie die Schatzkammer mit dem bedeutenden Eisenhoiter Silberschatz. Anders als ursprünglich geplant, wird sich das Museum dann über das gesamte Schloss inklusive der Vorburg erstrecken können. Entstehen sollen Bereiche für ein Museumscafé und -shop sowie auch für wechselnde Ausstellungen.
Das Gebäudeensemble für sich ist schon ein kultureller Schatz. In den Jahren 1844 bis 1853 wurde das eigentliche Schloss nach den Plänen vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner errichtet und ist seitdem eines der prägendsten Kulturgüter der Stadt Arnsberg. Die Fürstenberg’sche Geschichte in Arnsberg aber begann früher: 1618 kaufte der Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg das Anwesen, auf dem zwischen 1683 und 1723 die dreiflüglige Vorburg entstand.
Auf diese Geschichte will auch das Museum eingehen. „Die Familie Fürstenberg spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte Nordrhein-Westfalens“, sagte Robert Scheck unlängst bei einem Ortstermin. Im Erdgeschoss soll eine Zeitreise gestartet werden - im Wandelgang durch die Flure Prachtzimmer des Schlosses. Die Historie des Standortes und der Familie kommt in jedem Raum zum Ausdruck. Gezeigt werden sollen Salons, Rüstzimmer und das gräfliche Esszimmer. Hergestellt werden soll weitestgehend der Zustand aus dem Zeitraum zwischen 1902 und 1904. Bis dahin prägten Franz Egon von Fürstenberg (1818–1902) und dessen Ehefrau Caroline Freiin von Stael-Sutthausen Optik und Einrichtung des Schlosses.
Kunstliebhaber sollen zudem eine herausragende Ausstellung alter Meister - vor allem aus der flämischen Kunst - zu sehen bekommen. Eine Gemäldegalerie wird konzipiert. Eine lange als Leihgabe im Landesmuseum Münster verweilende Sammlung wird zurückgeführt.
Darüber hinaus wartet ergänzend die naturkundliche Sammlung. In ihr sollen erdgeschichtliche Sammelstücke und Mineralien ausgestellt werden. „Viele hat der Baron selbst gefunden“, erzählte Gustav Fahnenbrauck, der Generalbevollmächtigte und Verwaltungsleiter des Jagdschlosses, unlängst bei einem Ortstermin.